(OT: „One Piece Film Z“, Regie: Tatsuya Nagamine, 2012)
Manchen Leuten ist aber auch echt nicht zu helfen. Da wollten die Crewmitglieder der Srohhutbande einfach mal nur nett sein und fischen den Schiffbrüchigen aus dem Meer. Und dann das! Der Fremde ist nicht nur besonders verletzt, sondern auch besonders mächtig. Und mächtig böse. Auf Piraten. Selbst mit vereinten Kräften schaffen es Luffy und die anderen nicht, den unbekannten Feind zu besiegen. Schlimmer noch: Aufgrund einer Spezialfähigkeit sind Nami, Brook, Chopper und Nico Robin plötzlich 12 Jahre jünger – was sich nicht positiv auf die Kampfkraft ausübt. Also erst einmal weg, verschnaufen, in Ruhe überlegen, was zu tun ist. Während sich die Piraten sammeln, erfahren sie, dass dieser Zephyr noch von ganz anderen Leuten dringend gesucht wird, da er nichts Geringeres als die Zerstörung der Neuen Welt geplant hat.
Auf manche Sachen war eigentlich immer Verlass: Der aktuelle Sommer ist nie so toll wie der davor. Die Bahn findet täglich neue Ausreden, warum sie gerade heute wieder nicht pünktlich ist. Im März kommt ein neuer Kinofilm zu Eichiiro Odas Piratenepos „One Piece“ in die Kinos. Während die ersten beiden Punkte noch immer Bestand haben, sorgt der dritte inzwischen für lange Gesichter. Schon der zehnte Film Strong World unterbrach nach zehn Jahren den Lauf, indem er erst im Dezember 2009 gezeigt wurde. Bei Z sollte es im Anschluss sogar drei Jahre dauern, die Fans ohne einen weiteren Großauftritt auskommen mussten.
Wiedersehen macht Freude
Getan hat sich in diesen drei Jahren eine Menge. Und gleichzeitig wieder nicht. Eine große Neuerung bei Z ist natürlich, dass der Film der erste ist, der nach dem großen Zeitsprung der Vorlage spielt. Wer von dem nichts weiß, weder Manga noch TV-Serie kennt, sein Wissen über One Piece lediglich aus dem Filmen bezieht: macht nichts. Von ein paar kleineren kosmetischen Änderungen abgesehen gibt es hier nicht wirklich viel Neues zu sehen. Man versuchte zwar nicht, Neueinsteiger in die Welt der Piraten einzuführen – über Figuren wie Szenario wird kein Wort verloren. Der Handlung dürfte aber auch so ziemlich jeder folgen können, denn die ist recht sparsam.
Eigentlich besteht Z fast ausschließlich aus Kampfszenen. Ganz auf den bekannten Humor muss hier nicht verzichtet werden. So ist Luffy immer noch gefräßig, Sanji nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um Frauen anzubaggern und zu begaffen – was im Fall der verjüngten Nami leicht verstörend ist. Ansonsten darf die inzwischen auf eine stattliche Anzahl angewachsene Piratencrew aber vor allem zeigen, dass sie alles mitbringt, um Auseinandersetzungen gleichermaßen effektiv wie komisch zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Dem gegenüber steht ein Antagonist, der wohl die tragischste Gestalt seit Baron Omatsumi und die geheimnisvolle Insel darstellt so wie der Ton allgemein oft etwas düster ist.
Viel Action, wenig Persönlichkeit
So ganz nutzt der Film zwar nicht das Potenzial seiner Charaktere, zumindest die jeweiligen Persönlichkeiten bleiben etwas auf der Strecke. Dafür ist Z einer der wenigen Kinoauftritte, bei denen wirklich jeder seine ausgefallenen Kampfkünste ausgiebig demonstrieren darf. Da diese zudem zwischenzeitlich eine hohe Durchschlagskraft erreicht haben, die Strohhutbande tatsächlich ernstzunehmende Gegner geworden sind, dürfen sich Fans auf epische Schlachten freuen, in denen ständig irgendwo etwas passiert. Der Abenteuergedanke wurde leider zurückgeschraubt, geheimnisvolle Schätze gibt es nicht. Dafür aber Action satt.
Die ist insgesamt auch gut anschaubar. Sicher, die ganz großen kreativen Luftsprünge hat das Traditionsstudio Toei (Die Schatzinsel, Dragon Ball Z – Resurrection ‚F‘) hier nicht vorgeführt. Aber das dürfte inzwischen wohl keiner mehr von ihnen erwarten. Immerhin ist die Arbeit hier solide, von kleineren etwas zu sehr herausstechenden Computerelementen vielleicht einmal abgesehen. Was schon eine Menge ist im Vergleich zu den ersten Teilen der Reihe, die damals nicht einmal fürs Fernsehen gut gewesen wären. Fans des Kultmangas werden hier also auf ihre Kosten kommen, Anhänger von actionlastigen Animes auch. Wer hingegen ein bisschen mehr Inhalt erwartet, der könnte sich angesichts der groß angelegten Dauergefechte und der fehlenden Abwechslung schnell langweilen.
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