(OT: „Paris Can Wait“, Regie: Eleanor Coppola, USA, 2016)
An und für sich ist es ein ganz schönes Leben, das Anne (Diane Lane) da führt. Aber so richtig erfüllend ist es nicht. Ihr Mann Michael (Alec Baldwin) – ein erfolgreicher Hollywood-Produzent – ist ständig unterwegs. Die gemeinsame Tochter ist gerade dabei, sich abzunabeln. Als Michael in Südfrankreich mal wieder seiner Arbeit nachgeht und der gemeinsame Kurzurlaub ins Wasser fällt, nimmt Anne das Angebot von Michaels Geschäftspartner Jacques (Arnaud Viard) an, sie ihm Auto nach Paris mitzunehmen. Einige Stunden hätte die Fahrt eigentlich nur dauern sollen, am Ende werden Tage draus. Während die beiden durch das Land fahren, gibt es schließlich eine Menge zu entdecken und zu genießen.
Beispiele, dass manche erst etwas später auf dem Regiestuhl Platz genommen haben, die gibt es nicht zu wenige. Oft handelt es sich dabei um Künstler, die sich an etwas Neuem versuchen wollen. Schauspieler zum Beispiel. Oder auch der Modedesigner Tom Ford, der erst mit 48 Jahren sein Debüt A Single Man ablieferte. Und doch ist er nicht mehr als ein junges Küken, wenn man ihm Eleanor Coppola danebenstellt. Stolze 80 Jahre war sie, als sie Paris kann warten gedreht hat. Wobei die Ehefrau von Francis Ford (Apocalypse Now) und Mutter von Sophia (Lost In Translation) mit Inszenierungen durchaus ihre Erfahrungen gesammelt hat. Bisher handelte es sich dabei jedoch um dokumentarische Arbeiten, hier wagt sie sich das erste Mal an einen Spielfilm.
Ein Fest für die Sinne
Zum Teil zumindest. Ein eigener Road-Trip von Cannes nach Paris inspirierte sie dazu, die Geschichte einer Rundfahrt durch Frankreich zu erzählen. Und auch wenn Paris kann warten nur bedingt autobiografisch ist, man merkt dem Film doch an, welch starken Eindruck die Grande Nation bei der Grande Dame hinterlassen hat. Dass sie hier ihren Erinnerungen nachgeht. Als eine Liebeserklärung an das Land könnte man die Komödie bezeichnen. An die Natur, die Lavendelfelder. An kulturelle Errungenschaften wie imposante Kathedralen oder auch Aquädukte aus der Römerzeit. Und vor allem ans Essen.
Er müsse einmal jede Stunde anhalten, sagt Jacques gleich zu Beginn. Es kommt einem aber wesentlich häufiger vor, da nicht die Fahrt im Mittelpunkt steht, sondern die Zwischenstopps. Eigentlich sieht man die beiden ständig beim Essen, in schicken Restaurants zudem, man will ja schließlich Eindruck schinden. Dass Jacques kein Geld dafür hat, ist Nebensache. Man lässt es sich gutgehen, lebt über seine Verhältnisse, genießt den Augenblick. Ein sehr sinnlicher Film ist Paris kann warten dadurch geworden, ständig werden die Augen verwöhnt – auf die eine oder andere Weise –, im Laufe der anderthalb Stunden wird die Sehnsucht immer größer, selbst die Koffer zu packen und es den beiden gleichzutun.
Ein schön verpackter Hauch von nichts
So ansehnlich der Beitrag vom 35. Filmfest München dabei geworden ist, so wenig Gehalt hat der. Ein Soufflé, das als Bild wunderbar ist – nicht zufällig fotografiert Anne ständig das Essen –, aber im Grunde nicht mehr als luftige Süße. „Langweile ich Sie?“, fragt Jacques an einer Stelle, als er seine Weinkenntnisse demonstriert. Worauf Anne erst ein wenig herumdruckst, bevor sie mit „Ja“ antwortet. Ganz ähnlich geht es einem als Zuschauer des Films. Charmant ist Paris kann warten sicher, zumal Lane (Man of Steel, Trumbo) auch das Beste aus ihrer Rolle herausholt. Es ist nur nicht sehr viel, was Coppola ihr und Viard da an die Hand gibt. Beiden Figuren fehlt das Profil, die Dialoge drehen sich meist um Nichts, eine tatsächliche Handlung hat der Film ohnehin nicht. Auch wenn der Film durchaus nett ist, so weckt er doch vor allem den Wunsch, man wäre selbst Teil dieses Trips gewesen und hätte die beiden zu Hause gelassen. Denn einen wirklichen Unterschied macht es nicht, ob Anne und Jacques nun dabei waren oder nicht.
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