(OT: „Penny Dreadful – Season 3“, Regie: Damon Thomas, Toa Fraser, Paco Cabezas, USA, 2016)
Von der einstigen Gemeinschaft ist nicht viel übrig geblieben, die Kämpfer gegen das Böse hat es über die ganze Welt verstreut. Während Sir Malcolm Murray (Timothy Dalton) nach Afrika gereist ist, um seinen treuen Diener zu beerdigen, verschlug es Ethan Chandler (Josh Hartnett) in seine Heimat USA, um dort seinen Dämonen zu begegnen. Dr. Victor Frankenstein (Harry Treadaway) wiederum leidet noch immer darunter, dass sich Lily (Billie Piper) von ihm losgesagt hat und nun bei Dorian Gray (Reeve Carney) lebt. Und auch Vanessa Ives (Eva Green) hat schwer mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, weshalb sie Hilfe bei Dr. Florence Seward (Patti LuPone) sucht. Aber auch der gutaussehende Zoologe Dr. Alexander Sweet (Christian Camargo) scheint geeignet, ihr durch die Dunkelheit zu helfen. Aber es soll nicht lange dauern, bis sich die Wege der Mitstreiter wieder treffen, denn eine neue Bedrohung lauert bereits in den Schatten.
Es war schon ein eigenartiges Konzept, mit dem der für einen Oscar nominierte Drehbuchautor John Logan (Gladiator, Aviator, Hugo Cabret) da ankam. Eine Serie, in der mehrere literarische Horrorurgesteine zusammentrafen? Das konnte eigentlich nur im Trash enden. Und doch war Penny Dreadful von Anfang an eine Ausnahmeerscheinung, wie es Oscar Wilde und Mary Shelley kombinierte, um Vampire und Werwölfe ergänzte und dazu noch einige der faszinierendsten Genrefiguren hinzustellte. Ein bisschen campy vielleicht, aber doch sehr atmosphärisch war das Mashup eine der interessantesten und unterhaltsamsten TV-Produktionen in ihrem Genre.
Zwei prominente Neuzugänge
Das gilt auch für die dritte und leider letzte Staffel. Ob Logan schon beim Schreiben wusste, dass Penny Dreadful anschließend zu Ende sein würde, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall nutzt er das Finale, um sein Ensemble ein weiteres Mal um spannende Persönlichkeiten zu erweitern. Genauer pickte er sich zwei weitere Horrorklassiker heraus, die bei einem derartigen Klassentreffen nicht fehlen dürfen: Bram Stokers „Dracula“ sowie „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert Louis Stevenson, verkörpert durch Shazad Latif. Abgerundet wird das Ensemble durch den Apachen Kaetenay (Wes Studi), der eine Verbindung zu Ethan hat, und Catriona Hartdegen (Perdita Weeks), eine kampferfahrene Expertin des Übernatürlichen. Dabei zeigt sich auch wieder Logans Liebe zum Detail: Vanessas Therapeutin Dr. Florence Seward, eine Anspielung auf eine Figur aus „Dracula“, wird von Patti LuPone gespielt, die schon in Staffel 2 eine für Vanessa wichtige Rolle innehatte.
Angesichts dieser Massen an Figuren kann einem schon einmal ein bisschen schwindlig werden. Tatsächlich war ein großes Problem der Vorgängerstaffel, dass durch die vielen Handlungsstränge die Geschichte kaum noch vorankam. Das ist dieses Mal anders. Wenn es Beschwerden an dem Tempo gibt, dann dass es nun im Gegenteil zu hoch ist. Vor allem zum Schluss, wenn alle endlich wieder zusammenfinden, wird mit einem Affenzahn dem Finale entgegengerannt – wer kurz wegschaut, hat es fast schon verpasst. Zudem haben sich einige der Stränge auch verselbständigt: Lily und Dorian haben nur noch marginal mit den anderen zu tun, Frankensteins Kreatur (Rory Kinnear) darf eine emotionalere Fassung zeigen, bleibt insgesamt aber ein Außenseiter. Jekyll hat zudem nicht die Zeit, sein Potenzial auszuleben.
Hochspannung im Horrorkabinett
Aber das Problem der zahlreichen Nebenschauplätze hat Penny Dreadful von Anfang an geplagt, Fans der Vorgängerstaffeln werden hier also kaum enttäuscht sein. Die düstere Atmosphäre des viktorianischen Englands, in der fast alles in Schwarz oder Blau gehalten ist, die ist noch immer so dicht wie der allgegenwärtige Nebel. Und die Spannung ist diesmal sogar noch etwas höher: Gerade durch das Auftauchen Draculas und seiner Kreaturen der Nacht, aber auch eine längere Passage, die sich mit Vanessas Innenleben befasst, zeigen, dass solche Horror-Crossovers – dem enttäuschenden Die Mumie zum Trotz – tatsächlich geeignet sind, dem geneigten Publikum das Fürchten zu lehren.
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