(OT: „Persona 5 the Animation -The Day Breakers-“, Regie: Takaharu Ozaki, Japan, 2016)
In Tokio ist derzeit der Teufel los. Zum einen wäre da eine skrupellose Räuberbande, die Läden ausraubt, als gäbe es kein Morgen mehr. Zum anderen macht dieses Gerücht die Runde, dass eine Gruppe von Leuten, die sich „Phantom Thieves of Hearts“ nennen, sich übelgesinnter Menschen annimmt. Wie eben besagter Räuber. Tatsächlich nehmen sie auch nur allzu gern die Aufgabe an, den Verbrechern das Handwerk zu legen. Ganz einfach ist das jedoch nicht, denn bei der Bande geht einiges nicht mit rechten Dingen zu.
Es war einmal vor langer Zeit eine Rollenspielreihe, die sich bewusst an Erwachsene und Harcoregamer richtete – mit knackigen Kämpfen und dämonischen Figuren. Doch irgendwann merkten die geschäftstüchtigen Leute der Videospielfirma Atlus, dass man noch mehr Geld machen kann, wenn man aus der Nische austritt. Seither fährt man ein wenig zweigleisig: Während die Ursprungsreihe „Shin Megami Tensei“ nach wie vor eher die alten Fans im Blick hat, ist „Persona“ für den Mainstream zuständig. Und das bedeutet eben auch, dass andere Medien bedient werden müssen. Animes zum Beispiel.
Während die Filme und Serien zu „Persona 3“ (#1 Spring of Birth) und „Persona 4“ späte Adaptionen der jeweiligen Spiele waren, wollte man bei „Persona 5“ nicht so lange warten. Anstatt die bekannten Geschichten noch einmal zu erzählen, lieferte man letztes Jahr bei The Day Breakers einen Prolog zum noch folgenden Spiel. Vergleichbar zum Kollegen Kingsglaive: Final Fantasy XV ist das hier dann auch nur sehr bedingt als eigenständiges Werk zu gebrauchen. Eine in sich abgeschlossene Geschichte sollte das gar nicht haben, vielmehr Lust machen auf das, was da noch kommt.
Appetithappen für Fans
Ob das bei Nicht-Fans funktioniert, darf bezweifelt werden. Wo bei der Konkurrenz zumindest noch versucht wurde, eine eigene Welt zu etablieren, hat man sich das hier fürs Spiel aufgehoben. Eigentlich erfährt man so gut wie gar nichts über die Umstände, man fängt lieber in medias res an. Das, was man erfährt, ergibt zudem nicht wirklich Sinn. Dafür gibt es eine sprechende Katze, den gewohnten Dämonen-Religionsmischmach, zumindest in Andeutung, und Figuren, wie man sie in jedem Anime finden könnte.
Dafür ist doch eine ganze Menge los. Ein bisschen Humor, ein bisschen Kämpfen, dazu sogar noch ein Twist – die 24 Minuten Laufzeit sind bis zum Rand gefüllt. Langeweile braucht man hier also nicht zu befürchten. Auch die Umsetzung durch das Studio A1-Pictures (Fairy Tail: Dragon Cry, Sword Art Online – Ordinal Scale) geht in Ordnung. Muss man The Day Breakers gesehen haben? Nicht wirklich, dafür ist die Geschichte zu offensichtlich nur Teil eines größeren Ganzen. Nach der ewig langen Wartezeit von neun Jahren zwischen Teil 4 und 5 ist der Begleitanime aber doch zumindest ein netter Happen, den man sich in Vorbereitung anschauen kann – sowohl auf das Spiel wie auch den später mit Sicherheit noch folgenden „richtigen“ Anime.
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