(OT: „War for the Planet of the Apes“, Regie: Matt Reeves, USA, 2017)
Nach den Ereignissen aus Planet der Affen: Revolution ist die Welt in zwei Lager gespalten. Der kursierende Virus hat die Menschheit stark dezimiert und das verbleibende Militär ringt um die Vorherrschaft des sich im Chaos befindenden Planeten. Caesar (Andy Serkis), der Anführer der Affen, kämpft für die Zukunft seiner Familie und Freunde, die sich im tiefen Wald versteckt halten. Als das Versteck aufgrund eines Verrats ausfindig gemacht wird, lässt das nächste Blutbad nicht lange auf sich warten. In einem Krieg, bei dem es keine Gewinner, nur Überlebende gibt, sieht Caesar sein einziges Heil in der Offensive. Während sich die Hinterbliebenen in Sicherheit bringen sollen, will er dem Ganzen ein Ende setzen. Er macht sich auf die Suche nach dem Colonel (Woody Harrelson), der den nächtlichen Angriff anführte und den wohl letzten Widerstand zu einem friedlichen Dasein verkörpert. Der ist ihm immer einen Schritt voraus, fängt den restlichen Clan ab und kurz darauf läuft ihm auch der Rache erfüllte Caesar in die Falle. Die Lage scheint aussichtslos, aber in Zeiten der Not zählt nicht nur der Mut des Einzelnen, sondern der Wille aller. Es entbrennt ein alles entscheidender Aufstand der versklavten Affen.
Der nunmehr neunte Kinofilm des Franchise und dritte des Reboots lässt darauf schließen, dass sprechende Affen niemals aus der Mode geraten – man siehe Größen der aktuellen Weltpolitik. Aber Spaß beiseite, denn mit Planet der Affen: Survival nähert sich Caesars Reise dem Ende. Aus dem Labor, in den Zoo, in die Freiheit, in den Krieg. Immer mit dabei, Andy Serkis (The Avengers 2: Age of Ultron), den man auf der Leinwand kaum wiedererkennt, aber in jeder Bewegung des Affen-Anführers spürt. Seine Rollen als Gollum (Der Herr der Ringe und Der Hobbit), Kong (King Kong) und Snoke (Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht) brachten ihm globale Anerkennung. Er ist der unangefochtene Primatenflüsterer Hollywoods, der sich auf vier Beinen wohler zu scheinen fühlt als auf zwei. Umso einschneidender ist die Entwicklung von Caesar innerhalb der drei Teile. Vom Kind zum Anführer zum Märtyrer. Liegt seine persönliche Entwicklung in Planet der Affen: Prevolution (2011) deutlich im Fokus, kehrt das Augenmerk in Planet der Affen: Revolution (2014) zurück auf die eigentliche Handlung und den Kampf mit den Menschen. Grund dafür, könnte der Absprung von Regisseur Rupert Wyatt (The Gambler) sein, der nach dem ersten Film das Zepter an Matt Reeves (Cloverfield) übergab. Der drehte den Action-Regler des zweiten Teils sogleich um einige Dezibel nach oben und für den neusten Teil an den Anschlag.
Geteiltes Leid
Der Adrenalin getränkte Rundumschlag aus heimatlosen Affen und gebrochenen Menschen in einer postapokalyptischen Welt stellt die Weichen schnell auf Konfrontation. Die Affen wollen in Ruhe gelassen werden, die Menschen wie immer ein für allemal klarstellen, wer in der Nahrungskette ganz oben steht. Interessant ist dabei, dass Caesar nach dem Angriff auf seine Familie auf Rache sinnt. Ist er normalerweise die entscheidende Stimme der Vernunft, die emotionalen Ausbrüchen seiner Artgenossen mit Verständnis begegnet, ist er es diesmal selbst, der seinem Schmerz Folge leisten will. Diese Wut lässt ihn untypisch blind und anfällig für folgende Auseinandersetzungen mit dem Colonel und seiner Armee werden, gibt seinen Gefolgsleuten allerdings die Chance, das Blatt zu drehen und den sonst so rational denkenden Anführer ihre helfende Hand zu reichen. Was damit beginnt, dass ihn seine treusten Freunde begleiten, als der es alleine mit den Menschen aufnehmen will.
Neue Verbündete
Caesar ist noch immer der charismatische Frontmann der Affentruppe, der sich seine Leinwandzeit diesmal aufteilen muss. Anstatt der One-Man-Show gibt es viele verschiedene Charaktere, die mehr oder minder imposant in Erscheinung treten. Darunter alte Bekannte, wie dem gutmütigen Orang-Utan Maurice (Karin Konoval), dem treuen Rocket (Terry Notary) sowie dem selbstlosen Gorilla Luca (Michael Adamthwaite) und neue Freunde, wie der stummen Nova (Amiah Miller) als auch dem Kindskopf Bad Ape (Steve Zahn). Gerade Letzter entwickelt sich zum zweischneidigen Schwert, welches durch die angespannte Atmosphäre schneiden und für den ein oder anderen Lacher sorgen soll, aber nicht selten fehl am Platz wirkt. Allgemein bedrängt einen das Gefühl, dass es der Film allen Recht machen will und sich dafür bei erfolgreichen Größen bedient.
Eine Idee, sie alle zu knechten
Vor allem die Herr der Ringe Reihe scheint für Regisseur Matt Reeves eine große Inspirationsquelle gewesen zu sein. Die Gruppe, die sich Frodo/Caesar anschließt, um nach Mordor/zur Festung des Colonels zu gelangen; der Endkampf, der in vielerlei Hinsicht der Schlacht von Helms Klamm gleicht und sogar die cineastischen Kamerafahrten gegen Ende, die man leicht mit denen verwechseln könnte, die das Volk von Rohan auf ihrer Reise nach Helms Klamm zeigen. Selbst in der Bibel findet Herr Reeves einige interessante Ansätze, so will Moses/Caesar sein Volk aus der Sklaverei in das gelobte Land führen. Ein Safe Haven für Klein und Groß, wie es schon der zuletzt erschienene Logan – The Wolverine, I am Legend, The Walking Dead und viele mehr vorgemacht haben. Die biblische Annäherungsweise ist gar nicht so abwegig, wirft man einen Blick auf die Entschlossenheit und Hingabe Caesars, der bis zum Äußersten geht, um seinem Clan eine bessere Zukunft zu versichern.
Nur einer von vielen
Leider wirkt dieser epochale Kampf um die Freiheit zu gewollt, gezwungen und schon mal dagewesen. Emotionale Momente gibt es vor allem dann, wenn die Gewehre ruhen und die Realisation einsetzt, dass es vielleicht kein Happy Ending geben könnte. Daraufhin folgt meist eine völlig deplatzierte Slapstickeinlage von Bad Ape und das Gefühl ist verflogen. Ein eher matt wirkender Woody Harrelson (Die Unfassbaren 2) als Antagonist raubt der Situation jegliche Gefahr, trotz krampfhafter Versuche, einen vom Gegenteil zu überzeugen. Der Film hakt einen Checkpoint nach dem anderen ab, den es für ein klassisches Actionspektakel benötigt und trifft damit wohl den Nerv des durchschnittlichen Kinogängers, lässt Fans der Serie jedoch im kalten Regen der Einfallslosigkeit zurück.
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