(OT: „A United Kingdom“, Regie: Amma Asante, UK, 2016)
Gegen Ende seiner Studienzeit im England der 40er Jahre verliebt sich der junge Afrikaner Seretse Khama (David Oyelowo) in die schöne Büroangestelltin Ruth Williams (Rosamund Pike). Als wäre die Liebe der beiden aufgrund des Rassenunterschieds nicht ohnehin ein Dorn im Auge der kritischen Gesellschaft, ist er zudem werdender König vom heutigen Botswana, der schon sehr bald zurück in sein Heimatland kehren soll, um die Thronnachfolge anzutreten. Gegen den Willen aller heiraten sie und fliegen gemeinsam nach Afrika. Dort sind die Einheimischen genauso wenig von dem weißen Mitbringsel ihres künftigen Königs begeistert wie die jeweiligen Regierungen. Diese setzen es sich zum Ziel, das eheliche Bündnis zu zerstreuen und schicken Seretse ins unbefristete Exil. Er kämpft für seine baldige Rückkehr, während Ruth schwanger, in einem für sie unbekanntem Land, nach eigenen Wegen sucht, ihren Ehemann sicher zurückzubringen.
Eine Liebe, wie sie nur das Leben selbst schreiben kann. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, die Ende der 40er Jahre für internationale Aufmerksamkeit sorgte. Der König und die Büroangestelltin, der Schwarze und die Weiße. Eine Ehe, die nach Meinung vieler damals niemals hätte geschlossen werden dürfen. Und doch trotzten beide bis zuletzt jeglichen Hindernissen, die in Zeiten der Apartheid, dem politischen Wirbelsturm, dem Druck der eigenen Familien und Regierungen sowie der Skepsis des afrikanischen Volks unüberwindbar schienen. Erfahrungen mit historischen Liebesdramen und dem Rassenkonflikt konnte Regisseurin Amma Asante bereits mit dem 2013 erschienenen Film Dido Elizabeth Belle sammeln. In den Hauptrollen zeigen sich Selma-Schauspieler David Oyelowo und Rosamund Pike, die für ihre furchteinflößend authentische Darstellung in Gone Girl 2015 für einen Oscar nominiert wurde. In Nebenrollen: Jack Davenport als Sir Alistair Canning, Tom Felton als Rufus Lancaster und Laura Carmichael als Ruths Schwester Muriel.
Weiße nicht willkommen
Alles beginnt mit dem ersten Treffen der beiden Turteltauben. Ein großes Vorspiel benötigt es nicht, da sind sie schon Hals über Kopf ineinander verliebt und schmieden erste Zukunftspläne. Genauso lange dauert es dann auch, bis sie der erste Gegenwind ereilt. Pöbeleien auf der Straße, schräge Blick bei der Arbeit und erste Belehrungen der Familienangehörigen. Viel interessanter wird es allerdings, wenn das frisch vermählte Ehepaar zum ersten Mal gemeinsam afrikanischen Boden betritt. Ruth spürt die Folgen der Apartheid am eigenen Leibe und muss sich gegen rassistische Anmerkungen behaupten, die man für gewöhnlich nur andersrum kennt. Der interessante Seitenwechsel wird schnell zur Nebensache, sobald sich Regierungsvertreter Großbritanniens und Seretses Onkel gegen die Ehe der beiden aussprechen. Die Liebe oder der Thron? Das ungleiche Paar kämpft für beides.
Mehr als nur eine Romanze
Es ist wortwörtlich nicht immer nur alles Schwarz und Weiß, was Regisseurin Amma Asante in ihrer Adaption des Buches „Colour Bar“ von Susan Williams zu übermitteln versucht. Die zu Beginn leicht hölzerne Leidenschaft zwischen den beiden Protagonisten entbrennt im späteren Kampf um das Bestehen ihrer Liebe zu einem lodernden Feuer der Zweisamkeit. Dabei befindet sich Seretse überwiegend im Exil und Ruth ringt um die Anerkennung des Stammes. Das macht die seltenen Treffen und Telefongespräche umso intensiver und eindrucksvoller. Jeder neue Stock und Stein, der ihnen von außerhalb in die Füße gelegt wird, dient dem Bau einer innigen Beziehung, die schlussendlich ihr bekanntes Happy End findet. Nicht zu vernachlässigen sind die treuen Gefolgsleute, die auf Seretses ungerechtfertigte Lage aufmerksam machen und ihn bei seiner Rückkehr unterstützen wollen. Unterdessen findet Ruth schließlich einen Weg in die Herzen der Einwohner von Botswana. Eine Geschichte, die zu Recht für Schlagzeilen sorgte und selbst Jahrzehnte später an Relevanz nicht verloren hat.
(Anzeige)