Barry Seal
© Universal Pictures

Barry Seal – Only in America

(OT: „American Made“, Regie: Doug Liman, USA, 2017)

„Barry Seal – Only in America“ läuft ab 7. September 2017 im Kino

Ein bisschen Spaß muss sein! Es ist aber auch der nette Zusatzverdienst, der den Piloten Barry Seal (Tom Cruise) dazu veranlasst, nebenher ein klein wenig zu schmuggeln. Nicht viel nur gerade genug, damit die CIA auf ihn aufmerksam wird. Klar könnte Monty Schafer (Domhnall Gleeson) ihn der Polizei ausliefern. Aber warum nicht das einzigartige Talent des moralisch flexiblen Piloten für die eigene Sache nutzen? Und so ist Barry dann bald in offiziell inoffiziellem Auftrag unterwegs, macht Aufnahmen der Feinde der Demokratie in Mittelamerika. Allerdings sind auch andere ganz angetan von den Flugkünsten des Schmugglers. Fotos, Waffen, Drogen, Menschen – die Fracht wird immer größer und vielfältiger. Das ermöglicht Barry, seiner Frau Lucy (Sarah Wright) und den Kindern zwar ein schönes neues Leben. Doch es soll nicht lange dauern, bis dem Unternehmer alles über den Kopf wächst.

Bald 20 Jahre ist Pablo Escobar inzwischen tot. Und doch scheint der Drogenbaron heute lebendiger denn je, zumindest wenn man sich die TV- und Kinolandschaft anschaut. Die gefeierte Serie Narcos warf einen Blick auf die Machenschaften und Taktiken des Kartells, The Infiltrator erzählte, wie ein Undercover-Agent die Geldwäscheorganisation des Kolumbianers zu Fall bringen wollte. In Barry Seal wiederum ist Escobar nur einer von vielen Auftraggebern, denen Seal logistisch unter die Arme griff.

Lachen statt mitfiebern ist angesagt
Schon der Titel verrät bereits, dass es hier dann auch in erster Linie um Seal geht, der in den 70ern und 80ern ein florierendes Schmugglerunternehmen führte. Er soll gar einer der größten Drogenschmuggler im Lauf der Geschichte gewesen sein. Der Drahtseilakt, gleichzeitig für die CIA und das Drogenkartell zu arbeiten, das erforderte natürlich mächtig belastbare Nerven. Und auch beim Publikum hätte man hiermit eine Menge Spannung erzeugen können. Doug Liman hatte das aber offensichtlich gar nicht vor. Stattdessen nahm er die Geschichte wie schon zuletzt in Edge of Tomorrow mit Humor, betonte in seiner Verarbeitung der Ereignisse vor allem die komischen Aspekte der Mehrfachschmuggelei.

Es ist aber auch zu absurd, wie hier Gut und Böse gleichermaßen auf Seal zurückgreifen, man oft gar nicht mehr unterscheiden kann, welche Seite denn nun welche ist. Dieses satirische Potenzial wird jedoch eher selten genutzt. Stattdessen ist Barry Seal ein im Konzept wie im Ergebnis „netter“ Film. Barry selbst wird zu einem typischen Cruise-Vehikel: ein Strahlemann, Draufgänger, Sympathieträger. Ein Mensch, der fast ganz unschuldig in die Sache hineingezogen wird. Ein charmanter Halunke, ganz im Stil von Die Mumie vor einigen Wochen. Ein Gespür für den Menschen Seal bekommt man hier nicht, er spielt keine Rolle. Barry Seal ist ein Film mit Cruise, keiner über Barry Seal.

Absurde Prämisse mit wenig überraschendem Ergebnis
Das ist bewährt, funktioniert, wird die Fans zufriedenstellen. Schließlich weiß der Schauspieler, seine Stärken einzusetzen. Und ist am Ende doch irgendwie Verschwendung: Der Thrillerteil wird vor lauter lustigen (Meta-)Einfällen zu lange ignoriert, um Spannung aufzubauen. Für eine Komödie ist Barry Seal wiederum nicht komisch genug, da das Prinzip eines sich immer weiter steigernden Chaos irgendwann einfach abgenutzt hat. Zwischenzeitlich darf man dann auch mehrfach auf die Uhr schauen, wenn in dem 115 Minuten dauernden Film gleichzeitig eine Menge los ist und sich doch nicht wirklich etwas bewegt.

Immerhin ist der Streifen dabei schön anzusehen. Das 80er-Jahre-Gefühl wird prima eingefangen, durch die passende Ausstattung bis hin zu den Untertiteln, die aus einem tatsächlichen Actionstreifen dieser Zeit stammen könnten. Und klar: Wer die Geschichte des Piloten nicht kennt, wird allein schon aus Neugierde dranbleiben, um zu erfahren, wohin das alles noch führt, zwischendurch ungläubig – und erheitert – den Kopf schütteln. Aber es bleibt ein harmlos-buntes Vergnügen, das nicht annähernd so außergewöhnlich ist wie die wahren Ereignisse, die diesem zugrundeliegen.



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Ein Mann schmuggelt gleichzeitig für die CIA wie für ein Drogenkartell – das kann doch alles nicht wahr sein! „Barry Seal – Only in America“ konzentriert sich dann auch sehr auf die absurden Aspekte dieser tatsächlichen Geschichte, kümmert sich mehr um Humor denn um Spannung. Das funktioniert teilweise ganz gut, ist auf Dauer aber zu wenig und trotz der schönen Ausstattung auch etwas fad.
6
von 10