Black Butterfly
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Black Butterfly: Der Mörder in mir

(OT: „Black Butterfly“, Regie: Brian Goodman, USA 2017)

„Black Butterfly“ erscheint am 17. August 2017 auf DVD und Blu-ray

Der gescheiterte Autor Paul (Antonio Banderas) trifft in einem Diner den scheinbar ziellos umherziehenden Jack (Jonathan Rhys Meyers), der ihn gegen einen wütenden Trucker verteidigt. Zum Dank lädt Paul ihn in seine Hütte in der Pampa ein. Jack macht sich dort nur zu gerne breit und fängt bald an, Paul zum Schreiben zu motivieren. Es soll nicht irgendeine Geschichte werden, sondern ihre eigene. Wie sie sich trafen, was bisher passiert ist und noch geschehen wird – Jack hat schon alle Ideen im Kopf, Paul soll diese zu Papier bringen. Dieser kann Jacks Erwartungen allerdings nicht erfüllen. Doch damit nicht genug: Jack scheint sich immer mehr in die Sache hineinzusteigern und macht Paul schließlich zur Geisel in seinem eigenen Haus. Als später Pauls Agentin Laura (Piper Perabo) zu Besuch kommt, wird sie kurzerhand ebenfalls ihrer Freiheit beraubt. Paul muss sich etwas einfallen lassen, um aus der Nummer wieder rauszukommen.

Black Butterfly: Der Mörder in mir wirkt wie eine Mischung aus den Filmen Misery (1990), Harry meint es gut mit dir (2000), Das geheime Fenster (2004), 10 Cloverfield Lane (2016) und der Kurzgeschichte Alptraum (2000) von Dick Francis. Tatsächlich basiert er laut Abspann auf einem französischen Fernsehfilm von 2008. Es soll hier selbstverständlich kein Plagiat unterstellt werden – abgesehen von diversen Grundzügen ist das Drumherum durchaus eigenständig genug, um das Phänomen als simple Doppelschöpfung zu erkennen. Das Problem ist lediglich, dass die Immersion für einen Zuschauer schwer bis unmöglich ist, wenn er sich alle paar Minuten an einen anderen Film erinnert fühlt. Black Butterfly bietet aber auch einiges, um die Immersion aufrechtzuerhalten: Banderas spielt in Hochform und die meisten der Dialoge mit Meyers sind spannend in Szene gesetzt. Abgesehen von einer merkwürdigen Wackelkamera, die beinahe wie eine Amateurvideoaufnahme wirkt während einer Szene ziemlich zu Beginn des Films, die auch inhaltlich kaum zum Rest passt, ist die Kameraführung sehr solide. Gerade die Bilder um Pauls Haus herum sind schön eingefangen.

Schwächelnder Inhalt, dämliche Figuren
Einige weitere Probleme gibt es aber durchaus. So stellen sich Paul und Laura manchmal unfassbar dämlich bei ihren Fluchtversuchen an. Ihr erfolgreichster, bei dem sie ein ganzes Stück vom Haus wegkommen, wird von Jack vereitelt, der kurz davor als weit hinter ihnen zurückbleibend gezeigt wurde und dann plötzlich vor ihnen auftaucht. Da müsste er schon geflogen sein. Jacks Plan, der am Ende enthüllt wird, ist zwar an sich gut durchdacht, verlässt sich aber darauf, dass Paul eine ganze Reihe Entscheidungen trifft, bei denen Jack sich während des Planens nicht im Geringsten sicher sein konnte, dass Paul sich nicht auch genau so gut anders verhält. Das Grundgerüst des Plots ist also recht wackelig. Bis hierhin war Black Butterfly aber ein vollkommen solider Film, der von mir trotz einiger Schwächen immer noch eine gute 6/10 bekommen hätte. Doch dann brachten die letzten drei Minuten einen Twist, für den ich dem Film gnadenlos volle zwei Punkte abziehe. Wer sich nicht spoilern lassen will, der möge den nächsten Absatz überspringen und direkt beim Fazit weiterlesen.

VORSICHT SPOILER! Zuerst das Positive über die Wendung am Ende: Sämtliche Plotholes des Films lassen sich damit erklären. Allerdings ist der Twist nicht einer der, sondern DER abgedroschenste und verpönteste überhaupt. Jeder Autor, der auf ihn zurückgreift, sollte sich nicht nur in Grund und Boden schämen, sondern auch jedem Zuschauer eine persönliche Entschuldigung zuteil werden lassen: Es war alles nur ein Traum. Paul wacht auf, schüttelt die verschlafene Benommenheit ab und tippt einen Titel auf seiner Schreibmaschine: „Black Butterfly“. Nein, einfach nein! Ja, damit ist erklärt, wieso Paul und Laura sich bei den Fluchtversuchen so dämlich anstellten. Ja, damit ist erklärt, wie Jack Paul und Laura so schnell einholen konnte. Ja, damit ist erklärt, wieso Pauls Aktionen so nahtlos nach Jacks Plan verliefen. Aber verdammt noch mal, das „es war alles nur ein Traum“-Ende ist wirklich eine der größten Sünden, die das weite Feld des Storytellings zu bieten hat. Besonders ärgerlich wird es hier dadurch, dass der Film trotz der weiter oben erwähnten Einschränkungen immer noch solide Unterhaltung geboten hätte und so ein Ende nichts dazu beiträgt, also nicht nur überflüssig ist, sondern einzig und allein den Gesamteindruck herunterzieht.



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"Black Butterfly: Der Mörder in mir" ist ein gut gespielter und stellenweise spannend inszenierter Charakterfilm. Wäre der Film ein Gebäude, wäre er sicher kein prunkvoller Palast, dafür aber ein schmuckes Fachwerkhaus, das durch eine Abrissbirne in Form des unnötigen Twists am Ende demoliert wird.
4
von 10