(OT: „Bleach“, Regie: Noriyuki Abe, Japan, 2004)
Ichigo Kurosaki ist ein ganz normaler 15-Jähriger, der mit seinem Vater und seinen zwei Schwestern aufwächst. Oder zumindest so normal es nun mal in einer Familie zugeht, bei der alle dem Übernatürlichen zugewandt sind. Ichigo kann zum Beispiel Geister sehen. Das ist praktisch. Manchmal. Manchmal bringt es ihn aber auch in ziemliche Schwierigkeiten. Als er mit einem besonders bösen Exemplar aneinandergerät, kann er dieses nur besiegen, als er die Kräfte von Rukia Kuchiki annimmt. Auch die sieht aus wie eine normale Jugendliche, ist aber eigentlich eine Shinigami, die verirrten Seelen ins Jenseits hilft. Das ist jetzt jedoch erst einmal Ichigos Aufgabe, auch wenn der darauf eigentlich keine große List hat. Denn jemand muss sich um die armen Menschen kümmern, die von teuflischen Gestalten heimgesucht werden.
Die Seriengötter meinen es derzeit ja richtig gut mit den hiesigen Animefans – mit deren Geldbeuteln jedoch weniger. Als wären die Massen an aktuellen Produktionen nicht schon Gift fürs Bankkonto genug, erscheinen derzeit eine Reihe von Klassiker als praktische Gesamtbox oder bei besonders langen Serien zumindest in umfangreicheren Einzelvolumes. Nachdem Detektiv Conan und Gintama dieses Jahr erstmals das Licht deutscher Scheiben erblickten, gesellt sich nun auch Bleach dazu. Die Serie war zwar vor einigen Jahren schon einmal begonnen, musste aufgrund einer unschönen Insolvenz jedoch vorzeitig beendet werden. Immerhin 63 der 366 Folgen werden uns jetzt aber immerhin schon mal spendiert, auf drei Volumes verteilt, die jeweils ein größeres Kapitel umfassen.
Macht Lust auf mehr
Komplett in sich abgeschlossen ist Volume 1 daher nicht, genauer endet sie bei Folge 20 mit einem besonders fiesen Cliffhanger. Dass man anschließend wissen will, wie es weitergeht, ist natürlich einkalkuliert. Und im Fall von Bleach durchaus angebracht, da die vorangegangen Geschichten Lust genug auf Nachschlag gemacht haben. Sicher, so ganz neu ist das Szenario von Tite Kubos gleichnamigen Manga nicht. Ein Schüler, übernatürliche Wesen aus einer anderen Welt, die es hierher verschlägt – das haben wir schon recht oft sehen dürfen. Und auch bei den Figuren wird mit den üblichen Stereotypen gearbeitet. Und doch macht es eben Spaß mitanzusehen, wie Ichigo nach dem Monster-of-the-Week-Prinzip – oder hier ein Hollow of the Week – fast jede Folge ein neues Unwesen trifft und irgendwie versuchen muss, das Ganze geradezubügeln.
Einiges davon könnte auch im einem „echten“ Horroranime Platz finden: unheimlich, bedrohlich, bizarr. Schön ist dabei, dass hier auch ein wenig in der japanischen Mythologie geplündert wird. Das Konzept des Shinigamis beispielsweise, ein wenig vergleichbar mit unserem Sensenmann, wurde auch in anderen Animes wie Soul Eater oder Death Note untergebracht. Gleichzeitig legt die von Noriyuki Abe (Divine Gate, The Heroic Legend of Arslan) inszenierte Serie aber auch viel Wert auf Humor. Teilweise ergibt der sich aus dem Spannungsfeld Schule und übernatürliche Welt – vor allem wenn letztere in Ersterer einfällt.
Unterwegs mit gemeinen Chaoten
Es sind aber auch die (nicht immer kompetenten) Figuren, die dazu beitragen, dass trotz ewiger Hölle und großer Gefahren auch gern zwischendurch mal gelacht werden darf. Da wird kein Blatt vor den Mund genommen, Beleidigungen und Frotzeleien sind an der Tagesordnung. Und wenn Rukia mal wieder mit herablassenden Kinderzeichnungen Ichigo über die Regeln eines Shinigami bzw. der Soul Society aufzuklären versucht, dann wird es sogar richtig schön grotesk und gemein. Zu sehen gibt es bei der vom Animationsstudio Pierrot (Naruto, Onigamiden – Legend of the Millennium Dragon) inszenierten Serie ja ohnehin das eine oder andere. Die fantasievollen Gegenspieler, die wuchtigen Kämpfe. Ein technisches Feuerwerk wird dabei sicher nicht gezündet, man merkt Bleach dann doch an, dass im Fernsehen mit geringeren Budgets gearbeitet wird. Im Vergleich zu Kollegen, gerade auch zu anderen Langzeitserien wie One Piece muss man sich hier aber keineswegs verstecken. Alles ist rund, so wie der Anime zwar nirgends absolut brilliert, sich insgesamt jedoch in jeder Disziplin gut schlägt.
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