(OT: „Trespass Against Us“, Regie: Adam Smith, USA/UK, 2016)
Recht und Ordnung? Ein ehrenwertes Leben? Das war bei Familie Cutler nie ein Thema. Im Gegenteil: Colby (Brendan Gleeson) ist stolz darauf, außerhalb der Gesellschaft zu leben, immer wieder krumme Dinger zu drehen und sich über die Polizei lustig zu machen. Und auch sein Sohn Chad (Michael Fassbender) wurde schon früh in diesen etwas anderen Lebensentwurf einbezogen. Der ist selbst kriminellen Machenschaften nicht abgeneigt, wenngleich ihm zuletzt Zweifel gekommen sind: Eigentlich würde er seiner Frau Kelly (Lyndsey Marshal) und den beiden Kindern etwas Besseres bieten. Doch das ist alles andere als einfach: Chad ist mit der Situation überfordert, umso mehr da sich Colby ständig einmischt – Enkel Tyson (Georgie Smith) soll schließlich selbst einmal so ein Halunke wie er werden. Warum sollte er dann auf eine Schule gehen?
Das Gesetz der Familie ist einer dieser Filme, die man sich allein der Besetzung wegen anschauen will. Michael Fassbender und Brendan Gleeson, zwei gestandene Charakterdarsteller, beide durchaus genreaffin, in einem gemeinsamen Krimidrama – da macht man es sich gern mit einer Tüte Popcorn und vielen Erwartungen auf dem Kinosessel gemütlich. Aber sollte man den Film auch gesehen haben? Das ist schon schwieriger zu beantworten: Die Kritiken in den USA fielen gemischt aus, in Deutschland sieht es nur marginal besser aus.
Nichts Neues in Verbrecherkreisen
Den unstrittigen Darstellern ist dabei aber weniger der Vorwurf zu machen. Vielmehr ist es das wenig dankbare Material, das Anlass zur Kritik gibt. Ein Verbrecher, der sich aus den Verbrecherkreisen lösen will, das ist ein recht häufig verwendetes Motiv. Baby Driver kürzlich ging da in eine ganz ähnliche Richtung. Während dort aber die Häufung von Klischees durch eine mitreißende Inszenierung aufgelockert wurde, fehlt es hier an etwas Vergleichbarem.
Dabei sind die Actionszenen, allen voran die gelegentlichen Verfolgungsjagden, durchaus rasant und schick inszeniert – von einer recht kuriosen Variante zum Abschluss einmal abgesehen. Überhaupt scheint Das Gesetz der Familie manchmal überraschend humorvoll sein zu wollen. Das klappt jedoch eher selten. Während eine weitere dreiste Aktion der Verbrecherbande – Stichwort gelbes Auto – zu den absoluten Höhepunkten zählt, sind andere eher irritierend denn wirklich unterhaltsam. Manchmal ist nicht einmal deutlich, ob etwas denn komisch gemeint war, siehe etwa den geistig wohl nicht ganz gesunden Kumpanen Gordon Bennett (Sean Harris), der nicht nur den anderen Figuren schnell auf die Nerven geht.
Dein Protagonist, das unbekannte Wesen
Was es mit ihm auf sich hat, warum er auf der Wohnwagenanlage mit den restlichen Leuten haust, das wird dabei nicht verraten. Und das ist dann auch das größere Problem, welches sich durch den Film zieht: Der Drama-Anteil ist deutlich weniger interessant als der Krimi-Anteil. Das Szenario an sich rund um die irische Familie und die Aussteigerwohnwagen ist noch reizvoll. Aber es fehlt an der Detailarbeit. Über die vielen Personen, die sich da herumtummeln, erfährt man nichts. Andeutungen gibt es, dass da teilweise sehr viel mehr dahintersteckt. An der Stelle ist jedoch auch schon Schluss.
Gerade der Konflikt zwischen Chad und Colby, immerhin der Dreh- und Angelpunkt, bleibt an Allgemeinplätzen hängen. Opa ist ein Patriarch, der Enkel will es ihm nachmachen, der Vater steckt dazwischen. Chad wäre an und für sich prädestiniert gewesen für eine spannende Persönlichkeit, gefangen zwischen Tradition und Selbstbehauptung, Freigeist und Verantwortungsbewusstsein. Dies führt jedoch nicht zu den gewünschten inneren Auseinandersetzungen, sondern zu Willkürlichkeit. Das Bindeglied weiß nicht, was es sein will. Der Zuschauer auch nicht. Die eine oder andere spannende Szene stimmt versöhnlich, insgesamt ist Das Gesetz der Familie durchaus gut anzuschauen. Angesichts der Darsteller ist das aber doch weniger als erhofft.
(Anzeige)