Hard and ugly
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Hard & Ugly – eine Liebesgeschichte

(„Hard & Ugly – eine Liebesgeschichte“, Regie: Malte Wirtz, Deutschland, 2017)

„Hard & Ugly – eine Liebesgeschichte“ läuft ab 24. August 2017 im Kino

„Et (Patrick Güldenberg), gerade frisch aus seinem Job gefeuert, weil er nicht ins Konzept passt, hat keine Lust mehr. Vor allem nicht auf das Leben. Auf einer Brücke irgendwo in Berlin kommt es zum spontanen Selbstmordversuch; doch gerade als er sich mühselig über die Brüstung gequält hat, steht Carla vor ihm. Carla (Kristin Becker), gerade frisch von ihrem Verlobten ohne Vorwarnung auf die Straße gesetzt und genauso vom Pech verfolgt wie Et, rückt dem Selbstmörder in spe den Kopf zurecht. Ein zufälliges Treffen, das zu einem neuen Miteinander führt. Zwei Außenseiter, die sich gegenseitig aus dem Schlamassel ziehen wollen. Doch kann das gutgehen?“

So beschreiben die Filmemacher Hard & Ugly – eine Liebesgeschichte. Das klingt auch erst mal alles sehr generisch und so als würde sich hier in konventionellen Bahnen bewegt werden. Der Film selbst ist dann in seiner Dramaturgie allerdings eher unkonventionell und das leider nicht auf eine gute Weise. Während es durchaus erfrischend sein kann, sich abseits von gängigen Regeln zu bewegen, müssen diese Regeln doch zunächst bekannt und verinnerlicht sein, um sie erfolgreich brechen zu können. Anders zu sein, nur um anders zu sein, ist nahezu ein Garant fürs Scheitern.

Fehler um Fehler um Fehler
Hard & Ugly ist bis in die Grundfesten von Fehlern durchfressen, kleinen wie großen. Es gibt einen offensichtlich vermeidbaren Schnittfehler, das Schauspiel schwankt durchgehend zwischen over- und underacting, nicht nur unter den Schauspielern, sondern auch innerhalb der einzelnen Rollen, gefühlt jeder zweite Charakter hat einen anderen Dialekt, der nicht mal konsequent durchgehalten wird, und so weiter. Die Kameraführung hingegen ist beinahe so gut wie der Rest schlecht. Es ist zwar keine Seltenheit im deutschen Independentfilm, dass die technische Umsetzung den Inhalt übertrifft, bei Hard & Ugly ist die Diskrepanz aber derart aufdringlich, dass sich spätestens nach der Hälfte die Frage stellt, ob es sich hierbei vielleicht um eine Art Metaparodie handelt. Dafür spräche die Selfawareness, wenn eine Kellnerin im Film den Gästen erzählt, sie sei Schauspielerin und spiele im Theaterstück Hard & Ugly mit, ein Stück das einen äußerst dünnen Plot hätte und zusammengeklauter Kackmist sei.

Genau das lässt sich auch über den Film Hard & Ugly sagen, der mit seinen peinlichen Dialogen und dem Schwarzweißeffekt wie eine missratene Mischung aus Kevin Smiths Clerks und Filmen von Quentin Tarantino wirkt, und dessen abgedroschene Witze aus uralten Sketchen oder anderen deutschen Independentfilmen bekannt sind. Wahrscheinlicher aber ist es, dass es sich beim Monolog der Kellnerin schlicht um eine belanglose Selbstreferenz handelt, wie sie im Independentbereich etwa bei Alexander Tuschinski oder Stephan Taubert zu finden ist – schließlich basiert der Film auf einem gleichnamigen Theaterstück von 2015. Die einzelnen Storylines sind äußerst bemüht zusammengeflickt und es entsteht der Eindruck, hier wären mehrere voneinander unabhängige Kurzfilmideen auf Biegen und Brechen verbunden worden, um irgendwie die 70-Minuten-Marke zu erreichen. Es verwundert nicht, dass das Drehbuch zu Drehbeginn noch unvollendet war und erst während der Dreharbeiten fertiggestellt wurde.

Ein Bärendienst für das deutsche Kino
Dass dieser Film eine Kinoauswertung erfährt, ist selbst für deutsche Verhältnisse eine Blamage, und die Hoffnung, der Film sei eine Parodie und seine Kinoauswertung Realsatire, mit der er sein Ziel erreicht, ist die letzte Zuflucht, um diesen Fakt zu rationalisieren. Und während die Hoffnung zuletzt stirbt, scheint es traurige Gewissheit, dass dieser Film keine klug durchdachte Parodie ist, keine Eulenspiegelei, um die Filmlandschaft vorzuführen und vielleicht aufzuwecken. Malte Wirtz, dem bereits mit seinem Regiedebüt Voll Paula! ein Griff ins Klo gelang, unterbietet sich hier noch mal selbst. Vorwerfen kann man ihm allerdings nichts. Das Kernproblem ist nicht, dass schlechte Filme gemacht werden. Das Kernproblem ist, dass schlechte Filme ins Kino gebracht werden. So lange das nicht aufhört, hat auch niemand einen Ansporn dafür, Zeit in ein gutes Drehbuch zu investieren.



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"Hard & Ugly" ist der Inbegriff all dessen, was mit dem deutschen Independentfilm im Besonderen und der hiesigen Filmlandschaft im Allgemeinen nicht stimmt. Eine im Vergleich zum Rest sehr gute Kameraführung und die relativ knappe Laufzeit retten ihn gereade noch so vor einem Totalausfall.
2
von 10