(OT: „Lupin III: Honou no Kioku – Tokyo Crisis“, Regie: Toshiya Shinohara, Japan, 1998)
Schon für sich genommen haben die beiden Fotoplatten einen großen Wert. Doch erst wenn sie zusammenkommen, wird es richtig interessant. Schließlich sollen sie den Weg zu einem enormen Schatz zeigen. Davon ist zumindest Lupin III überzeugt. Und da die beiden einem Multimillionär namens Michael Suzuki gehören, der gerade die Eröffnung eines riesigen Wasserparks plant, ist der Zeitpunkt äußerst günstig. Oder er wäre es zumindest. Denn irgendwie will diesmal nichts so wirklich klappen. Die Versuche, die Platten an sich zu reißen schlagen fehl, Jigen klagt über Zahnschmerzen, Goemon wurde sein wertvolles Schwert geklaut. Lediglich Fujiko steht Lupin treu zur Seite – gegen eine fette Beteiligung versteht sich. Währenddessen hat sein Widersacher Inspektor Zenigata alle Hände voll zu tun: Die Journalistin Maria begleitet ihn während seiner Jagd auf den Meisterdieb und hält so auch die weniger schmeichelhaften Momente fest.
Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis die ab 1989 jährlich produzierten TV-Specials rund um den sympathischen Halunken Lupin III ihre Qualitäten zeigten. Sicher, nett waren sie alle irgendwo gewesen. Aber erst in der zweiten Hälfte der 1990er, als die strenge Formel etwas aufgelockert wurde, lohnt es sich tatsächlich, diese auch anzuschauen. Das abgefahrene The Pursuit of Harimao’s Treasure, das düstere Island of Assassins und eben auch Crisis in Tokyo gehörten zu den besten Beispielen innerhalb der Endlosreihe.
Turbulente Actionszenen am laufenden Band
Der Grundgedanke hier war natürlich keine große Abkehr von den bewährten Pfaden. Es gibt große Schätze, viel Chaos und die üblichen Verdächtigen. Aber es machte eben Spaß. Im Vergleich zu dem mörderischen Treiben auf der Insel wurde diesmal der Schwerpunkt wieder auf Humor gelegt. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass in Crisis in Tokyo nichts los wäre. Tatsächlich geht es hier so actionreich zu wie nur selten in der langen Geschichte von Lupin III.
Rasante Verfolgungsjagden, die gern auch mal ein bisschen absurder werden dürfen, waren schon immer ein Markenzeichen der Reihe. Das zehnte Special beginnt mit einer solchen und hört später kaum noch auf. Bis der Film wieder zur Ruhe kommt, ist bereits ein Drittel der Laufzeit vorbei. Ein Höhepunkt: der Besuch des besagten Parks, wo Lupin und seinem Team ein recht ungewöhnlicher Verfolger auf den Fersen ist.
Starke Auftritte der üblichen 5
Aber auch zwischenmenschlich darf es mal wieder komisch knirschen. Ein Grund für den Erfolg des Mangas von Monkey Punch bzw. dessen zahlreichen Adaptionen waren immer die Figuren. Der lüsterne Dieb Lupin, der coole Scharfschütze Jigen, der stoische Samurai Goemon, die verschlagene Fujiko und nicht zuletzt der ewig erfolglose Inspektor Zenigata – das Zusammenspiel reicht, um auch die schwächeren Umsetzungen immerhin erträglich zu machen. Dieses Mal kommen die fünf aber noch etwas besser zur Geltung als sonst. Schön ist beispielsweise, dass Zenigata mal nicht nur der Trottel vom Dienst ist, sondern überraschend clever zur Sache geht. Lupin wiederum ist ausnahmsweise mal nicht vom Glück verfolgt, sondern scheitert regelmäßig bei seinen Diebestouren. Und auch die anderen drei haben starke Auftritte, sind mehr als nur als obligatorische Dekoelemente.
Ansehnlich ist der Film aber auch so. Wie bei den anderen TV-Produktionen darf man hier nicht die visuelle Klasse der Kinofilme erwarten: The Mystery of Mamo, Das Schloss von Cagliostro – das ist noch mal ein ganz anderes Niveau. Aber das übliche Studio Tôkyô Movie Shinsha hat sich zumindest nicht lumpen lassen, spendierte dem Ganzen abwechslungsreiche Schauplätze, solide Animationen und auch das eine oder andere optische Bonbon in Form von ungewöhnlichen Perspektiven oder Lichteffekten. Wer die humorvollere Variante von Lupin III mag, der sollte dieses Special trotz der später etwas sehr kuriosen Geschichte nach Hause holen, muss aber mal wieder auf einen US-Import zurückgreifen.
(Anzeige)