(OT: „Lupin III: Walther P-38“, Regie: Hiroyuki Yano/Toshiya Shinohara, Japan, 1997)
Das ist doch mal eine ziemliche Sauerei. Nicht nur, dass jemand während der Geburtstagsfeier eines Politikers dem verdienten Inspektor Zenigata in die Brust geschossen hat. Nein, derjenige besaß auch noch die Dreistigkeit, dies mit einer alten Waffen von Lupin III zu tun. Da zudem eine gefälschte Karte des Meisterdiebs am Tatort gefunden wurde, ist klar, dass ihm der Täter die Schuld in die Schuhe schieben will. Das kann Lupin natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Und so macht er sich zusammen mit seinen üblichen Begleitern Jigen, Goemon und Fujiko auf den Weg zu einer abgelegenen Insel, die ausschließlich von Auftragskillern bewohnt wird. Und das ist nicht die einzige Überraschung, welche die Truppe dort erwartet.
Und das muntere Bäumchen-wechsel-dich-Spiel geht in die nächste Runde: Nachdem beim achten TV-Special The Secret of Twilight Gemini immerhin der Veteran Gisaburō Sugii auf dem Regiestuhl Platz nehmen durfte, durften sich beim Nachfolger wieder zwei Neulinge Monkey Punchs Kultdieb Lupin III annehmen. Hiroyuki Yano war immerhin beim Storyboard eben jenes Vorgängers beteiligt, ebenso am Kinofilm Dead or Alive. Doch als Regisseure haben weder er noch sein Kollege Toshiya Shinohara sich einen Namen gemacht. Nicht davor, nicht danach.
Bekanntes, aber auch eigene Wege
Dabei ist Island of Assassins durchaus ein Film, an den man sich erinnern darf und kann. Gerade auch im Vergleich zu den anderen oft doch sehr austauschbaren Specials, die ab 1989 im Jahresrhythmus rausgeschossen wurden, ist die neunte Ausgabe erstaunlich eigenständig. Einige feste Bestandteile dürfen natürlich nicht fehlen, darunter die gesamte Begleitmannschaft von Lupin. Die wirken insgesamt jedoch eher wie Pflichtaufgaben. Gerade Zenigata ist nach seinem schmerzhaften Einstieg nahezu überflüssig. Goemon und Jigen dürfen zumindest ein bisschen mitkämpfen, Fujiko steht klar im Schatten der weiblichen Assassine Elen.
Was den Film auszeichnet ist seine düstere Stimmung. Die hatte es zuvor schon vereinzelt in dem Franchise gegeben, etwa in der ersten Serie oder auch Voyage to Danger. Hier wurde dem Ganzen aber auch eine interessante Geschichte mit auf den Weg gegeben. Eine Insel voller Auftragskiller? Das ist zumindest ein neues Szenario innerhalb der langjährigen Reihe. Okay, einen Schatz gibt es auch, der scheint aber ebenfalls eher der Vollständigkeit halber eingefügt worden zu sein. Wichtiger ist die Frage, was es mit den Assassinen zu Beginn auf sich hat und auch wo die Verbindungen zu Lupin liegen.
Spannung bis zum Schluss
Das geht mit einiger Geheimniskrämerei einher, dazu der eine oder andere Twist. Zumindest an der Stelle zeigte man seine Vorliebe für Absurdität: Während der Humor insgesamt stark zurückgefahren wurde, knüpft man hier doch an die lustvoll-wahnsinnigen Momente früherer Auftritte an. Ansonsten dürfen vor allem die Waffen sprechen, durchaus mit tödlichem Ausgang. Das ist insgesamt auch solide umgesetzt: An die visuellen Leckerbissen etwa in The Mystery of Mamo oder The Fuma Conspiracy reicht das hier natürlich nicht heran. Aber das übliche Studio Tôkyô Movie Shinsha hat bei den Specials teils schon deutlich weniger geboten. Aufgrund der anderen Machart – Spannung statt Humor – ist Island of Assassins am Ende nicht so gut für wiederholte Sichtungen geeignet. Der erste Ausflug auf die Insel ist aber mehr als sehenswert: Wer nur wenige Filme mit Lupin III für seine Sammlung braucht, sollte den hier auf jeden Fall in Betracht ziehen.
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