(OT: „Lupin III: Ai no Da Kāpo – Fujiko’s Unlucky Days“, Regie: Shinichi Watanabe/Setsuo Takase, Japan, 1999)
Da war Lupin III so dicht dran, und dann das: Gerade als er und seine nicht minder diebisch veranlagte Traumfrau Fujiko Mine sich ein bisschen näherkommen, werden sie unsanft von maskierten Männern unterbrochen. Wie sich herausstellt, sind diese aber gar nicht auf die Reichtümer scharf, welche die beiden zuvor während einiger Raubzüge erbeutet haben. Vielmehr begehren sie die Unterlagen, welche auf einen Schatz von niemand geringerem als Christoph Kolumbus verweisen. Zwar schaffen es die beiden zu entkommen, werden unterwegs aber getrennt. Mehr noch: Fujiko verliert während des Zwischenfalls ihr Gedächtnis. Und das ist für alle Beteiligten unpraktisch, ist sie doch die einzige, die den weg zum Ei des Kolumbus zeigen kann.
Wie der englische Alternativtitel bzw. das japanische Original – Fujiko’s Unlucky Days – zeigt, steht dieses Mal Fujiko ganz schön im Mittelpunkt. Bevor Anhänger der verruchten Schönheit vor Freude juchzen: Das Ergebnis lässt zu wünschen übrig. Vor allem für sie. Dass das Dauermitglied von Lupins Crew sich an nichts erinnern kann, ist dabei weniger das Problem. Das hat sogar einige komische Szenen zur Folge, wenn sie ihre Mitstreiter nicht wiedererkennt und dadurch in peinliche Situationen gerät. Befremdlich ist dabei jedoch, dass die Femme Fatale dabei auch ihre Persönlichkeit verloren hat. Anstatt verschlagen wie sie ist ständig Männern deren Schätze abzuluchsen, ist sie nun auf deren Hilfe angewiesen. Die sonst so starke Diebin darf hier selten mehr sein als „Damsel in Distress“.
Nur dabei statt mittendrin
Das ist auch deshalb schade, weil die anderen Figuren aus dem Kultmanga von Monkey Punch diesmal wieder wenig zu tun bekommen. Inspektor Zenigata, der ewige Gegenspieler von Lupin III, zum Beispiel. Dessen Auftritte gehören zwar zu den komischeren Szenen von The Columbus Files, lassen sich aber an einer Hand abzählen. Und die muss nicht einmal alle Finger haben. Bei Jigen und Goemon, den beiden Mitstreitern des Diebs, sieht es in Bezug auf die Frequenz besser aus. Von einer bizarren Strandszene einmal abgesehen fehlten aber eindeutig die Ideen. Vor allem der ehrenvolle Schwertkämpfer wird schon sehr von Wiederholungen geplagt.
Spaß macht The Columbus Files dann auch vor allem zu Beginn, wenn ein paar albern-absurde Szenen noch einigermaßen frisch sind. Unterhaltsam ist zudem im Mittelteil, wenn die Crew sich mitten ins Abenteuer stürzt und dabei à la Indiana Jones große Fallen zu überwinden hat. Doch je weiter der Film voranschreitet, umso eintöniger wird, manchmal auch nerviger. Vor allem Antagonist Nazaroff scheint mit seinem hyänenartigen Lachen nur zu dem Grund erfunden worden zu sein, die Toleranzgrenze der Zuschauer auszutesten. Und das geschieht alles vor dem Schluss, der mit seinen zunehmend unsinnigeren Ideen selbst The Mystery of Mamo wie ein Musterbeispiel der Kohärenz dastehen lässt.
Unentschlossen bis zum bescheuerten Schluss
Nun sind verrückte Einfälle nicht unbedingt verkehrt, vor allem nicht bei einer Reihe, die es grundsätzlich nicht so mit der Realität hält. Dafür ist The Columbus Files aber wiederum nicht konsequent genug. Ein bisschen hier, ein bisschen da, zwischenzeitlich auch eine Parodie auf Bond-Filme, das ist gleichzeitig zu viel und zu wenig. Fans des Halunken wird das alles nicht stören, dafür hielt man sich – von Fujiko abgesehen – dann doch genug an die bekannte Formel, um genau das abzuliefern, was man erwartet. Die Zeit vertreiben kann man siech hiermit also schon. Aber mehr als Durchschnitt ist das nicht, gleiches gilt für die Umsetzung des üblichen Animationsstudios Tôkyô Movie Shinsha. Eine Enttäuschung, nach den deutlich gelungeneren vorangegangenen Specials Island of Assassins und Crisis in Tokyo. Dass selbst die US-Version inzwischen nur noch schwierig zu bekommen ist, ist deshalb kein besonders großer Verlust, es gibt bessere Abenteuer des Diebes, die man sein eigen nennen kann.
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