(OT: „Ransom“, Deutschland/Frankreich/Kanada/USA, 2016)
Früher, da war Eric Beaumont (Luke Roberts) ein überaus erfolgreicher Elite-Polizist. Doch seit einem tragischen Zwischenfall hat er dem Tragen von Waffen abgeschworen und arbeitet zusammen mit Zara Hallam (Nazneen Contractor) und Oliver Yates (Brandon Jay McLaren) als Verhandlungsführer bei Entführungen. Seine Bilanz ist makellos, Beaumont ist ein sehr gefragter Mann. Kompliziert wird es jedoch, als auch Maxine Carlson (Sarah Greene) zu seinem Team stößt. Denn die ist ausgerechnet die Tochter jener Frau, die bei dem Zwischenfall seinerzeit ums Leben kam.
Eines muss man den Machern von Ransom ja lassen: Sie fackeln nicht lange. Mit einer fetten Geiselnahme beginnt die Serie und etabliert so Thema und Hauptfiguren. Warum lange drumherum reden und ausführliche Beschreibungen geben, wenn man stattdessen den Protagonisten gleich im Einsatz zeigen kann? Schön, elegant ist das nicht. Oder gar raffiniert. Aber diesen Anspruch hatte niemand. Was in den ersten paar Minuten geboten wird, das steht tatsächlich stellvertretend für die insgesamt 13 Folgen.
Perfekter Protagonist mit kleinen Nicht-Makeln
Soll heißen: Nach dem Motto „Ransom of the Week“ wird in jeder Episode irgendein Mensch, manchmal auch mehrere entführt oder als Geisel genommen. Jedes Mal wird Eric zur Hilfe gerufen, der diese Aufgabe bravourös löst. So wie alles im Leben. Er ist die Art Mann, der in jeder Situation absolut souverän ist, schlauer ist als alle anderen und dabei auch noch besser aussieht. Und das obwohl man – wie in den USA üblich – sowieso nur gutaussehende Menschen engagiert hat. Kleinere Fehler hat er natürlich. Aber die werden so marginalisiert, dass sie eher wie Koketterien wirken.
Allgemein sind die Figuren so gar nicht die Stärke der internationalen Koproduktion. Wenn man sie denn Figuren nennen mag. Eric und Maxime sind schöne Abziehbilder, die beiden anderen sind wohl nur dafür da, damit man ein serientypisches Gruppenbild erstellen kann. Etwas zur Geschichte beitragen? Nein, dafür wurden sie nicht bezahlt. Eine wirkliche Entwicklung gibt es dann auch nicht im Laufe der Staffel. Nicht bei dem Team. Nicht bei den Fällen. Ausnahme: die obligatorische Rahmenhandlung. Die dreht sich natürlich in erster Linie um jenen tragischen Vorfall, der für Eric – und Maxine – zu einem einschneidenden Erlebnis wurde.
Kaum gesehen, schon vergessen
Als solches würde man die Serie kaum bezeichnen wollen. Vielmehr ist Ransom eine der vielen TV-Produktionen zwischen Krimi, Thriller und Drama, die ständig ins Fernsehen kommen und wieder verschwinden – ohne dass man es merken würde. Dass sie nach nur einer Staffel schon wieder gecancelt wurde, ist dann auch keine besonders große Überraschung. Es ist nicht wirklich schlecht, was hier gezeigt wird. Das geht allein schon deshalb nicht, weil jedes Risiko tunlichst vermieden wurde. Und wer nichts riskiert, macht auch nichts falsch. Er macht aber auch nicht wirklich etwas richtig. Vieles an Ransom ist so formelhaft und austauschbar, dass man auf Anhieb gar nicht sagen könnte, ob man es hier oder woanders gesehen hat.
Was die Serie jedoch vorweisen kann – vom Eye Candy einmal abgesehen – ist das vergleichsweise frische Szenario. Wo die Verhandlung mit Entführern sonst nur einen kleinen Punkt in der Verbrechensbekämpfung darstellt, werden hier ganze Geschichten drumherum gestrickt. Einige davon haben auch tatsächlich etwas zu erzählen: Es geht hier eben nicht nur um entführte Millionärstöchter und Geiselnahmen in Banken. Einige Folgen arbeiten mit Twists und ungewöhnlichen Situationen, die teilweise sogar ins Absurde gehen. Da die Folgen mit rund 40 Minuten Laufzeit zudem schön kurz sind, taugt die Serie durchaus als Zeitvertreib. Es gäbe sicherlich sinnvollere Beschäftigungsmethoden. Aber eben auch schlechtere.
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