(OT: „Road to Ninja – Naruto the Movie“, Regie: Hayato Date, Japan, 2012)
Eigentlich sieht das hier alles ganz normal aus. Gleichzeitig aber auch wieder nicht. Als Madara sein Genjutsu einsetzt, verschlägt es Naruto und Sakura in eine Parallelwelt. Konoha ist noch da, die meisten Freunde auch. Aber sie verhalten sich plötzlich so eigenartig, gar nicht ihren jeweiligen Persönlichkeiten entsprechend. Der größte Schock betrifft aber die Eltern der beiden Reisenden: Während Naruto plötzlich vor seinen verstorbenen Eltern steht, ist Sakura nun Vollwaise. Denn in dieser Realität waren es ihre Eltern, die sich geopfert haben. Für beide bedeutet diese Situation eine ziemliche Umstellung. Eine, die durchaus Vorteile mit sich bringt. Bald schon wird ihnen aber klar, dass dies kein Dauerzustand sein, dass sich da etwas Böses anbahnt.
Eine neue Runde, eine weitere Geschichte ohne jegliche Konsequenz. Das lässt sich über die meisten Filme sagen, die aus erfolgreichen und langlebigen Animeserien destilliert werden. Und über Naruto sowieso. Schließlich darf die Kontinuität der Serie nicht gestört werden, Widersprüche werden ungern gesehen. Also sagt man im Zweifelsfall lieber nichts zur Haupthandlung und macht stattdessen Ausflüge an abgelegene, unabhängige Orte. In The Lost Tower war dies eine Stadt in der Vergangenheit, in Blood Prison ein abgeschiedenes Gefängnis. Road to Ninja – Naruto the Movie, der nunmehr neunte Film aus der Reihe, macht es sich besonders einfach und springt einfach in eine Parallelwelt.
Figuren im Mittelpunkt
Und doch ist der Film deutlich interessanter, als sich das bloße Szenario anhört. Zum einen stammte die Geschichte von Masashi Kishimoto, dem Autor der Mangareihe, was sie im Ranking der Endlosfiller zumindest weiter oben platzieren lässt. Vor allem aber nutzt Road to Ninja die Begebenheit, um ganz nah an die Figuren heranzurücken. Wie auch im Folgefilm The Last: Naruto the Movie geht es hier in erster Linie um die Protagonisten, ihre Beziehungen untereinander und ihre Gefühle. Naruto muss sich beispielsweise von der Illusion lösen, wieder eine Familie zu haben und dabei mit Wünschen und Zielen, mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Und Sakura, die sich kurz zuvor noch mit ihren Eltern gezofft hat, darf erkennen, dass Familie doch etwas Schönes sein kann – wenn sie plötzlich fehlt.
Nein, das sind keine wirklich bahnbrechenden Erkenntnisse. Sollen es aber auch gar nicht sein. Road to Ninja – Naruto the Movie mag lieber keine großen Wagnisse eingehen und hält sich stattdessen an das Bewährte. Fans werden dennoch – oder deshalb? – ihre Freude daran haben, wenn in diversen gefühlvollen Szenen ein bisschen hinter die Fassade der zwei Jugendlichen geschaut wird. Ein reines Drama ist der Film deshalb nicht. Gerade zu Beginn der Alternativwelt gibt es diverse eher alberne Momente, wenn sich die Freunde von einer etwas anderen Seite zeigen. Auch das funktioniert bei Anhängern natürlich besser: Nur wer die Abweichungen der Normalfunktion als solche erkennt, kann das Augenzwinkern aufnehmen. Und gekämpft wird sowieso, am Anfang, mittendrin, zum Schluss.
Sehenswerte Gegner
Die Auseinandersetzungen sehen insgesamt auch recht ordentlich aus, selbst wenn das Animationsstudio Pierrot (Onigamiden – Legend of the Millennium Dragon, Divine Gate) nicht wirklich viel mehr macht als in der Serie. Aber das historisch angehauchte Konoha gefällt mit seinen kleinen Läden und Straßen, bei den Kämpfen gibt es den einen oder anderen Effekt. Vor allem aber sind die der japanischen Mythologie entnommenen Kämpfer bzw. der Gegenspieler schön stimmungsvoll. Wer also neben der Serie auch filmisch Einblicke in das Leben des Ninjas bekommen möchte, der darf sich auf die baldige deutsche Veröffentlichung freuen: Road to Ninja – Naruto the Movie ist sicher nicht bahnbrechend, insgesamt aber doch einer der besseren Teile der Reihe.
(Anzeige)