The Villainess
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The Villainess

(OT: „Ak Nyeo“, Regie: Byung-gil Jung, Südkorea, 2017)

The Villainess
„The Villainess“ läuft im Rahmen des 31. Fantasy Filmfests (6. September bis 1. Oktober 2017)

Von klein auf war das Leben von Sook-hee (Ok-bin Kim) ständig vom Tod begleitet. Ihren Vater verlor sie bereits als junges Mädchen, als Unbekannte in ihr Haus einbrachen und ihn vor ihren Augen ermordeten. Und auch ihr späterer Mentor und Ehemann fiel einem gewaltsamen Verbrechen zum Opfer. Jetzt ist sie selbst Mörderin, erledigt im Auftrag von der mysteriösen Kwon (Seo-hyeong Kim) und einer ebenso mysteriösen Regierungsbehörde unliebsame Personen. Doch ihr Leben gerät noch einmal ins Wanken, als zwei Männer in ihr Leben treten: der eiskalte Joong-sang (Ha-kyun Shin) und der zuvorkommende Nachbar Hyun-soo (Jun Sung). Sook-hee ahnt dabei jedoch nicht, dass die beiden eine ganze Menge über ihr Leben und ihre Vergangenheit wissen. Und auch darüber, wer ihren Vater damals wirklich ermordet hat.

Und schon wieder ein Thriller aus Südkorea: Dass es das fernöstliche Land gern etwas düsterer, böser, brutaler mag, das dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben. Zumindest sind es eben solche Werke, die immer wieder von dort aus auch deutsche Wohnzimmer erobern wollen. Neuester Kandidat ist The Villainess, der in der Heimat über eine Millionen Besucher in die Kinos lockte. Nun soll der eine oder andere auch beim Fantasy Filmfest 2017 hinzukommen, wo der Streifen als Abschlussfilm läuft – ein Jahr nach dem Landsmann Train to Busan. Und zumindest das Zielpublikum dürfte hier seine helle Freude haben. Eben weil so gar nichts hell ist an der Geschichte um eine Frau, die sich zwei Stunden lang durch Horden von Gegnern metzelt.

Verwirrend, schnell und blutig
Mit einer solchen Szene beginnt der Film dann auch. Mehrere Minuten lang sterben hier Männer im Sekundentakt, einer brutaler als der andere. Erkennbare Schnitte in der Kameraführung gibt es keine, in den Opfern dafür umso mehr. Warum sie dran glauben müssen, verrät The Villainess erstmal nicht. Selbst wer für die Morde verantwortlich ist, bleibt zunächst unklar: Im Stil von Egoshootern wie Hardcore oder dem Mordsalptraum Alexandre Ajas Maniac schlüpfen wir in die Ichperspektive, während um uns herum alles zu Boden geht. Erst zum Ende hin erfahren wir, dass es eine Frau war, die für die blutige Schneise der Zerstörung verantwortlich war. Doch die Rätsel bleiben: Identität und Ziel der Frau sind ebenso unbekannt wie die der Organisation, welche sie im Anschluss gefangen nimmt.

Damit gibt Regisseur und Co-Autor Byung-gil Jung (Confession of Murder) bereits vor, was die Zuschauer im Folgenden so erwartet: eine Geschichte, die sich nicht in die Karten schauen lässt, und Kämpfe. Viele, viele Kämpfe. Schon in Cannes, wo der Film dieses Jahr seine Premiere feierte, wurde damit geworben, dass 63 von 70 Drehtagen den Kampfszenen gewidmet waren. Zum Glück sind Auseinandersetzungen der Auftragsmörderin aber nicht nur sehr zahlreich, sie sind auch sehr schick geworden. Vor allem die Kameraführung lässt einen geradezu schwindlig werden in ihrer Vielfalt und Dynamik. Auch wenn die Egoperspektive nach dem Einstieg ausgedient hat, neue Kniffe finden sich im Anschluss mehr als genug. Ständig wird hier herumgewirbelt, bis man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Und auch beim Drumherum gab man sich kreativ, wählte sehr ansehnliche oder auch mal unerwartete Einsatzorte.

Verschachtelt erzähltes Nichts
Der Inhalt tritt hinter der Verpackung erwartungsgemäß zurück. Gerade bei den Figuren heißt es mal wieder, sich in Bescheidenheit üben zu müssen. Sook-hee wurde nicht nur ein Leben geraubt, sondern auch eine erkennbare Persönlichkeit. Bei den anderen Charakteren sieht es nicht besser aus. Ein bisschen ambitionierter als bei den meisten Rache-Action-Thrillern zeigte sich Jung dann aber doch. Dass diesmal eine Frau zu Gewehr und Schwert greift, ist dabei noch der weniger interessante Aspekt. Vielmehr erfordert die verschachtelte Geschichte Aufmerksamkeit, in der Vergangenheit und Gegenwart so sehr ineinander übergehen, dass man sie manchmal kaum noch voneinander unterscheiden kann. Das ist dann zwar ebenso übertrieben wie die Kampfszenen, trotz des Drangs auf Emotionalität: Nachvollziehen kann man hier wenig. Außerdem wird The Villainess so zeitweise etwas unnötig in die Länge gezogen. Spaßig ist der Film insgesamt aber schon, ein schickes Actionspektakel, das Genrefreunden eine Menge Anschauungsmaterial mitgibt.



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Außen hui, innen pfui? Ganz so ist es nicht. Das Augenmerk liegt bei „The Villainess“ zwar eindeutig auf den schicken, teils schwindelerregenden Kämpfen. Die verschachtelte Erzählstruktur lenkt aber doch immer mal wieder von der simplen Geschichte und den noch simpleren Figuren ab.
7
von 10