Zombillenium

(„Zombillénium“, Regie: Arthur de Pins/Alexis Ducord, Frankreich/Belgien, 2017)

Zombillenium
„Zombillenium“ läuft im Rahmen des 15. Animationsfilmfestivals Fantoche (5. bis 10. September 2017)

Für Lucie wäre es ein absoluter Traum, endlich einmal den Vergnügungspunk Zombillenium besuchen zu dürfen – mit ihrem Papa! Der willigt auch ein, wenngleich eher, um seine Tochter abzuwimmeln und so ungestört weiter seine Geschäftsanrufe tätigen zu können. Denn Hector ist ein ebenso gefragter wie gefürchteter Mann, der penibel darauf achtet, ob alle Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden. Als ihn der Job ausgerechnet nach Zombillenium führen, scheinen die Tage des Parks gezählt zu sein. Stattdessen ist er es selbst, der nun dran glauben muss und unsanft hinab in den Tod gestürzt wird. So denkt er zumindest. Stattdessen erwacht er als Untoter zu neuem Leben und muss erfahren, dass der gesamte Park von Zombies, Vampiren und Hexen bevölkert wird – ohne dass die Menschen etwas davon ahnen. Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug: Zombillenium droht das Aus, weil die Besucher ausbleiben. Ausgerechnet Hector soll nun helfen, dieses Unglück noch zu verhindern.

Wer als Liebhaber gezeichneter Figuren nach Frankreich fährt, fühlt sich dort oft wie im Schlaraffenland. Sowohl die Comicszene wie auch die des Animationsfilms sind dort deutlich etablierter und angesehener, entsprechend groß und vielfältig ist das Angebot. Während die cineastischen Wunderwerke leider nur selten ihren Weg nach Deutschland finden, sieht es bei den Comics etwas besser aus. So ist „Zombillenium“ von Arthur de Pins seit einiger Zeit in einer übersetzten Fassung erhältlich. Bei der Filmfassung lässt eine Ankündigung hingegen noch auf sich warten. Immerhin: Internationale Festivalbesucher haben mehrfach die Gelegenheit, sich das Werk einmal anzuschauen, nach Stippvisiten in Cannes und Annecy hat auch das Animationsfilmfest Fantoche im Schweizer Baden den Streifen ins Programm aufgenommen.

Kurios, nicht wirklich gruselig
Wer ohnehin das Festival besucht, sollte sich die Möglichkeit nicht entgehen lassen. Sicher, der beste Beitrag der Animationsveranstaltung ist Zombillenium nicht, dafür ist die Konkurrenz dort zu stark. Aber auch die französische Produktion hat ihre Vorzüge. Vor allem einen: Sie hat ein sehr kurioses Szenario. Dass sich Horrorgestalten unbemerkt von Menschen an einem Ort tummeln, haben wir schon durch andere Kollegen erfahren. In Die Monster AG sammelten sie Kraft mithilfe der Angst von Kindern, in Hotel Transsilvanien durften sie nach einem harten Monstertag ein bisschen entspannen. Ähnlich wie bei den Kollegen ist auch hier die Zielgruppe etwas jünger, die vielen Monster sehen zwar zuweilen etwas furchteinflößend aus, sind im Grunde aber nette Nicht-Menschen.

Bis auf Steven natürlich. Der ist Vampir, jung, charmant, ein typischer Schulmädchen-Posterboy. Wenn er sich als Antagonist herauskristallisiert, der alle Nicht-Vampire als hässlich und altmodisch zurück in die Hölle schicken will, dann ist das zeitgleich ein Seitenhieb auf den Schmachthorror von Twilight. Überhaupt gibt es immer mal wieder nette Anspielungen auf das Genre, auch Michael Jacksons Klassiker „Thriller“ darf bemüht werden – kleines Metaaugenzwinkern inklusive. Das macht Zombillenium grundsätzlich auch für Erwachsene interessant, zumal die Vorstellung streikender Parkmonster zu komisch ist.

Hätte komischer sein dürfen
Die Lachausbeute hätte dennoch gern noch ein bisschen höher ausfallen dürfen. Diverse Gags werden etwas zu oft wiederholt, gerade auch bei einem Film, der nicht einmal 80 Minuten dauert. Die Vielzahl an Monstern, die mal durchs Bild huschen bekommen nichts zu tun, werden auch nicht wirklich vorgestellt. Das bizarre Szenario wird ebenfalls zu wenig genutzt, nach einiger Zeit folgt Zombillenium dramaturgisch so festgelegten Bahnen, als wäre man gerade selbst an Bord einer Geisterbahn. Die Richtung ist vorgegeben, überraschende Wendungen werden vermieden.

Nett ist der Film dennoch. Und dabei auch nett anzusehen: Der bei Maybe Movies (Ernest & Célestine, Long Way North) produzierte Film setzt zwar wie viele auf Computergrafiken, nutzt die aber auf eine eigene, reizvolle Weise. Die Figuren orientieren sich an den Comicvorlagen, sehen stärker nach Zeichentrick aus, als es die meisten tun. Dazu gibt es immer wieder kleinere Effektgewitter. Das Budget war sichtlich geringer, als man es aus den US-Blockbustern gewohnt ist, was sich gerade bei den eher spärlichen Hintergründen bemerkbar macht. Durch geschickte stilistische Entscheidungen stört dies jedoch kaum, Zombillenium begeistert zwar nicht so richtig, macht insgesamt aber doch Spaß genug, um eine Weile mit den Monstern verbringen zu wollen.



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Das Szenario ist auf jeden Fall was anderes: Monster betreiben einen Vergnügungspark, ohne dass die Menschen etwas davon mitbekommen sollen. Ganz genutzt wird das und andere kuriose Einfälle zwar nicht, insgesamt ist die Comicverfilmung „Zombillenium“ aber eine vergnügliche Angelegenheit, die dank einiger Anspielungen auch für Erwachsene etwas zu bieten hat.
6
von 10