Boston
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Boston

(OT: „Patriots Day“, Regie: Peter Berg, USA, 2017)

Boston DVD
„Boston“ ist seit 7. September 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Der Marathonlauf in Boston ist eine feste Institution der Stadt: Tausende von Menschen nehmen teil, noch mehr schauen zu. Nichts ließ darauf schließen, dass es 2013 anders sein würde. Doch es kam anders. Die beiden Brüder Tamerlan (Themo Melikidze) und Dschochar Zarnajew (Alex Wolff) haben mehrere Sprengsätze versteckt. Während der anwesende Police Sergeants Tommy Saunders (Mark Wahlberg) und dessen Frau Carol Saunders (Michelle Monaghan) mit dem Schrecken davonkommen, haben andere weniger Glück: Drei Menschen sterben unmittelbar bei der Explosion, zahlreiche weitere sind verletzt. Die Untersuchungen unter Leitung von FBI-Agent Richard DesLauriers (Kevin Bacon) und Polizeichef Ed Davis (John Goodman) laufen schnell auf Hochtouren. Doch der Druck der Bevölkerung wächst ebenso schnell. Und so sind die Behörden gezwungen, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen.

Die Stimmung ist im Westen seit einiger Zeit ziemlich erhitzt, regelmäßige Attentate und die nicht abebbenden Flüchtlingsströme haben Tür und Tor für zahlreiche Populisten geöffnet. Da ist Boston natürlich so etwas wie Wasser auf den Mühlen der fremdenfeindlichen Brandstifter. Zwei Muslime, die im Namen ihrer Religion unschuldige Menschen töten, darunter ein Kind? Ein gefundenes Fressen. Umso mehr, wenn die vornehmlich weiße Bevölkerung zusammenhält und in einer gemeinsamen Hetzjagd die Monster stellt.

Ein Film von Amerikanern für Amerikaner
Patriotische Untertöne sind bei Regisseur Peter Berg (Deepwater Horizon, Hancock) nun wirklich keine Seltenheit. Indem er seinen Film Patriots Day nannte, ließ er auch keinen Zweifel daran, was ihn dazu motivierte, die tragischen Ereignisse des Anschlags am 15. April 2013 auf die große Leinwand bringen zu wollen. Das Ergebnis wurde hierzulande zwar wohlweislich in Boston umbenannt, es bleiben aber eine Reihe von eher unangenehmen Begleiterscheinungen. Dass beispielsweise die Menschenjagd auf die beiden Verdächtigen so ungefragt angenommen wird, lässt einen schon etwas nervös werden. Hinzu kommt, dass Berg auch nicht versucht, die beiden wirklich zu Wort kommen zu lassen. Sie werden zwar nicht als die blutrünstigen Monster dargestellt, die man – aus verständlichen Gründen – in ihnen sehen will. Was sie dazu gebracht hat, diese Anschläge ausüben zu wollen, bleibt aber im Rauch der Explosionen verborgen.

Andererseits: Wirkliches Interesse an seinen Figuren hat Boston ohnehin nicht. Am ehesten funktioniert noch Bergs Dauerschauspieler Wahlberg (2 Guns, Max Payne) als Identifikationsfigur, auch seiner wenig heldenhaften Laufbahn wegen. Aber er bleibt einer von vielen Charakteren, die hier auftauchen. Eines von vielen bekannten Gesichtern. Mit einer schnellen Abfolge von Einzelschicksalen beginnt der Film, nur Sekunden schauen wir meist Paaren und Familien beim Alltag zu. Das reicht kaum, um ihnen ein echtes Profil zu verleihen. Soll aber auch nicht. Es geht hier eher darum, die Minimalanforderungen zu erfüllen, sodass man die Leute im späteren Trubel auch wiedererkennt. Denn turbulent wird es auch im Anschluss zugehen, der Thriller gönnt Protagonisten und Zuschauern keine Atempause. Nach wenigen Minuten bricht die Hölle los. Und auch wenn später anders als befürchtet keine weiteren Attentate mehr erfolgen, es bleibt actionreich.

Spannung bis zum Schluss
Bemerkenswert ist dabei auch, wie wenig kompetent die Behörden gezeigt werden. Wenn Boston den Menschen der Stadt gewidmet ist, dann werden wenig schmeichelhafte Episoden nicht ausgespart. Die Polizisten sind zwar bemüht, aber kaum erfolgreich bei ihrer Jagd. Die zwei in Kirgistan geborenen Brüder schaffen es erstaunlich lange, sich den Verfolgern zu entziehen und sich auch in direkten Auseinandersetzungen zu wehren. Das hält die Spannung hoch, knapp zwei Stunden lang. Das Ergebnis mag vorher feststehen, die Art und Weise, wie wir dort ankommen, sicher nicht. Wer es schafft, die patriotische Färbung zu übersehen und nicht ganz so viel über das gezeigte nachzudenken, der wird hier daher gut unterhalten.



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„Boston“ nimmt sich des tragischen Anschlags auf den Bostoner Marathon 2013 an und macht daraus einen packenden, temporeichen Thriller. Von den zahlreichen Figuren sollte man jedoch besser nicht viel erwarten. Hinzu kommen patriotische Untertöne und die befremdliche Glorifizierung einer Menschenjagd.
7
von 10