(OT: „CHiPs“, Regie: Dax Shepard, USA, 2017)
Die Knochen sind gebrochen, mehrere Gelenke durch Prothesen ersetzt, die Ehe ist im Arsch – so richtig toll läuft es derzeit ja nicht für den Motorcross-Fahrer Jon Baker (Dax Shepard). Warum also nicht was Neues versuchen? Schwupps fährt er auch schon in seiner wenig schicken neuen Uniform als Teil der California High Way Patrol Streife, in der Hoffnung, damit seine Frau Karen (Kristen Bell) zurückzugewinnen. Auch sein neuer Partner Frank „Ponch“ Poncherello (Michael Peña) hat seine etwas eigenen Gründe, Motorrad-Cop zu werden: Im Auftrag des FBIs soll er undercover seine Kollegen bespitzeln. Denn die stehen im Verdacht, an einem bewaffneten Überfall beteiligt gewesen zu sein.
Wenn es darum geht, sich für neue, erfolgsversprechende Kinofilme inspirieren zu lassen, wird auch gern mal im umfangreichen TV-Keller gestöbert. Warum auch nicht? Beispiele, dass solche Wiederbelebungen rentabel sein können, gab es ja einige: 21 Jump Street zum Beispiel, auch Starsky & Hutch brachte ordentlich Geld in die Kasse. Das muss doch bei CHiPs auch funktionieren. Immerhin sechs Staffeln lang lief die Serie um zwei Motorrad-Cops in den späten 70ern/frühen 80ern, 1998 folgte ein Reunion-TV-Movie. Bekanntes Material gab es also reichlich, das man neu aufgelegt hätte verkaufen können.
An der Vorlage vorbeiproduziert
Stattdessen war der Film ein Desaster. Ein finanzielles Desaster – bei einem Budget von 25 Millionen Dollar wurden weltweit 26 Millionen Dollar eingespielt. Vor allem aber was ein künstlerisches Desaster. Und dieses Desaster trägt einen Namen: Dax Shepard. Der ist in erster Linie Schauspieler, fühlt sich seit 2010 aber zu Höherem berufen. Also spielt er in CHiPs nicht nur die Hauptrolle, sondern schrieb das Drehbuch und führte am Ende auch Regie. Ob er mit dieser Dreifachbelastung einfach überfordert war, das sei mal dahingestellt. Unverkennbar ist jedoch, dass er zum einen wenig inspiriert an die Arbeit ging und dabei die Vorlage auch noch völlig verkannt hat.
CHiPs, das war einerseits eine Krimiserie mit rasanten Verfolgungsjagden, legte gleichzeitig aber viel Wert auf die zwischenmenschliche Komponente. Oft waren die eigentlichen Fälle Nebensache, während wir dem zurückhaltenden Jon und dem Hitzkopf Ponch bei ihrem Alltag zusahen. So unterschiedlich die zwei waren, sie ergänzten sich gut und waren echte Sympathieträger. Von ihren beiden Nachkommen lässt sich das kaum behaupten. Jon ist ein neurotischer Verlierer mit einem Hang zu peinlichen Situationen. Ponch wiederum ist ein sexsüchtiges Arschloch.
Blöd, wenn keiner lacht …
Eine solche Umdeutung beliebter TV-Relikte könnte man mutig nennen, wenn es denn der Rest des Films wäre. Der besteht jedoch aus formelhaften Actionkomödien-Elementen, eine Buddy Comedy aus dem Müllschlucker. Schlimmer aber ist der Humor. Nicht nur dass die derben Zoten so gar nicht zu der seinerzeit unschuldigen, wohlmeinenden Serie passte, die immer nur das Beste wollte, vielleicht schon ein wenig zu brav war. Vor allem sind die Witze alles, nur nicht witzig. Offensichtlich war man ein wenig von dem Erfolg von 21 Jump Street geblendet und meinte deshalb, auch hier unbedingt eine R-Rated Comedy machen zu müssen. Aber nur weil ein Gag unter die Gürtellinie geht, ist er nicht automatisch gut.
Da werden Ewigkeiten lang Erfahrungen zum Arschlecken ausgetauscht. Ponch bekommt beim Anblick eines weiblichen Hinterns einen Ständer. Und dann wäre da noch die schreckliche Szene, in der ein nackter Jon Hilfe braucht. Das geht natürlich schief, so wie insgesamt bei dieser Komödie jede Hilfe zu spät kommt. Die Bilder selbst sind schön: Sowohl bei den Außenaufnahmen wie auch bei den Locations hat man das Gefühl der Serie gut eingefangen. Ein Gastauftritt des Ur-CHiPs Erik Estrada und die alte Titelmelodie sorgen für Nostalgie. Vincent D’Onofrio (Daredevil – Staffel 1) als fieser Gegenspieler lässt sich sehen. Und Peña, der schon in Dirty Cops – War on Everyone einen etwas anderen Polizisten spielen durfte, gibt sich zumindest sichtlich Mühe, aus seiner Witzfigur etwas zu machen. Wollen heißt aber nicht zwangsweise können. So wie bei CHiPs vieles am Ende nicht das war, was es hätte sein sollen.
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