(OT: „Fate/Grand Order: First Order“, Regie: Hitoshi Namba, Japan, 2016)
Im Jahr 2015 hat für die Menschen das letzte Stündlein geschlagen. Bald schon werden alle ausgestorben sein, wenn niemand eingreift. Der Grund ist ein unerwartetes Ereignis, welches sich 2004 in einer japanischen Stadt zugetragen haben soll. Doch einen Trumpf hat die Chaldea Security Organization noch im Ärmel. Mithilfe einer neu entwickelten Zeitreisetechnik sollen zwei Mitglieder zurück zu jenem schicksalshaften Tag geschickt werden. Wenn sie es schaffen, diese Störung zu beseitigen, dürfte sich die Zukunft wieder wie erwartet entwickeln. So die Theorie. Sie müssen aber recht bald feststellen, dass das alles sehr viel weniger einfach ist als gedacht, platzen sie doch mitten in den fünften Gralskrieg.
Dass Animes auf Mangas basieren, sind wir gewohnt. Auch Videospiele und Light Novels sind viel genutzte Quellen. Zuletzt kommen aber zusätzlich zunehmend Filme und Serien auf den Markt, die ihren Ursprung in Handyspielen haben. Simple Daddelspiele als narratives Medium? Rage of Bahamut: Genesis zeigt, dass dies sogar recht gut gehen kann. Vampire Holmes hingegen war ein Beispiel, so abschreckend, dass man nie wieder einen Anime schauen möchte. Fate/Grand Order: First Order siedelt sich nun irgendwo dazwischen ein, ist keine absolute Katastrophe, aber auch nicht unbedingt eine große Werbung fürs Medium.
Einstiegsdroge Anime
Dabei soll es eigentlich genau das sein: Werbung. Nicht unbedingt für Spiele oder die japanische Zeichentrickkunst im Allgemeinen. Vielmehr soll heißt gemacht werden, auf das Handy-Rollenspiel, das davon handelt, wie Master und Servants gegen die Ungeheuer dieser Welt kämpfen. Oder die anderer Welten. Gekämpft wird in dem Film auch recht viel. Nach einem informationsträchtigen Einstieg und dem Sprung in die Vergangenheit dürfen schon Schwerter gewetzt werden. Oder welche Waffen auch immer gerade in dem Kampf verwendet werden.
Das sieht sogar vergleichsweise akzeptabel aus. Preise wird Fate/Grand Order: First Order sicher nicht gewinnen, das noch neue Animationsstudio Lay-duce beweist aber, dass man es durchaus mit solchen Aufgaben betreuen darf. Schlechter als die Konkurrenz ist das hier auch nicht. Oder entscheidend anders. Das kann man als Kompliment betrachten, ist gleichzeitig aber auch das größte Problem des Animes: Hier gibt es so rein gar nichts, was ihn von der zahlreichen Konkurrenz abheben könnte.
Keine Zeit für eine Zeitreise
Der Aspekt der Zeitreise beispielsweise wird fast völlig ignoriert. Man nimmt ihn gern als Anlass, um ein paar Jahre hinter sich zu lassen. Das bringt aber weder entscheidende Veränderungen im Setting mit sich, noch wird es inhaltlich genutzt – da ist Steins;Gate der deutlich bessere und einfallsreichere Zeitreise-Anime. Und auch die Figuren hinterlassen so gar keinen Eindruck. Einen Grund, warum man sich für deren Schicksal interessieren sollte, den liefert hier keiner. Die knappe Laufzeit von 72 Minuten war dann doch nicht genug, um echte Persönlichkeiten aufzubauen.
Das liegt auch darin begründet, dass Fate/Grand Order: First Order eben doch kein zu 100 % eigenständiges Werk ist. Als Teil der umfangreichen Fate-Reihe (Fate/stay night, Fate/Kaleid Liner Prisma Illya) ist eine gewisse Mindestaufmerksamkeit garantiert, worauf man sich wohl auch verlassen hat. Fans derselben dürfen sich auch über kleinere Querverbindungen freuen. Das alleine reicht aber nicht, um den Film als solchen empfehlenswert zu machen. Zu dünn ist der Inhalt, zu austauschbar Situationen und Charaktere, zu langweilig der Ablauf, als dass man ihn unbedingt anschauen müsste. Und auch als Werbung für das Spiel ist das ein bisschen wenig.
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