(OT: „Pilgrimage“, Regie: Brendan Muldowney, Irland, 2017)
Weit ist der Weg. Weit und gefährlich. Doch das schreckt die kleine Gruppe von Mönchen um Bruder Geraldus (Stanley Weber) nicht, als sie sich von Irland aus auf den Weg nach Rommacht. Die Aufgabe: Sie sollen eine heilige Reliquie zum Papst bringen. Dabei drohen Geraldus sowie seinen Begleitern – der Novize Diarmuid (Tom Holland), Bruder Cathal (Hugh O’Conor) und ein stummer Mönch (Jon Bernthal) – viele Hindernisse und Bedrohungen. Denn auch andere haben es auf den Schatz abgesehen und schrecken nicht vor Gewalt zurück, um sie den Geistlichen abzunehmen. Nur der unerschütterliche Glaube an Gott hält die Männer zusammen. Doch selbst der wird auf eine harte Probe gestellt.
Filme über Religion oder den Glauben sind in der heutigen Zeit ja relativ selten geworden. Wenn überhaupt schwappen aus den USA vereinzelt Streifen herüber, die sich dann oft – nicht ohne Kitsch – der heilenden Kraft des Glaubens widmen. Gottes Wege sind blutig ist deshalb gleich doppelt bemerkenswert. Nicht nur, dass der Film aus Irland stammt. Er lädt darüber hinaus nicht unbedingt dazu ein, sich der Kirche oder einer sonstigen Glaubensgemeinschaft anzuschließen. Eigentlich lädt er zu gar nichts wirklich ein, ist sperrig, wie man es in dem Bereich nur selten findet.
Viele Sprachen führen ins Finstere
Am ehesten bietet sich der Vergleich mit Martin Scorseses zeitgleich veröffentlichtem Silence an. In beiden Fällen begleiten wir Gläubige auf eine gefährliche Reise, beide Filme spielen vor einigen Jahrhunderten, beide sind zudem sehr ruhig. Auch wenn das Cover von Gottes Wege sind blutig ein richtiges Abenteuer andeutet, eine Art Herr der Ringe im christlichen Mittelalter, so wird in erster Linie doch geredet. In vielen Sprachen sogar: Latein darf nicht fehlen, die gälische Muttersprache der Mönche ist dabei, aber auch Französisch und Englisch. Das ist interessant, ein weiteres Beispiel für die Sperrigkeit des Films. So wie es grundsätzlich lobenswert ist, wie hier um Authentizität bemüht wurde.
Atmosphärisch lässt sich an dem von Brendan Muldowney (Love Eternal – Auf ewig dein) inszenierten Drama dann auch relativ wenig aussetzen – gesetzt den Fall, man mag es gern ein wenig düsterer. Die Sonne scheint im Mittelalter grundsätzlich in Urlaub gewesen zu sein. Kein Licht durchbricht je die Dunkelheit, Blau-, Braun- und Grautöne dominieren die kargen Landschaften. Wo Silence noch durch wunderbare Naturaufnahmen Kontrastpunkte zum grausamen Glaubenskampf anbot, ist hier alles trüb und bedrohlich. Das ist manchmal vielleicht ein bisschen plakativ, zusammen mit der unheimlichen Musik entfaltet es aber doch seine Wirkung. Hinzu kommen die intensiven Darstellungen der Glaubensbrüder: Weber als aufopferungsvoller Anführer, Holland (Spider-Man: Homecoming) als unbedarfter Jüngling in der Sinnkrise, Bernthal (Daredevil – Staffel 2) als undurchsichtiger Schrank mit mysteriöser Vergangenheit.
Lange Suche ohne wirkliches Ergebnis
Letztere wird zwar schon mal angesprochen, insgesamt sind die Charakterisierungen aber eher sparsam. Über die meisten erfährt man nichts. Allenfalls ihr jeweiliger Bezugspunkt zum Glauben gibt ihnen Alleinstellungsmerkmale. Die Geschichte selbst ist ebenso dünn angelegt. Im Hintergrund werden wohl Allianzen geschmiedet und verräterische Pläne ausgeheckt, das Verhältnis zwischen König und Kirche soll nicht das beste sein. Ansonsten aber konzentriert sich Gottes Wege sind blutig auf die eher spannungsarme Reise. Größere Erkenntnisgewinne sind dabei eher unwahrscheinlich, potenzielle Denkanstöße sind ebenfalls rar gesät. Am ehesten werden von Liebhaber von düsteren Mittelaltergeschichten hier ihre Freude haben, denen das Setting mehr bedeutet als der Inhalt. Der Rest darf angesichts der gelungen rauen Stimmung und der prominenten Besetzung etwas enttäuscht sein, dass da nicht mehr aus dem Thema gemacht wurde.
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