(OT: „It Came from the Desert“, Regie: Marko Mäkilaakso, UK/Kanada/Finnland, 2017)
Einfach nur rein bisschen feiern, das wird ja wohl nicht zu viel verlangt sein – das dachte sich zumindest eine Gruppe Jugendliche, als sie in die Wüste aufbrachen. Auch die Brüder Lukas (Alex Mills) und Brian (Harry Lister Smith) sind dabei, aus unterschiedlichen Gründen. Während Lukas gern seine Motorradkünste unter Beweis stellt und reihenweise Frauen abschleppt, wäre Brian ja schon froh, endlich mal von seiner Traumfrau Lisa (Vanessa Grasse) wahrgenommen zu werden. Tatsächlich wird sich bald die Gelegenheit bieten, dass die zwei sich sehr viel näher kommen. Die Umstände sind jedoch weniger erfreulich: In der Wüste leben monströs große Ameisen, die nicht wirklich amused darüber sind, dass da ein paar Halbstarke ihre Ruhe stören.
Wer schon in den 80ern gerne zockte, der bekommt bei der bloßen Nennung so mancher Spieleschmiede leuchtende Augen: Lucasfilm und Sierra sind Paradebeispiele, in geringerem Maße auch SSI oder Cinemaware. Wie der Name des letzteren Entwicklers bereits verriet, tummelten sich doch allerhand Filmfans. In Spielen wie „Defender of the Crown“ oder „Lords of the Rising Sun“ huldigten sie alten Filmen, in für die damalige Zeit beeindruckender Optik. „It Came from the Desert“ war eines der bekanntesten Spiele der Amerikaner und erzählte – angelehnt an die Monsterfilme aus den 50ern – die Geschichte des Wissenschaftlers Dr. Greg Bradley, der eigentlich nur die Auswirkungen eines Meteoreinschlags untersuchen wollte, es daraufhin aber mit riesigen Ameisen zu tun bekam.
Nur kurze Reise in die Vergangenheit
Der Film It Came from the Desert ist nun eine eindeutige Hommage an den Klassiker, jedoch keine direkte Verfilmung davon. Ein paar Anspielungen an die Ereignisse von damals sind drin. Zum Ende werden auch tatsächliche Spieleszenen eingeblendet, die einem das nostalgische Herz überlaufen lassen. Vorkenntnisse braucht es dennoch nicht, die Geschichte ist völlig unabhängig von der Vorlage.
Sofern man denn überhaupt von einer Geschichte sprechen mag. Die war natürlich auch damals schon eher dünn. Was will man auch groß erzählen, wenn es um den ewigen Kampf von Mann gegen Rieseninsekt geht? Zumindest war das Spiel aber noch mit Adventureelementen versehen. Actionsequenzen gab es natürlich jede Menge. Dazwischen musste Dr. Bradley aber fleißig Nachforschungen betreiben, um überhaupt zu den Ameisen zu gelangen. Mit dem Echtzeitablauf und den verschiedenen Enden war „It Came from the Desert“ angesichts des Themas sogar erstaunlich ambitioniert.
Funslasher ohne große Ambitionen
Der Film ist das nicht. Großartig nachdenken soll hier niemand. Stattdessen wollen der finnische Regisseur Marko Mäkilaakso und sein Co-Autor Trent Haaga (Cheap Thrills, 68 Kills) vor allem eins: Spaß haben. Die trashigen Wurzeln wurden herausgeputzt und ganz stolz in den Vordergrund gestellt. Da wird geschossen und gehackt, gemetzelt und gefressen. Richtig viel Spannung entsteht dabei nicht, soll aber auch gar nicht. Die riesigen Ameisen sind weniger Stoff für Albträume als vielmehr für gesellige Videoabende – weshalb It Came from the Desert als Weltpremiere beim Fantasy Filmfest 2017 auch gut aufgehoben ist. Hier darf gegrölt werden, wenn die Viecher miteinander kommunizieren und Jagd auf Jugendliche machen, die ihnen körperlich wie intellektuell unterlegen sind.
Das ist alles in Ordnung und erfüllt die Ansprüche an einen netten, kleinen Funslasher. Mehr als das aber auch nicht. Schade ist beispielsweise, dass es hier eben kein kompetenter Wissenschaftler ist, der sich der Ameisen entledigt, sondern drei Jugendliche, die mal wieder mehr mit Hormonen und zwischenmenschlichen Fallstricken beschäftigt sind. Denn davon gibt es in dem Bereich nun wirklich mehr als genug, wird der Vorlage nicht wirklich gerecht. It Came from the Desert ist aber auch nicht so lustig, wie es sein sollte. Nur manche Gags zünden richtig, bei anderen ist der Humor zu verkrampft. Ein Klassiker, wie es das Spiel war, nein, das ist die Leinwandvariante nicht. Dafür ist sie am Ende doch zu harmlos und ohne eigene Identität, macht zu wenig, um sich von anderen Tiermonsterfilmen zu unterscheiden. Als Crowdpleaser für ein blut- wie gagdurstiges Publikum erfüllt die Horrorkomödie aber ihren Zweck.
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