(OT: „Logan Lucky“, Regie: Steven Soderbergh, USA, 2017)
Jimmy Logan (Channing Tatum) wurde zu seinen Jugendzeiten eine vielversprechende Footballkarriere prophezeit, bis ihm eine schwerwiegende Beinverletzung einen Strich durch die Zukunftsplanung machte. Eine Scheidung, ein Kind und viele Jahre später verdient er sich als Bauarbeiter sein täglich Brot. Ihm wird überraschend gekündigt und obendrein will seine Exfrau (Katie Holmes) mit der gemeinsamen Tochter (Farrah Mackenzie) den Staat wechseln. Auf den Frust besucht er die Bar seines Bruders Clyde (Adam Driver), ein Kriegsveteran, der bei seinem letzten Irakaufenthalt Teil seines Arms verlor und nun eine Prothese trägt. Dort kommt es zu einer Auseinandersetzung mit dem überheblichen Briten Max Chilblain (Seth MacFarlane), der sich als Geschäftsmann in der NASCAR eine goldene Nase verdient hat. Genug ist genug und so fasst Jimmy einen lebensverändernden Heist ins Auge – das Coca-Cola 600 Rennen der NASCAR. Das meistbesuchte Event des Jahres und einen Weg zum Tresor kennt er auch schon. Seinen Bruder muss er nicht lange überzeugen, seine autofanatische Schwester Mellie (Riley Keough) ist ebenfalls mit dabei. Was fehlt, ist ein Sprengstoffspezialist. Joe Bang (Daniel Craig) ist DER Mann fürs Grobe und berühmt-berüchtigt für seine Raubüberfälle. Allerdings sitzt der hinter Gittern, von seinem letzten Konflikt mit dem Gesetz – noch.
Er ist wieder da!
Eigentlich wollte Steven Soderbergh nach Liberace – Zuviel des Guten ist wundervoll (2013) der Filmschmiede den Rücken kehren. Jetzt ist er zurück und schuld soll das Drehbuch zu Logan Lucky gewesen sein: Eine Gruppe von Hillbillies, die einen großen Überfall planen, bei dem aber nur selten etwas nach Plan verläuft. Das absolute Gegenteil zu seiner Regiearbeit bei der Ocean’s Trilogie, so möchte man meinen. Teure Anzüge, geschniegelte Frisuren und professionelle Spezialisten sucht man vergeblich. Der Mix aus The Dukes of Hazzard und den Ocean’s Teilen will auf eigenen Beinen stehen und präsentiert sich mit vielen bekannten Gesichtern der Hollywoodriege. Parallelen gibt es trotzdem zur Genüge, weshalb ein Heist-Vergleich nicht ausbleibt.
Durch dick und dünn
Mit Jimmy wird dem Zuschauer eine sympathische Bezugsperson zur Seite gestellt, der durch die knapp zwei Stunden Spielfilm leitet. Die Liebe zu seiner Tochter hält ihn auf den Schienen des Lebens, wenn alles zu entgleisen droht. Anders als so mancher Anführer ist er weder der hellste Stern am Hillbilliehimmel, noch der wortgewandteste. Er ist eine Vertrauensperson, ein Familienmensch, zu dem sein Bruder und seine Schwester in Zeiten der Not aufblicken, auch wenn seine eigene Vernunft am seidenen Faden baumelt. Allgemein lebt der Film von seinen abwechslungsreichen Charakteren, die leider in den Nebenrollen oft überspitzt und klischeegetränkt auf sich aufmerksam machen. Die Logan-Familie stellt da noch das liebenswerte Ende des Spektrums dar, während besonders Joe Bangs Brüder und Max Chilblain einem schnell den letzten Nerv rauben.
Ocean’s 7/11
Ähnliches kann man der eigentlichen Handlung vorwerfen. Sieht sich Jimmy zunächst noch vor einem weiteren Scheideweg seines Lebens, ist schnell klar, dass er einen letzten Heist unternehmen will, um finanziell ausgesorgt zu haben. Von seiner kriminellen Vergangenheit hat man bis dato nichts mitbekommen, bleibt im weiteren Verlauf auch eher nebensächlich. Nach und nach nehmen die Pläne für den Überfall Formen an, wo wir wieder bei den Ocean’s typischen Momenten sind, die am Ende in einem unvorhergesehenem Twist zum Finale aufrufen. Das gezwungen, aufgesetzt und gar untypisch für die verantwortlichen Charaktere wirkt. Eine sporadisch platzierte Hilary Swank (The Homesman), als ambitionierte Spezialagentin Sarah Grayson, sorgt bei der Aufklärung des Raubs für zusätzliches Augenrollen und könnte in ihrer Rolle nicht weniger sinnfrei erscheinen. Die Idee des Films ist interessant, originell, aber bei weitem nicht zu Ende gedacht. Der Humor ist kurzweilig, der Erzählung mangelt es an Fokus und im Ganzen hätte dem Filme eine drastische Kürzung gut getan. Soderbergh kann nicht von den Ocean’s Teilen lassen, weswegen der Vergleich zu oft in die Synapsen schießt und dabei unweigerlich den Kürzeren zieht.
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