(OT: „Lola“, Regie: Rainer Werner Fassbinder, Deutschland, 1981)
Im Jahre 1957 tritt der unbestechliche Herr von Bohm (Armin Mueller-Stahl) seine Stelle als Baudezernent im Rathaus von Coburg an, sehr zum Missfallen des Bürgermeisters (Hark Bohm) oder des Baulöwen Schuckert (Mario Adorf), die ihre Mauscheleien in Gefahr sehen. Von Bohm aber strebt vorerst eine Kooperation an, bis die unerwartete Liebe zur Prostituierten Lola (Barbara Sukowa) – persönlicher Besitz von Schuckert – ihn allerdings korrumpiert und er alles daran setzt, Schuckert bloßzustellen und zu ruinieren.
Anders als in Die Ehe der Maria Braun setzt Rainer Werner Fassbinder in Lola auf bunte, lebendige Bilder. Von der tristen Ruinenlandschaft, die in ersterem allgegenwärtig war, gibt es in diesem Film keine Spur. Dennoch gehören beide zusammen: Nicht nur die Zeit, in der Lola angesiedelt ist, versetzt den Film in ein Universum mit Die Ehe der Maria Braun. Auch ein Auftritt Günther Kaufmanns, der erneut einen GI mimt, festigt die Verbindung.
Frühe Enden und viel Spielfreude
Tatsächlich sind beide Filme, wie auch der 1982 erschienene Die Sehnsucht der Veronika Voss, Teil derselben Reihe, in welcher sich Fassbinder der Nachkriegszeit im Allgemeinen und Frauenschicksalen im Besonderen widmet. Obwohl ein Jahr nach Lola erschienen, markiert Die Sehnsucht der Veronika Voss den zweiten Teil der Trilogie – die darüberhinaus auch nicht nur aus drei Filmen bestehen sollte, mit Fassbinders Tod 1982 allerdings ein Ende fand.
Zur Lebendigkeit von Lola tragen neben den Bildern vor allem die Schauspieler bei. Armin Mueller-Stahl, Mario Adorf, Helga Feddersen, das sind alles mehr oder weniger feste Institutionen des deutschen Films. Dem gesamten Cast aber ist die Spielfreude gemein, die in jeder Szene zu spüren ist. So wirkt manche Sequenz auch eher wie das Ausspielen einer Situation um des Spielens willen, weniger als notwendiger Bestandteil des Films. Während die Geschichte an Der blaue Engel (1930) mit Emil Jannings und Marlene Dietrich erinnert, so ist in diesem Aspekt eine Reminiszenz an Das Narrenschiff kaum zu vermeiden.
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