(OT: „Lou“, Regie: Dave Mullins, USA, 2017)
Keiner weiß mehr so recht, wie die ganzen Spielzeuge in die Kiste kamen oder wem sie vorher gehört haben. Aber das macht auch nichts: Die Kinder der Grundschule haben auch so jede Menge Spaß mit ihnen, weil sie für die Pause immer wieder etwas Neues und Spannendes darin finden. Dabei ahnen sie jedoch nicht, dass ein Monster in der Kiste haust, das nach dem Spielen alle Gegenstände wieder einsammelt, wenn niemand hinschaut. Lou ist freundlich, hilfsbereit, aber scheu. Keiner soll wissen, dass es überhaupt existiert. Als ein neuer Schüler namens J.J. auftaucht, alle anderen herumschubst und die Spielzeuge für sich behalten will, sieht sich Lou gezwungen, doch tätig zu werden und den Rüpel in seine Schranken zu verweisen.
Nicht ohne meinen Kurzfilm! Es ist eine ebenso bekannte wie schöne Tradition, dass jeder neue Spielfilm von Pixar von einem Kurzfilm eingeleitet wird. In diesen können sich Mitarbeiter mal so richtig austoben, ohne wirtschaftlichen Druck kleine Geschichten erzählen und sich für höhere Weihen empfehlen. So die Theorie. Aber auch wenn die Nachwuchsregisseure bis heute nicht im Spielfilmbereich nagekommen sind, es sind schon einige sehr sehenswerte Sachen dabei gewesen. Letztes Jahr reichte es mit Piper sogar mal wieder für einen Oscar als bester animierter Kurzfilm – auch wenn der eigentlich nicht viel mehr als eine süßliche Techdemo war.
Visuell beeindruckend, inhaltlich nett
Auch Lou hat seine Stärken eher im visuellen als im erzählerischen. Nett ist die Geschichte um ein seltsames Monster, das einen fiesen Jungen auf die rechte Bahn zurückführt, dann aber schon. Rührend sogar, ein echter Feel-Good-Mini, witzig und charmant. Ohne jegliche Dialoge können wir mitfühlen, wenn Kindern ihr Spielzeug weggenommen wird. Aber auch J.J. wird im Laufe einiger weniger Minuten zu einem Menschen, der ursprünglich gar nicht so schlecht war und nur ein bisschen Nachhilfeunterricht brauchte.
Der Höhepunkt ist dann aber doch Lou. Und das obwohl keiner sagen kann, was Lou eigentlich ist: Seine Form ändert sich ständig, setzt sich mal aus dem einen, dann dem anderen Spielzeug zusammen. Wenn sich J.J. und er eine Verfolgungsjagd auf dem Schulhof liefern, dann ist es beeindruckend, wie viel Charakter jemand hat, der nicht wirklich existiert. Allein deshalb schon ist Lou, der als Vorfilm von Cars 3 gezeigt wird, ein sehr netter und sehenswerter Eintrag in der Pixar-Historie. Nicht unbedingt das, was man einen Klassiker nennen würde, aber für zwischendurch eine durchaus gute Wahl.
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