(OT: „Shaun the Sheep – Season 5“, Regie: Lee Wilton/Will Becher, UK, 2016)
Und täglich grüßt das Wolletier. Großartig vorstellen braucht man Shaun eigentlich nicht. Seit seinem Debüt in Wallace & Gromit – Unter Schafen hat sich der flauschige Geselle zu einem der beliebtesten und beständigsten Kinderhelden gemausert. Während die Welt noch auf den Nachfolger zu Shaun das Schaf – Der Film wartet, der inzwischen in Produktion sein sollte, darf man sich hierzulande noch auf ein bisschen Resteverwertung der Serie freuen. 150 Folgen ist Shaun das Schaf stark, sechs davon wurden unlängst unter dem Titel Hokus Pokus Mäh! veröffentlicht.
Das Prinzip ist dasselbe wie bei den über 100 vorangegangenen Episoden: Etwa sieben Minuten lang folgen wir Shaun, den anderen Schafen, meist auch dem Farmer und dessen treuen Hund Blitzer, während sie tagtäglich Abenteuer erleben. Kleine Abenteuer, der Länge wegen. Und des Schauplatzes wegen: Alle Geschichten spielen in dem Hof, meistens in denselben zwei, drei Locations. Allein deshalb schon ist Die neue Trillerpfeife einer der Höhepunkte der Collection. Schließlich darf man hier Bereiche des Hofes sehen, die einem sonst verborgen bleiben. Aber auch die Geschichte um Blitzers Hightech-Trillerpfeife, die nicht ganz so funktioniert, wie sie sollte, gefällt mit einigen schön absurden Einfällen.
Es ist nicht alles gut, das wollt
Ansonsten sind die Folgen ein bisschen gemischt. Gerade die titelgebende Folge Hokus Pokus Mäh! enttäuscht eher durch die sich sehr wiederholenden Witze. Auch der fantastische Einschlag passt nicht so recht zu einer Serie, die immer das Verrückte im Alltag suchte. Sehr viel besser ist Der Briefträgerschreck, in dem Blitzer seine Aggressionen gegenüber dem Briefträger in Griff bekommen soll. Und auch Drachenalarm macht eine Menge Spaß: Wie viele der besten Beiträge in der Endlosserie beruht der Humor hier darauf, dass Tiere sich einen eigenen Reim auf die Menschenwelt machen. Und dieser Reim endet meistens in absolutem Quatsch.
Das geht normalerweise mit Slapstick einher, wortlosem Slapstick: Die Tiere haben auch nach Jahren – anders als bei vielen Animationswerken – das Sprechen nicht gelernt. Aber auch der Farmer kommuniziert in erster Linie durch Grummellaute und heilloses Gebrabbel. Nicht zu vergessen die ausgiebige Mimik: Die an Kinder ausgerichtete Serie braucht keine Worte. Dafür sind die Geschichten zu simpel, die Figuren zu ausdrucksstark. Mittels genüsslicher Übertreibung und grotesk verzerrter Münder wird auch so immer klar, was gerade gespielt wird.
Charmant wie eh und je
Die Stop-Motion-Optik verfügt dann auch über den Charme, den wir von Aardman Animations gewohnt sind. Angesichts der unbeirrt mit riesigen Geldmengen um sich werfenden Konkurrenz von Laika (Kubo – Der tapfere Samurai) ist das hier natürlich kein Referenzmaterial mehr. In den zehn Jahren seit Serienbeginn hat sich praktisch nichts verändert, man macht das, was man schon immer gemacht hat. Aber irgendwie will man die mangelnden Ambitionen nicht wirklich übelnehmen, Hokus Pokus Mäh! gefällt erneut durch die vielen liebevollen Details und die schrägen Figuren. Überzeugte Schafanhänger dürfen sich die neue Scheibe also unbesehen in den Einkaufskorb legen. Wem das bisher alles zu einfach gestrickt war, wird auch die sechs neuen Folgen ignorieren können.
(Anzeige)