(OT: „The Bye Bye Man“, Regie: Stacy Title, USA, 2017)
Zunächst war die Freude verständlicherweise groß: ein eigenes kleines Häuschen! Das war für die drei College-Studenten Elliot (Douglas Smith), John (Lucien Laviscount) und Sasha (Cressida Bonas) in etwa so gut wie ein Lottogewinn. Okay, es liegt etwas abseits. Außerdem hat es schon mal bessere Tage gesehen: heruntergekommen, staubig, ein wenig renovierungsbedürftig. Aber das ist ja nichts, womit drei junge Menschen nicht fertigwerden sollten. Allerdings wartete in dem Gemäuer auch etwas, für das es mehr braucht als ein paar Nägel und ein Wischmopp. Sie stoßen dort auf die Legende des Bye Bye Man. Der ist nicht nur unfassbar böse und zwingt die Menschen, grausame Dinge zu tun. Er bezieht seine Macht auch daraus, dass man an ihn denkt. Wie aber soll man nicht an etwas denken, das gerade dein Leben bedroht?
Das Phänomen dürfte jeder schon einmal an sich selbst beobachtet haben: Je weniger man an etwas denken mag, umso häufiger tut man es. Verbote bringen nichts, der Verweis auf Rationalität ebenso wenig. Es ist einfach unsere Natur. Mit eben diesem Phänomen zu spielen, das ist schon recht clever. Geradezu perfide sogar. Eigentlich lehren uns Horrorfilme ja, den Gegner bloß nicht aus den Augen zu verlieren. Alleine in den dunklen Keller gehen? In der Waschküche mit dem Rücken zur Tür stehen? Schlechte Idee. Da kannst du dir auch gleich selbst die Kugel geben. Wie aber sich auf eine Bedrohung einstellen, der man keine Aufmerksamkeit schenken darf?
Eine Legende mit bösen Folgen
Die Ursprungsidee entspringt einer urbanen Legende, der in dem Sachbuch „The President’s Vampire“ von Robert Damon Schneck nachgegangen wird. The Bye Bye Man nimmt aber nur Grundzüge dieser Legende, interessiert sich auch gar nicht so wahnsinnig für die Mythologie an sich. Stattdessen basteln Regisseurin Stacy Title und der mit ihr verheiratete Drehbuchautor Jonathan Penner einen recht herkömmlichen Horrorschocker aus dem Material. An manchen Stellen zeigt sich, wie clever das Szenario sein könnte: Geplagt von seltsamen Visionen kann man sich hier nie sicher sein, was genau gespielt wird. Wer einen anderen Menschen retten will, tötet ihn vielleicht dadurch. Umgekehrt sind Gefahren für das eigene Leben durch die vom unbekannten Monster verursachten Halluzinationen oft nicht als solche zu erkennen.
Während The Bye Bye Man auf diese Weise in der Theorie eine reizvolle Alternative zu den üblichen Horrorstreifen darstellt, hapert es bei der konkreten Umsetzung. Sehr sogar. Leider. Viele der unheimlichen Momente sind nicht mehr als billige Jump Scares, die sich zudem zu früh ankündigen. Das Budget bei dem Film war sichtbar gering, was sich bei den auf eine falsche Weise erschreckenden Spezialeffekten bemerkbar macht. Hässliche Hunde und CGI-Feuer sollten 2017 eigentlich längst eingemottet worden sein. Und auch die Darsteller sind letztendlich überfordert damit, ihren einfallslosen Dialogen oder den langweiligen Figuren so etwas wie Leben einzuhauchen. Es ist einem sogar ziemlich egal, was mit ihnen passiert – eine deutlich ungünstige Voraussetzung, um Spannung zu erzeugen.
Zu wenig, zu spät
Ein bisschen Prominenz gibt es in den Nebenrollen: Carrie-Anne Moss (Fido – Gute Tote sind schwer zu finden, Frankenstein – Das Experiment) darf sich hier als unterkühlte Polizistin ein paar Bonuspunkte besorgen. Und wer schnell genug hinschaut, kann sogar Schauspiellegende Faye Dunaway während eines Mini-Auftritts sehen. Beides hilft dem Film aber nur bedingt. The Bye Bye Man ist sicher nicht der schlechteste Horrorstreifen, der in den letzten Jahren auf den Markt kam. Aber doch einer der enttäuschendsten: Da wäre bei dem Szenario deutlich mehr drin gewesen als das 08/15 Ergebnis, das uns vorliegt.
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