(OT: „The Crucifixion“, Regie: Xavier Gens, Rumänien/UK, 2016)
Es war ein Mord, der nicht nur in Rumänien für Aufruhr sorgte, sondern weltweit in die Schlagzeilen kam. Was auch an den Umständen gelegen hat: Mehrere Geistliche sollen eine Nonne getötet haben, unter sehr brutalen Bedingungen, und das auch noch in einem Kloster! Die Sachlage ist klar, für diesen barbarischen und blasphemischen Akt gehören die Übeltäter schwer bestraft. Kurios ist dabei nur, dass sie behaupten, nicht sie, sondern der Teufel wäre an dem frühen Ableben schuld. Alles Unsinn. Oder etwa doch nicht? Zumindest Journalistin Nicole Rawlins (Sophie Cookson) kommt die Geschichte irgendwie Spanisch vor. Und so macht sie sich auf den Weg in das kleine Dorf, wo sie auf den hilfsbereiten Vater Anton (Corneliu Ulici) stößt, aber auch viel Ablehnung. Und etwas, das ihre Vorstellungskraft auf eine harte Probe stellt.
Kürzlich geisterte die Meldung durchs Netz, das aufgrund der Einspielergebnisse von Annabelle 2 die einst mit Conjuring – Die Heimsuchung gestartete Reihe nun bereits Platz zwei der erfolgreichsten Horrorfranchises belegt – noch vor den Dauerbrennern Saw und Paranormal Activity. Da trifft es sich doch gut, dass es kurze Zeit drauf schon wieder Nachschub gibt. Gewissermaßen. Von den Figuren der Hitfilme lässt sich keine hier blicken, dafür aber stammt die Geschichte von The Crucifixion immerhin aus der Feder von Chad Hayes und Carey W. Hayes. Und die beiden haben seinerzeit den ersten Auftritt der beiden Exorzisten geschrieben, auch die Fortsetzung Conjuring 2 geht auf deren Kreativkonto.
Angriff der Killerklischees!
Dummerweise war die Geschichte aber immer der am wenigsten interessante Aspekt der Dämonenjagd gewesen. Und auch The Crucifixion dürfte nicht unbedingt dazu führen, dass man das Duo mit Drehbuchpreisen überschütten wird. Lediglich die Idee, dass sich ein Dämon – ein solcher steckt natürlich hinter allem – gerne mal an mehreren Opfern versucht, wird nicht ganz so oft in dem Genre verwendet. Ansonsten bedienen sich die beiden so ziemlich jeden Klischees, das einem hier einfallen könnte. Kaum eine Situation, die sich nicht schon selbst erzählt hat, noch bevor sie zu Ende ist. Die Figuren selbst sind ohnehin wie bei den meisten Horrorstreifen lediglich ein Vorwand, um die Hölle auf Erden zu holen.
Die spannendere Frage ist daher: Wie wird der dünne Inhalt umgesetzt? Gerade Conjuring zeigte, dass Kameraspielereien oder auch frische Perspektiven altbekannten Bildern neue Seiten abgewinnen können. Nun ist Xavier Gens (Hitman, The Divide) aber nicht James Wan. Oft, zu oft, ist The Crucifixion ein recht braves Abarbeiten der Horror-Hausaufgaben. Die Jump Scares sind zwar etwas abrupter, als man es die Tage oft sieht, aber dennoch nicht wirklich eindrucksvoll. Dass besessene Menschen plötzlich eigenartige Verrenkungen machen, das sind wir zudem seit einigen Jahrzehnten schon gewohnt und sieht hier oft eher komisch denn gruselig aus.
Stimmige Umgebung, geringe Spannung
Spannend ist der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2017 deshalb auch nicht, das meiste hier ist Horror von der Stange. Der eine oder andere Moment sticht aus der dezenten Langeweile dann aber doch hervor. An einigen Stellen überkommt den französischen Filmemacher dann die Lust, sich ästhetisch auszutoben. Elegant, geradezu kunstvoll wird es, wenn Gens die Zeit anhält oder Details stark vergrößert. Das sorgt zwar nicht für Nervenkitzel, passt auch nicht so ganz hinein, ist aber doch schick anzuschauen. Und das Setting ist ohnehin überaus horrortauglich: ein abgelegenes Dorf in Rumänien, wo die Uhren noch etwas anders ticken und der Aberglaube Amok läuft – das ist eine schön atmosphärische Abwechslung. Geschmälert wird das Vergnügen aber dadurch, dass jede Nonne, jeder Bauer Englisch spricht, mit Akzent natürlich, und einem somit die Illusion raubt, tatsächlich an einen dunklen, abgelegenen Ort gereist zu sein. Da wäre ungeachtet der schwachen Geschichte auch beim Drumherum noch viel mehr möglich gewesen.
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