(OT: „Science Fiction Volume One: The Osiris Child“, Regie: Shane Abbess, Australien, 2016)
In der fernen Zukunft haben die Menschen längst den Weltraum erobert und machen sich immer mehr Planeten zunutze – auch dank der Sträflinge, die für diese Arbeit eingesetzt werden. Bis ein Worst-Case-Szenario auftritt, das keiner überhaupt in Betracht gezogen hatte: In einer Haftanstalt bricht ein extrem gefährlicher Virus aus. Verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Mittel. Und so wird der Beschluss gefasst, das komplette Gefängnis zu zerstören, inklusive aller sich darin befindlichen Menschen, um so eine Verbreitung des Virus zu verhindern. Dem kann Lt. Kane Sommerville (Daniel MacPherson) jedoch nicht tatenlos zusehen, da seine Tochter Indi (Teagan Croft) sich ebenfalls auf dem Planeten aufhält und den Angriff selbst nicht überleben würde. Also widersetzt er sich allen Befehlen, macht sich auf den Weg, sein Mädchen zu retten und erhält dabei ausgerechnet Unterstützung von einem entflohenen Sträfling: Sy Lombrok (Kellan Lutz).
Auch wenn man es als Fan kaum zugeben mag: Dem Science-Fiction-Genre ging es früher schon mal besser. Das liegt auch an den extrem gestiegenen Budgets, die Ausflüge in die Weiten des Weltraums zu einem recht riskanten Unterfangen für die Studios gemacht haben. Achtungserfolge gibt es natürlich immer noch einige, Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht wurde gar einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Filme wie Alien: Covenant, Star Trek Beyond oder Planet der Affen: Survival haben aber gezeigt, dass inzwischen nicht einmal mehr die großen Namen ausreichen. Die Einspielergebnisse fallen häufiger als nicht eher enttäuschend aus.
Schöne Bilder für wenig Geld
Dabei müssen Zukunftsvisionen nicht zwangsweise teuer sein. Das zeigte der australische Filmemacher Shane Abbess zuletzt schon bei Infini, auch sein neuester Film The Osiris Child macht eine vergleichsweise gute Figur. Gerade seine Aufnahmen einer futuristischen Stadt sind sehr nett geworden, die Bilder der High-Tech-Einrichtungen können sich ebenfalls mehr als sehen lassen. Die Wüstenlandschaft des unter Beschuss stehenden Planeten verbreitet zudem schöne Endzeitstimmung. Weniger geglückt sind dafür die etwas seltsamen Monster, mit denen sich unsere beiden Helden später auseinandersetzen müssen – die kurios-trashigen Viecher sind eher für Lacher gut denn für Nervenkitzel.
Inhaltlich ist der Beitrag der Fantasy Filmfest White Nights 2017 ohnehin eher bescheiden. Wo Infini noch mit einem interessanten Grundgedanken auf sich aufmerksam machte – Menschen teleportieren sich mittels Digitalisierung –, verzichtet Abbess hier gleich ganz auf größere Ambitionen. Nachgedacht wird nicht viel, Sprache besteht größtenteils aus Drohgebärden, es wird fleißig geschossen oder anderweitig gekämpft. Das ist in Ordnung, typisches B-Movie-Futter für die typische Videothekenzielgruppe. Dreckiger Popcornspaß eben. Nicht mehr, nicht weniger.
Einfache Geschichte, verschachtelt erzählt
Da auch die Figuren nicht unbedingt durch richtig viel Tiefgang glänzen, griff Abbess, der das Drehbuch mitverfasste, auf einen beliebten Trick zurück: Er verzichtet auf Chronologie. Zwei Handlungsstränge sind es, die er parallel erzählt. Die eine betrifft Kanes verzweifelten Versuch, seine Tochter zu retten. In der anderen erfahren wir, weshalb Sy überhaupt an der Stelle ankam, in der wir ihn das erste Mal getroffen haben. Die sprunghafte Erzählweise ist jedoch nur leidlich erfolgreich. Auf der einen Seite wird die doch sehr gradlinige Rettungsmission unterbrochen, was für ein bisschen mehr Spannung sorgt. Die Auflösung ist jedoch eher unbeholfen und kitschiger, als man es in dem Bereich unbedingt braucht. Sympathisch ist der Versuch, Science-Fiction wieder den Blockbustern zu entreißen. Und wer mal wieder in Stimmung ist für einen Action-B-Movie aus dem Bereich, der darf zugreifen. Neue Impulse setzt The Osiris Child aber sicher nicht.
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