(OT: „This Giant Papier Mache Boulder Is Actually Really Heavy“, Regie: Christian Nicolson, Neuseeland, 2016)
Eigentlich wollten Tom (Christian Nicolson), Jeffrey (Daniel Pujol) und Gavin (Lewis Roscoe) nur ein wenig Spaß auf der Sci-Fi-Convention haben. So viel Spaß man eben haben kann, wenn um einen seltsam gekleidete Menschen herumlaufen, die sich in nicht-irdischen Sprachen über die neueste Actionfigur austauschen. Dann doch lieber einen alten Film schauen. Dachten sie sich. Das mit der Realitätsflucht nimmt aber schnell eigene Dimensionen an: In einer Parallelwelt sind die drei nun selbst Teil eines galaktischen Abenteuers. Während die von ihnen ungeplant gerettete Prinzessin Emmanor (Sez Niederer) eine nicht unwillkommene Begleiterin ist, kann man das von Lord Froth (Joseph Wycoff) kaum behaupten. Werden es die drei Helden schaffen, dem bösen Despoten das Handwerk zu legen?
Wer heuer bei der 8. Ausgabe des /slash Filmfestivals vorbeischaut, könnte meinen, versehentlich in einem Workshop gelandet zu sein. Denn auch wenn es bei Es recht prominent und mit ordentlichem Budget ausgestattet losgeht, im Anschluss haben viele Indie-Filmemacher das Sagen – einige davon werden hier auch ihr Debüt geben. Dave Made a Maze zeigt dabei, dass mit genügend Kreativität nicht nur gigantische Labyrinthe entstehen, sondern auch geringe finanzielle Mittel überwunden werden können. Und auch This Giant Papier Mache Boulder Is Actually Really Heavy – einer der heißesten Anwärter auf den komischsten Filmtitel des Jahres – trägt stolz sein nicht vorhandenes Budget vor sich her.
Trash aus vollem Herzen
Das hat Charme, keinen Zweifel. Wo andere ihre Effekte verstecken oder schönzureden versuchen, geht Christian Nicolson – Regisseur, Co-Autor und Hauptdarsteller – gleich in die Vollen. Frei nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ lässt er Spielzeuge durch die Luft fliegen, steckt seine Kollegen in die schlimmsten Kostüme, die man sich vorstellen kann, und macht sich im Anschluss darüber lustig. Das hat weniger mit professionellem Filmen zu tun, hier ist man ausschließlich aus Spaß an der Freude an Bord. Dabei sein ist alles. Das Ergebnis? Sekundär.
Zeitweise lässt man sich auch als unbeteiligter Zuschauer von dem gut gelaunten Schwachsinn anstecken. Nicolson appelliert hier eindeutig an Zuschauer, die wie er – und die Conventionsbesucher – mit fürchterlich billigen Science-Fiction-Filmen aufgewachsen sind. Anspielungen an Klassiker sind selbstverständlich vorhanden, hier bedienen stolze Nerds ein Nerdpublikum. Manches hier ist so over the top zusammengeschustert, da wären Filmemacher in den 50ern aus Scham im Boden versunken. Ein gewisses Faible für Trash und Sci-Fi-Grotesken von anno dazumal vorausgesetzt, hat das dann auch einen gewissen Unterhaltungswert. Alternativ kann auch Alkohol helfen. Bei klarem Verstand muss man hier nämlich nicht sein. Sollte es vielleicht besser auch nicht sein.
Ein bisschen dünn für einen ganzen Film
Eine lächerliche Idee ist immer drin, lieber ein Gag zu viel als einer zu wenig. Einer der Höhepunkte ist eine Szene, die eindeutig auf Tatooine aus Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung verweist. Aber auch eine ebenso überdimensionierte wie gefährliche Echse hat die Lacher auf ihrer Seite. Knapp zwei Stunden lang hätte This Giant Papier Mache Boulder Is Actually Really Heavy dann aber doch nicht sein müssen. Vereinzelt wirklich lustige Einfälle müssen sich den Platz mit Leerlauf teilen, mit der Zeit zieht sich die Science-Fiction-Komödie merklich. Der Do-it-yourself-Homevideo-Charme der Neuseeländer mag sie in weit entfernte Galaxien führen, einen ganzen Spielfilm füllt er aber nicht.
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