(OT: „VampyrVidar“, Regie: Fredrik Waldeland/Thomas Aske Berg, Norwegen, 2017)
Richtig toll war das Leben für den Farmer Vidar (Thomas Aske Berg) bislang ja nicht. Eigentlich war es sogar ziemlich beschissen. Mit 33 Jahren noch bei der Mama zu wohnen? Das ist demütigend. Und unpraktisch: Kein Wunder, dass er keine Frau abbekommt. Als er eines Abends vor dem Zubettgehen betet, dass er doch möglichst viele Frauen vernaschen möge, wird er von Jesus (Brigt Skrettingland) erhört. Tatsächlich wird sein Leben in Zukunft ganz anders sein. Er verfügt über diverse Kräfte, lässt sich von nichts unterkriegen, nicht einmal vom Tod. Schließlich ist Vidar jetzt ein Vampir. Aber auch das ist irgendwie nicht so das Wahre, weshalb er nun Hilfe bei einem Psychologen (Kim Sønderholm) sucht.
Er wollte schon immer mal in einem Vampirfilm mitspielen, erklärte Thomas Aske Berg dem Publikum des Fantasy Filmfests auf die Frage, weshalb er Vidar the Vampire drehte. Dumm nur: In Norwegen gibt es so etwas nicht. Also musste er es selbst machen. Tatsächlich ist das skandinavische Land Im Gegensatz zu seinen Nachbarn eher weniger in fantastischen Gefilden unterwegs. Während Schweden (So finster die Nacht, Jordskott – Die Rache des Waldes), Dänemark (When Animals Dream, What We Become) und Finnland (Demonic Possession) immer mal wieder mit Ausflügen in die Horrorwelt punkten, sieht es in Norwegen anderweitig düster aus. Thale – Ein dunkles Geheimnis war eine der wenigen Ausnahmen. Und auch die liegt bereits Jahre zurück.
Der Charme des fehlenden Geldes
Entsprechend wenig Geld standen den Jungs zur Verfügung. In dem eher auf Dramen spezialisierten Land fand sich einfach niemand, der die Geschichte finanzieren wollte. Berg und die anderen waren daher gezwungen, nebenher zu arbeiten, um den Film überhaupt gestemmt zu bekommen. Wo auch immer es ging, wurde gespart. Das kommt Vidar the Vampire teilweise zugute, teilweise wird es zum Hindernis. Nennenswerte Effekte gibt es hier nicht, alles sieht zwangsweise sehr billig aus. Aber es macht gleichzeitig den Charme dieses Low-Budget-Werks aus: Der Film sieht aus wie ein Homevideo, das man just for fun gedreht hat. Eines, das aber eben nicht im Wohnzimmer gezeigt wird, sondern in einem Kinosaal.
Das passt dann auch zum Inhalt, der sich jeglicher größeren Ambitionen verweigert. Eine ausgefeilte Geschichte soll gar nicht erzählt werden, hier albern eine Horde Jungs herum, wetteifern, wer den größten Quatsch verzapft. Eine blöde Idee jagt die nächste, Vidar the Vampire ist bewusster Trash, der nichts und niemanden ernst nimmt. Das könnte sensibel veranlagte gläubige Menschen irritieren. Vielleicht sogar mehr. Dass ein Mann, der sich als Jesus ausgibt, auf eine höchst unsittliche Weise Vampire zeugt, das ist nicht gerade nett. Das Leben, das dieser Jesus lebt, ist es auch nicht. Eigentlich dreht sich in dem Film fast alles um Sex und Alkohol, gern auch in dieser Kombination. Manchmal wird auch ein bisschen Gewalt ausgeübt, damit der Vampir nicht ganz blutleer ausgeht. Häufiger als nicht geht dabei jedoch etwas schief, Vidar schafft es einfach nicht, sein neues Leben in den Griff zu bekommen.
Die wenig spannende Jagd auf den Witz
Spannend ist dieses Herumgeeier nicht. Berg verwendet zwar Horrorelemente, ohne mit diesen aber Horror zu erzeugen. Ja, es wird düster, es wird auch blutig. Aber das geschieht immer auf eine derart groteske und übertriebene Weise, dass dies kaum zum Schaudern einlädt. Das wäre in Ordnung, wenn der Humor mehr hergeben würde. Der gefällt sich aber zu sehr darin, Provokationen und Geschmacklosigkeiten anzuhäufen, in der Hoffnung, dass das alleine schon lustig ist. Das ist es aber nur selten. Einiges wird tatsächlich so absurd, dass es einen immerhin amüsiert. Und sympathisch ist ein derartiges Do-it-yourself-Programm ohnehin meistens: Man merkt Vidar the Vampire ein, dass hier viel künstliches Herzblut floss. Das allein macht einen Film aber noch nicht sehenswert. Viele Stellen waren beim Drehen sicher lustiger als beim Zuschauen. Es fehlen einfach die zündenden Ideen und cleveren Gags, um aus der witzigen Prämisse auch einen witzigen Film zu machen. Zu oft plätschert die Horrorkomödie vor sich hin, da wäre mehr echter Biss gut gewesen.
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