Watu Wote

Watu Wote

(OT: „Watu Wote“, Regie: Katja Benrath, Deutschland/Kenia, 2016)

Watu Wote
„Watu Wote“ läuft im Rahmen des 25. Filmfests Hamburg (5. bis 14. Oktober 2017)

Die Bundestagswahl ist gerade vorbei, mit einem erschreckenden Ergebnis: Islamhetzer sitzen jetzt im Parlament, andere Parteien haben bereits angekündigt, sich ihnen inhaltlich stärker annähern zu wollen. Keine sehr schöne Aussicht für die nächsten Jahre. Da ist es fast schon tröstlich, sich zwischendurch Watu Wote anzuschauen. Nicht weil die Situation dort besser wäre. Im Gegenteil: Der Kurzfilm spielt an der Grenze zwischen Kenia und Somalia, wo der Kampf zwischen Christen und Muslimen blutige Ausmaße angenommen hat. Ob sie denn Polizeischutz bekommen, fragt eine ängstliche Mutter, als sie in den Bus steigt. Denn die Fahrt bedeutet gleichzeitig immer Lebensgefahr. Regelmäßig werden Menschen überfallen, Angehörige der „falschen“ Religion sofort exekutiert.

Und doch erzählt Regisseurin Katja Benrath bei ihrem Abschlussfilm eine Geschichte, die nicht verteufelt, sondern Mut macht. Basierend auf einer wahren Begebenheit von Ende 2015 folgen wir einer jungen Christin, deren Mann zuvor von Muslimen ermordet wurde. Entsprechend unbehaglich fühlt sie sich in dem Bus, dessen Passagiere sich zum Großteil aus Andersgläubigen zusammensetzen. Watu Wote fängt dieses Gefühl auch sehr schön ein. Ein Gefühl der Isolation, des Ausgeliefertseins. Fast meint man hier, einen Thriller vor sich zu haben, denn die Bedrohung kündigt sich an, in finsteren Blicken, düsteren Bildern. Doch so fremd sich die verschiedenen Parteien in dem Bus auch sind, so erfährt die junge Frau doch viel Solidarität, als die Terroristen anrücken und jeden Christen erschießen wollen. Wenn es darauf ankommt, steht nicht die Religion an erster Stelle, sondern der Mensch.

Allgemein sollen in dem afrikanischen Land Beispiele für Versöhnung und Austausch zu finden sein. Die Menschen halten zusammen, unabhängig vom Glauben, widersetzen sich dem Horror der Unmenschen. Watu Wote, das auf diversen Filmfesten läuft – beispielsweise demnächst auf dem Filmfest Hamburg – soll stellvertretend für diese positiven Entwicklungen herhalten. Begleitet von ruhiger Musik und eingebettet in schöne Bilder der afrikanischen Steppe wird der Schrecken zu einer Art Feel-Good-Drama, zu einem Aufruf für Toleranz und Mut. Und doch lässt einen der Kurzfilm mit gemischten Gefühlen zurück. Denn der Einsatz ist hoch, auf manche Helden wartet nicht der Ruhm, sondern der Tod. Es ist nicht einmal sicher, ob der Weg überhaupt irgendwohin führt. Aber der Gewinner des Student Academy Awards fordert auf, es dennoch zu versuchen, nicht kampflos aufzugeben. Daran zu glauben, dass die Zukunft eine bessere sein kann, als es einem die Hetzer weismachen wollen. Und alleine dafür darf man schon mal dankbar sein.



(Anzeige)

„Watu Wote“ erzählt die wahre Geschichte einer großen Solidarität zwischen Christen und Muslimen. Auch wenn es düster anfängt und der Kampf für Toleranz nicht immer belohnt wird, fordert der Kurzfilm doch dazu auf, sich für mehr miteinander einzusetzen.
7
von 10