Ayny

(OT: „Ayny – My Second Eye“, Regie: Ahmad Saleh, Deutschland/Jordanien/Palästina, 2016)

AynyStop Motion wird analog zu den meisten Formen der Animationstechnik ganz gerne mal mit reinen Kindergeschichten gleichgesetzt. Das ist auf der einen Seite naheliegend, schließlich kommen die meisten Werke aus dem Bereich oder suchen allenfalls – wie bei Laika oder Aardman Animations – die Brücke zwischen Jung und Alt. Vereinzelt zeigen Filmemacher aber auch, dass sich diese Technik ebenso dafür eignet, düstere Geschichten zu erzählen. Das bizarre We Are the Strange ist so ein Beispiel. Und auch Ayny ist eher weniger dazu gedacht, Kinderaugen zum Strahlen zu bringen. Dann schon eher zum Weinen, vor lauter Schock.

Viele Jahre hat Ahmad Saleh dann auch die traumatischen Bilder in seinem Kopf und Herzen getragen, bis er sie in Form eines Kurzfilms verarbeiten konnte. Und es ist eine recht ungewöhnliche Form. Nicht nur, dass er Puppen nahm, um damit das Schicksal zweier Kriegskinder aufzuzeigen. Er gab ihnen zudem ein verträumtes, geradezu poetisches Ambiente. Leicht surreal auch. Sphärische Klänge und ein leichtes Windrauschen ummalen die Wüstenkulisse, die Hintergründe verschwinden im Staub. Die Umhänge wehen leicht, während die Figuren stillstehen. Von Blumen und Häusern ist die Rede, die voneinander geboren werden. Von Musik, welche die Blume rettet.

Nein, konkret ist in Ayny nichts. Zwischen Fiktion und Dokumentation, zwischen Experiment und Erinnerung wandelt der Film umher, zieht in seinen Bann, ohne viel zu tun oder zu sagen. Das folgt keiner klaren Dramaturgie, auch ein wirkliches Ziel taucht nicht aus dem Wüstensand hervor. Und die Technik kann es ohnehin nicht mit den großen Vorbildern oben aufnehmen. Das macht den Gewinner des Studenten-Oscars 2016 zu einem Film, der nicht unbedingt für das breite Publikum gedacht ist. Aber es ist schwer, sich dieser kleinen, tendenziell melancholischen Welt zu entziehen, in der Zauber und Schmerz nah beieinander sind. Saleh gelingt es, den Schrecken des Krieges spür- und sichtbar zu machen, das Publikum zu bewegen, obwohl er sich zurücknimmt und auf das laute Drama verzichtet.



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„Ayny“ ist ein poetischer, surrealer und gleichzeitig grausamer Kurzfilm über den Schrecken des Krieges. Obwohl er sich zurücknimmt und auf das große Drama verzichtet, geht die atmosphärisch inszenierte Geschichte zweier Kriegskinder zu Herzen.
8
von 10