(OT: „Baywatch“, Regie: Seth Gordon, USA, 2017)
Rettungsschwimmer Mitch Buchannon (Dwayne Johnson) hat es gerade echt nicht leicht. Als wäre der Alltag nicht auch so schon aufregend genug, muss er sich jetzt noch zusätzlich um den aufgeblasenen Matt Brody (Zac Efron) kümmern. Der war früher Olympiaschwimmer und soll Teil seines Teams werden – ohne viel von Teamarbeit zu halten. Immer wieder geraten die beiden aneinander, wenn sich Brody mal wieder an keine Regeln halten will. Dabei haben die beiden sowie der Rest der Mannschaft – Summer (Alexandra Daddario), Stephanie (Ilfenesh Hadera), Ronnie (Jon Bass) und C.J. (Kelly Rohrbach) – bald ganz andere Sorgen. Eine Leiche wurde am Strand gefunden. Offiziell heißt es zwar, dass es ein Unfall gewesen sein muss. Doch Mitch ist sich sicher, dass da noch mehr dahintersteckt. Umso mehr, da es nicht bei diesem einen Toten bleiben wird.
Manchmal ist es echt schwer, beim Anblick des aktuellen Kinoprogramms noch zu wissen, welches Jahr wir eigentlich gerade schreiben. Filme werden bis weit über die Schmerzgrenze hinaus fortgesetzt, zwischendrin auch gerne mal wieder von vorne angefangen. Und falls die Filmreste-Verwerter-Experten von Hollywood doch mal nicht weiter wissen, wird eben die TV-Mottenkiste geplündert. Dieses Jahr waren es zwei Serien, die noch einmal kräftig die Kasse klingeln lassen sollten. Während CHiPs jedoch völlig baden ging, erfreute sich Baywatch immerhin in einigen Ländern größerer Beliebtheit – darunter in Deutschland.
In Erinnerung an früher
Dass mag daran liegen, dass die Erinnerungen an David Hasselhoff, der damals nach Knight Rider einen zweiten Frühling erlebte, hierzulande noch etwas wohlwollender ausfallen. Oder daran, dass die Rettungsschwimmer immerhin bis 2001 unterwegs waren, während die Highway-Polizisten schon 1983 in den Serienruhestand gingen. Nicht zuletzt ist Baywatch jedoch der bessere Film und sehr viel näher dran an dem, was die Vorlage damals auszeichnete. Oder zumindest zu dem machte, was sie war: eine übertriebene Strand-Drama-Serie mit viel Eyecandy.
Dass soll nicht bedeuten, dass Baywatch gut wäre. Oder anspruchsvoll. Die Witze hier sind meistens genauso blöd wie bei den Kollegen. Man vergriff sich aber nicht annähernd so schlimm im Ton und hielt die Witze meistens wenigsten kurz. Ja, es gibt sie, die derben und oft altbackenen Zoten. Wer kann heute noch ernsthaft darüber lachen, wenn Männer widerwillig Geschlechtsteile anderer Männer anfassen müssen? Und auch der Dialog über das Betrachten oder Nichtbetrachten von Brüsten der weiblichen Kollegen lässt einen wohlig vor sich hin dösen. Spannend ist der Film ja ohnehin nicht. Was hinter den Toten steckt, wird früh verraten, die Suche nach den Tätern ist ebenso stereotyp wie die diversen zwischenmenschlichen Fallstricke. Dass beispielsweise aus dem überheblichen Eigenbrötler Brody später ein wichtiges Teammitglied wird, das steht schon fest, noch bevor der erste Satz gefallen ist.
Nicht wirklich gut, aber brauchbar
Erzählerische Ambitionen hat der Film nicht, die lange schwierige Geburt – schon 2004 wurde ein Film angekündigt – führte nicht zu mehr Tiefgang. Als oberflächliches Strandabenteuer geht Baywatch aber in Ordnung: Es gibt schöne Menschen, schöne Naturaufnahmen. Und manchmal auch schön absurde Einfälle, gerade auch bei dem völlig bescheuerten Kriminalfall. Ein bisschen Selbstironie und Anspielungen dürfen beim Reboot von heute ohnehin nicht fehlen, prominente Gastauftritte inklusive. Ganz nett ist zum Beispiel, dass hier eigentlich niemand die Rettungsschwimmer ernstnehmen will. Das ist nicht viel, erfüllt aber die Minimalanforderungen an eine Actionkomödie, die an einem vorbeirauscht, ohne viel gedankliche Eigenleistung zu fordern.
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