(OT: „Captain Underpants: The First Epic Movie“, Regie: David Soren, USA, 2017)
George und Harold sind die besten Freunde, die man sich vorstellen kann. Ein echtes Traumteam sozusagen. Außer für die Lehrer natürlich. Vor allem der gemeine Schuldirektor Mr. Krupp hat sehr wenig für die ständigen Streiche der beiden Schüler übrig. Als er sie bei einer neuen Missetat in flagranti erwischt, hat er endlich den ersehnten Anlass, die beiden in verschiedene Klassen zu stecken und so für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Dabei hat er jedoch die Rechnung ohne den Hypnosering gemacht, den die beiden dabei haben. Bye Bye Mr. Krupp, hello Captain Underpants. Wie in den Comics, welche die zwei zeichnen, wird er zu einem nur in Unterwäsche bekleideten Superhelden. Und das genau zum rechten Zeitpunkt, schließlich treibt der zwielichtige Professor Poopypants seit Neuestem sein Unwesen an der Schule.
Und erneut wühlen DreamWorks Animation erfolgreich in dem reichhaltigen Kinderbuchfundus, um daraus einen Spaß für die ganze Familie zu machen. Nachdem sie im Frühjahr in The Boss Baby leidgeplagten Eltern von der Seele sprachen, die unter der tyrannischen Herrschaft ihres Nachwuchses zu leiden haben, wenden sie sich dieses Mal der Schulzeit zu. Genauer der Schulzeit, wie sie Dav Pilkey in seinen Büchern darstellt – eine Mischung aus vorpubertären Geschichten und einer Prise Meta-Humor.
Irgendwo zwischen kindisch und ziemlich Meta
Das ist bei der Umsetzung ziemlich ähnlich. Da schütten sich im einen Moment die Schüler aus vor Lachen, als sie den Namen Poopypants hören. Im nächsten gibt es einen genüsslichen Seitenhieb auf die Superhelden dieser Welt. Auch andere Späße werden an dem jungen Zielpublikum eher vorbeigehen, wenn es um den grundsätzlichen Aufbau von Geschichten bzw. Filmen im Allgemeinen geht. Erwachsene dürfen dafür etwas abschalten, wenn dann doch mal wieder Toilettenwitze ausgegraben werden – wortwörtlich.
Was beide Zielgruppen aber an die Leinwand locken sollte, ist das leidenschaftliche Bekenntnis zur Anarchie. Nicht nur, dass George und Harold regelmäßig über die Strenge schlagen und absoluten Quatsch veranstalten. Der Film selbst ist nur selten vorhersehbar, zaubert in den unwahrscheinlichsten Momenten ein Kaninchen aus dem Zauberhut. Oder eine Schildkröte. Oder Delfine natürlich, denn die dürfen in keiner guten Geschichte fehlen. Nicholas Stoller (Die Muppets, Störche – Abenteuer im Anflug), der hier das Drehbuch schrieb, konnte sich so richtig austoben, ohne sich an störende Faktoren wie Logik, Wahrscheinlichkeit oder guten Geschmack halten zu müssen.
Optisch klarer Fall: Alles kann, nix muss
Visuell ist Captain Underpants ebenso unberechenbar. Grundsätzlich erinnert der Film an Die Peanuts – Der Film, kombiniert ebenfalls eine CGI-Optik mit stilisierten, sehr angenehmen Comicsensibilitäten. Gleichzeitig werden aber auch andere Stile eingebaut, von 2D bis zu einer fantastischen Puppenimitation. Das hat mit den üblichen Blockbusterbildern nur wenig zu tun, weder den eigenen, noch denen der Konkurrenz. Das mag an der Vorlage liegen oder auch daran, dass hier DreamWorks Animation mit Mikros Image kooperierte, die unter anderem bei Der kleine Prinz und Sahara mitgearbeitet haben.
Sehenswert ist der Film allein schon für die vielen liebevollen Details, ist trotz des vergleichsweise geringen Budgets der visuell vermutlich kreativste Film eines Animationsmajors dieses Jahres. Der Inhalt kann es zwar nicht immer mit der Verpackung aufnehmen – Kindern wird Captain Underpants zu abgehoben sein, für Erwachsene ist er zu brav. Der Film ist insgesamt dann auch nicht ganz so supertoll, wie es der eigene Untertitel behauptet. Aber er ist unterhaltsam und sympathisch, eine willkommene Abwechslung in der bunten Einöde, welche der Kinderanimationsbereich häufig darstellt.
(Anzeige)