(OT: „Plan De Fuga“, Regie: Iñaki Dorronsoro, Spanien, 2016)
30 Millionen Dollar, das ist doch mal ein stolzer Betrag! Ebenso viel soll in einer Schweizer Bank schon auf neue Besitzer warten. Und die russische Mafia hat da eine ziemlich genaue Vorstellung, wer dieser Besitzer sein könnte. Helfen soll ihr dabei Victor (Alain Hernández), der sich auf Lötarbeiten und Diebestouren gleichermaßen versteht. Allerdings trägt er auch ein unschönes Geheimnis mit sich, das er ganz gerne für sich behalten würde. Dummerweise weiß aber auch der Drogenjunkie Rápido (Javier Gutiérrez) von diesem Geheimnis, was die geplante Zusammenarbeit ein klein wenig erschwert. Und dann wäre da noch Interpol, die traditionell nicht wirklich viel für Bankräuber übrig haben.
Das spanische Kino hat sich in den letzten Jahren als erstklassiger Lieferant von Genreware etabliert. Mörderland – La Isla Mínima war ein weltweiter Kritikerliebling, Der unsichtbare Gast stürmte sogar die Top 10 in China und Südkorea – was spanischen Produktionen nun wirklich nicht oft gelingt. Und so ist die Vorfreude auch immer groß, wenn mal wieder Nachschub angekündigt wird. Umso mehr, wenn auch noch Luis Tosar eine Rolle spielt, der unter anderem in Sleep Tight und Jeder gegen Jeden mitgewirkt hat. Letzterer bietet sich gleich doppelt als Vergleich an, auch hier geht es darum, eine Bank auszurauben – von dem gleichklingenden Titel ganz zu schweigen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Und doch stimmt der Vergleich nicht so ganz. Auch wenn werbewirksam der Bankraub an sich in den Vordergrund gestellt wird und der auch eine beeindruckende Materialschlacht ist: Er nimmt nur einen relativ kleinen Teil der Geschichte ein. Stattdessen ist es eher Victor, der im Vordergrund steht. Da wäre beispielsweise die Prostituierte Helena (Alba Galocha) , die regelmäßig bei ihm vorbeischaut. Und natürlich wird auch das Geheimnis eine größere Rolle spielen. Aber das Ergebnis ist nicht so dramatisch, wie man vielleicht annehmen würde, Einer gegen alle ist ein erstaunlich ruhiger Vertreter des spanischen Genrefilms.
Das lässt den Charakterdarstellern ungewohnt viel Raum, sich auch mal ein klein wenig zu entfalten. Auf der anderen Seite bedeutet es aber auch, dass der eine oder andere Zuschauer hier ziemlich gelangweilt sein dürfte. Es passiert lange Zeit kaum etwas – auch wenn Einer gegen alle nur rund 105 Minuten dauert, kommt er einem zwischendurch länger vor. Immerhin ist der Thriller, wenn schon nicht durchgehend aufregend, doch immerhin überraschend. Iñaki Dorronsoro, der hier Regie führte und das Drehbuch schrieb, baute eine Wendung ein, die man selbst als alter Hase nicht unbedingt vorhergesehen hat. Dafür lohnt sich der Film dann durchaus, auch für die düstere bis melancholische Stimmung, die hier herrscht. Mit der nationalen Spitze kann es dieser Bankraub dann aber doch nicht aufnehmen.
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