Fairy Tail Vol 1
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(OT: „Fairy Tail – Vol. 1“, Regie: Shinji Ishihara, Japan, 2009/2010)

Fairy Tail Box 1
„Fairy Tail – Vol. 1“ ist seit 27. Oktober 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

So ein bisschen Magie hat noch niemandem geschadet. Der Ansicht sind zumindest die Bewohner von Fiore, wo Zauberei so alltäglich wie Brot oder Schuhe ist. Manche sind natürlich etwas begabter oder auch ambitionierter, was den Umgang mit der Materie angeht. Oft schließen die sich in Gilden zusammen, um so das Beste aus ihrem Potenzial herauszuholen. Auch Lucy, die sich auf Stellarmagie versteht, hat den Plan gefasst, sich mit anderen zusammenzuschließen. Und sie weiß auch schon, wer das sein soll: die Gilde Fairy Tail! Leider geht dieser Plan nicht so ganz auf, noch bevor sie beitreten kann, geht sie einem Hochstapler auf den Leim. Aber auch als sie später den tatsächlichen Mitgliedern begegnet, etwa dem Feuermagier Natsu oder der sprechenden Katze Happy, läuft es nicht ganz so wie gedacht. Schließlich stolpert das frisch gebackene Team ständig in neue und gefährliche Abenteuer.

Na also, geht doch. Es hat zwar Jahre gebraucht und viele, viele bettelnde Leserbriefe, aber dann wurde das Flehen der Fans doch noch erhört: Fairy Tail kommt nach Deutschland! Nachdem vor einigen Monaten schon der Kinofilm Dragon Cry im Rahmen der Kazé Anime Nights lief, folgt nun auch die Serie. Besonders schön dabei ist, dass man sich hier von der sonst üblichen Veröffentlichungsweise verabschiedet hat und nicht nur ein paar Folgen, sondern gleich 24 in eine Box packte. Das kommt nicht nur günstiger und spart Platz im knappen Regal, es spart vor allem viel Wartezeit. Und die ist auch so schon lange genug: 277 Folgen wurden bislang produziert, eine finale Staffel ist für 2018 angekündigt. Da gibt es also eine Menge aufzuholen.

Es darf gelacht werden!
Aber lohnt sich das Ganze auch? Die erste Volume zeichnet da noch kein wirklich klares Bild. Unterhaltsam geht es los. Wenn Lucy der von ihr so stark verehrten Gilde beitritt, nur um feststellen zu müssen, dass da ziemlich viele Chaoten unterwegs sind, dann mag das für sie irritierend sein. Als Zuschauer ist der Spaß dafür groß. Ob es der Eismagier Gray ist, der bei jeder sich (nicht) bietenden Gelegenheit seine Hose verliert, Lucys seltsame Sternzeichenwesen oder auch die quirlige Happy, Hiro Mashima hat sich für den zugrundeliegenden Manga schon ein paar nett-kuriose Figuren ausgedacht. Wenn sich die Teammitglieder zusätzlich regelmäßig in die Haare kriegen, da darf man schon ein bisschen nostalgisch an früher denken. An Slayers. An El Hazard. Eine Zeit, in der Fantasyanimes Abenteuer mit Humor zu verbinden wussten.

So komisch der Ausflug nach Fiore aber auch beginnt, schon bald entwickelt sich Fairy Tail in eine etwas andere Richtung weiter. Der heiter-alberne Ton macht plötzlich einem ernsten Platz. Nun werden große Reden geschwungen, vergangene Traumata müssen aufbereitet werden, die Suche nach Schätzen und Abenteuern wird zu einem Drama. Einem sehr langen Drama. Einem zu langen Drama. Nicht, dass Tiefgang etwas Schlechtes wäre, es gäbe genug Kandidaten, denen solcher ganz gut tun würde. Nur geschieht das hier mal wieder mit der Holzhammermethode. Noch dazu ist dieser Holzhammer so abgegriffen, dass er der eigenwilligen Welt nicht gerecht wird, es letztendlich doch auf die altbekannten Klischees hinausläuft.

Kurz, lang, zu lang
Das ließe sich leichter verschmerzen, wenn Fairy Tail an dieser Stelle wenigstens konzentriert vorgehen würde. Aber das ist dann die zweite Überraschung: das Tempo. Was zu Beginn so aussieht wie eine Serie, die nach dem guten alten „Adventure of the Week“-Motto verfährt, zieht es bald vor, gleich auf große Reise zu gehen. Geschichten ziehen sich dann über mehrere Episoden hinweg, teils sogar richtig viele. Auch das ist in der Theorie nicht schlecht, gerade der Wechsel von kurzen und langen Abenteuern kann helfen, der drohenden Formelhaftigkeit zu begegnen. Es hapert jedoch an der konkreten Ausarbeitung. Denn wenn man sich schon die Zeit nimmt, eine Geschichte auszubreiten, dann sollte man auch entsprechend viel zu erzählen haben. Zu oft tritt der Anime aber auf der Stelle, zu oft steht die Frage im Raum: Geht das hier noch mal weiter? Auch deswegen darf man dankbar sein, dass die Volume so viele Folgen enthält, wenigstens heißt es hier nicht Wochen auf Nachschub warten. Potenzial hat die Serie also sicher, die optische Umsetzung durch die Studios A-1 Pictures (Gate – Staffel 1, Sekai Seifuku ~ World Conquest Zvezda Plot) und Satelight (Heat Guy J) passt auch für eine TV-Produktion. Aber da ist dann doch noch ziemlich Luft nach oben, um dem Hype auch wirklich gerecht zu werden.



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Eine Welt voller Magie, eine Welt voller kurioser Figuren. Der humorvolle Einstieg in „Fairy Tail“ macht auf jeden Fall Lust auf mehr. So ganz überzeugt die Serie dann aber zumindest während der ersten 24 Folgen noch nicht: Die Abenteuer sind teilweise zu sehr in die Länge gezogen und unnötig dramatisch, da stimmt die Balance oftmals nicht.
6
von 10