(OT: „Geostorm“, Regie: Dean Devlin, USA, 2017)
Stürme, Erdbeben, Überschwemmungen – in den Jahren haben sich die Naturkatastrophen so stark gehäuft, dass die Erde vor ihrem Untergang stand. Lediglich ein international erbautes Satellitensystem konnte Schlimmeres verhindern, indem es bei Gefahr das Wetter beeinflusste. Das tut es noch immer, aber auf eine unvorhergesehene Weise: Ein ganzes Dorf in Afghanistan wurde erfroren, mitten in der Wüste. Max Lawson (Jim Sturgess), der Leiter des Systems, plädiert für eine komplette Aussetzung der Anlage, bis der Fehler gefunden wurde. Stattdessen beauftragt der US-Außenminister Leonard Dekkom (Ed Harris) den Ingenieur Jake Lawson (Gerard Butler), dort oben nach dem Rechten zu sehen, den Bruder von Max. Der hatte den Satelliten einst selbst entwickelt, wurde aber wegen seiner ständigen Befehlsmissachtungen geschasst und ist seither auch mit seinem Bruder zerstritten. Während Jake nun zusammen mit der Stationsleiterin Ute Fassbinder (Alexandra Maria Lara) im Weltall nach der Ursache der Fehlfunktion sucht, ermitteln Max und die mit ihm verlobte FBI-Agentin Sarah Wilson (Abbie Cornish) auf der Erde. Und haben bald einen furchtbaren Verdacht: Was, wenn diese Katastrophen absichtlich herbeigeführt wurden?
Fast könnten einem die Macher von Geostorm ja leidtun. Immer wieder wurde der Startermin herumgeschoben, um wichtigeren Filmen Platz zu machen. Dann war der Streifen von Produktionsschwierigkeiten geplagt, wurde nach katastrophalen Testscreenings teils neu gedreht. Und jetzt, wo der Film fertig ist und schon seit Längeren in den Startlöchern liegt: Maria. Der Hurrikan verwüstete Puerto Rico, was eine Werbung für einen Naturkatastrophenfilm nahezu unmöglich machte. Und doch will das mit dem Mitleid nicht so ganz funktionieren, zumindest nicht für die Leute, die uns Geostorm eingebrockt haben. Dann schon eher Mitleid für einen selbst, dass man sich das Ergebnis hat ansehen müssen.
Brisantes Thema, schlecht umgesetzt
Dabei ist das Thema ja durchaus aktuell und brisant, gerade in einer Zeit, in der die USA den Kopf in den Sand steckt und sich nicht mehr dafür interessiert, was die Natur so treibt. Katastrophen? Gibt es immer wieder. Hinzu kommt, dass erste Versuche, das Wetter zu beeinflussen, längst unternommen worden sind. Gerade China sieht keinen wirklichen Grund darin, Regen und Sonne als gottgegeben anzunehmen. Mehrere Zentren zur Wettermanipulation sind im Aufbau, um in den nächsten Jahren dem Zufall auf die Sprünge zu helfen. Vor allem die trockenen Regionen sollen sich endlich auf mehr Wasser aus dem Himmel freuen dürfen. Steilvorlagen für einen spannenden, weil relevanten Film waren also gegeben. Umso bedauerlicher, umso ärgerlicher, was stattdessen draus gemacht wurde.
Das Beste zum Auftakt: Die Katastrophen sind sehr ansehnlich geworden. Schön, einige der Spezialeffekte sind ein bisschen zu künstlich geworden. Was dem Film an Glaubwürdigkeit mangelt, das macht er hier aber durch Einfallsreichtum wieder wett. Ob es das besagte Eisdorf in der Wüste ist oder diverse Stürme, Sintfluten oder sonstige Wetterkapriolen, man schöpfte hier wirklich aus dem Vollen. Leider aber nehmen eben diese Katastrophen nur einen vergleichsweisen geringen Teil des Films ein. Sie sind kurz und selten, zwischenzeitlich vergisst man fast, worum es in Geostorm eigentlich geht.
Aufs falsche Pferd gesetzt
Stattdessen konzentriert sich Regisseur und Co-Autor Dean Devlin, der zuvor in erster Linie als Produzent unterwegs war, völlig auf die Figuren. Das darf man natürlich tun, etwas mehr Tiefgang ist bei Actionfilmen ja nie verkehrt. Eben der fehlt aber. Stattdessen dürfen wir uns Ewigkeiten die Streitigkeiten der beiden Brüder anhören, die sich schon nach Nichtigkeiten entzünden. Nachvollziehbar ist die Interaktion eher selten. Aber das ist das geringere Übel. Dass sich Familienmitglieder nicht immer irrational verhalten, diese Erfahrung dürften die meisten schon einmal gemacht haben. Schlimmer ist, dass Max und Jake so schrecklich langweilig und holzschnittartig sind. Gerard Butler (300) ist eben Gerard Butler, tut aber so, als wäre er jetzt ein genialer Erfinder. Und auch Jim Sturgess (Kidnapping Freddy Heineken) findet kein Mittel, um seiner Rolle etwas Interessantes abzugewinnen.
Schön bebilderte Langeweile, ein Wetter-B-Movie mit mehr Budget, so könnte das Fazit noch bis zur Mitte des Films lauten. Doch dann zeigt Geostorm sein wahres Gesicht. Und es ist kein sehr attraktives Gesicht. Immer abstruser wird die Geschichte, stürzt sich in Verschwörungsszenarien und verliert dabei das letzte bisschen Bodenhaftung. Auch das kann noch Spaß machen, ein bisschen Trash hat schon so manchen öden Abend gerettet. Dafür ist das hier aber wieder nicht konsequent genug. So wie hier eigentlich nichts durchdacht ist. Wenn dann zum großen Finale Kitsch und Lächerlichkeit aufeinandertreffen, dann sollte man entweder viel Alkohol oder Humor dabei haben, um unbeschadet aus dem Wirbelwind an Dümmlichkeiten zu kommen. Denn bei diesem Film gibt es keine Gewinner. Nicht einmal die Natur.
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