In Between

In Between

(OT: „Bar Bahar“, Regie: Maysaloun Hamoud, Israel/Frankreich, 2016)

Konventionen? Traditionelle Frauenrollen? Nein, damit können Laila (Mouna Hawa) und Salma (Sana Jammelieh) nur wenig anfangen. Gemeinsam wohnen die beiden Palästinenserinnen in einer Wohnung in Tel Aviv, keine von ihnen lässt sich so schnell etwas sagen. Während Laila tagsüber als toughe Anwältin arbeitet, ist sie nachts unterwegs, um Männer kennenzulernen und Spaß zu haben. Salma möchte den auch, zieht dafür aber weibliche Begleitung vor – wovon ihre konservative Familie nichts ahnt. Beruflich ist sie ebenfalls noch auf der Suche, arbeitet in Bars und bereitet sich auf einen Auftritt als DJ vor. Und dann wäre da noch Nour (Shaden Kanboura), die Dritte im Bunde. Sie zieht ebenfalls in die Wohnung auf Vermittlung durch ihre Cousine. Im Gegensatz zu den beiden ist sie jedoch streng religiös und tut sich anfangs ziemlich schwer, mit den beiden anderen zusammenzuwohnen.

Ein Film über Palästinenser, die in Israel leben, das muss dann ja auf den üblichen Palästinenserkonflikt hinauslaufen. Könnte man meinen. Tatsächlich spielt der in In Between aber nur eine sehr untergeordnete Rolle. Salma muss sich zwischendurch rassistische Kommentare gefallen lassen. Umgekehrt hat Nours Verlobter Wissam (Henry Andrawes) wenig für Tel Aviv übrig, was aber auch Ausdruck seiner grundsätzlichen Ablehnung gegenüber allem auch nur halbwegs Modernem ist. Und auch Religion ist hier eher ein Vorwand. Nicht um den Glauben an sich dreht sich der Film, sondern um die Rolle der Frau in der heutigen Welt. Um ihre Emanzipation von Männern und überholten Lebensentwürfen.

Die Suche nach dem eigenen Platz
In Between, der internationale Titel der israelisch-französischen Produktion, bringt es auf den Punkt: Die drei Frauen sitzen irgendwo zwischen den Stühlen. Zwischen der israelischen und der palästinensischen Kultur. Zwischen ihren eigenen Wünschen und den Erwartungen an sie. Und sie alle haben irgendwo mit der Liebe zu kämpfen. Das tun natürlich viele Menschen, vielleicht sogar ein Großteil der Menschheit. Entsprechend universell ist die Tragikomödie dann auch. Mann muss nicht in Tel Aviv wohnen, um sich mit den drei Frauen identifizieren zu können. Man muss nicht palästinensischer Herkunft sein. Man muss nicht einmal eine Frau sein. Denn auch wenn das alles natürlich eine große Rolle spielt, hier auch so manches Tabu gebrochen wird, am Ende läuft es auf den Kampf um Selbstbehauptung hinaus. Darum, der sein zu dürfen, der man ist oder gerne wäre.

Am schönsten ist das bei dem Eröffnungsfilm vom 2. Queer Film Festival München QFFM, wenn Regisseurin und Drehbuchautorin Maysaloun Hamoud ihre Protagonistinnen einfach mal machen lässt. Die kleinen Alltagssituationen, in denen sich banale wie auch tiefschürfende Konflikte aufzeigen. So grundverschieden die drei auch sind, sie werden sich mit der Zeit näherkommen, mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede entdecken. Das wärmt natürlich das Herz, die drei Protagonistinnen sind manchmal vielleicht etwas anstrengend, aber doch so voller Leben, dass man ihnen nur das Beste wünscht.

Gute Absicht, weniger gute Umsetzung
Das Leben hält jedoch nicht immer das Beste bereit. Und das ist der Bereich, in dem In Between dann doch problematisch wird. Natürlich sind die angesprochenen Themen wichtig, Hamoud bricht hier eine Lanze für all die unterdrückten Frauen. Und kitschige Heileweltparolen haben wir Hollywood sei Dank eh schon mehr als genug. Aber nur weil ein Thema gut ist, ist es die Umsetzung nicht automatisch auch. Es sind die Details und die Feinarbeit, bei denen der Film seine Schwächen hat. Da werden Klischees bemüht, Entwicklungen gehen viel zu schnell, Dialoge und Situationen sind stärker an dem Ergebnis interessiert als an dem Weg dorthin. Wo der Film zuvor mit den leisen und feinen Beobachtungen überzeugte, wird es nun eher plump und grob, verspielt auch seine Glaubwürdigkeit. Und das ist sehr schade, sowohl der thematischen Relevanz als auch der Schauspielerinnen wegen, die als ungleiche Mitbewohnerinnen wunderbar miteinander harmonieren. Sehenswert ist der Film trotz allem, da er das Universelle mit dem Besonderen verknüpft und auch mit dem arabischen Frauenbild aufräumt. Aber da wäre noch mehr drin gewesen.



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„In Between“ erzählt die Geschichte von drei Palästinenserinnen in Tel Aviv und räumt dabei mit so manchem Klischee auf. Das ist insgesamt sehenswert, oft sogar mehr als das: Das wunderbar zusammenspielende Trio steckt voller Leben und zeigt in den alltäglichen Situationen seine Klasse. Sobald die Tragikomödie aber mehr will und aufs Drama setzt, schwächelt der engagierte Film – trotz der wichtigen Themen.
6
von 10