(OT: „King Arthur: Legend of the Sword“, Regie: Guy Ritchie, USA, 2017)
Arthur (Charlie Hunnam) ist ein einfacher Mann, der in den Straßen von London und in der Obhut von Prostituierten aufgewachsen ist. So dachte er zumindest. Dabei war er einst der Sohn eines Königs. Doch der wurde von dessen machtgierigen Bruder Vortigern (Jude Law) ermordet, der daraufhin selbst den Thron bestieg. Erinnerungen daran hat Arthur keine. Bis zu jenem schicksalshaften Tag, an dem er das legendäre Schwert Excalibur aus dem Felsen zieht. Seither wird er von finsteren Visionen geplagt und beginnt zu ahnen, was sich damals tatsächlich zugetragen hat. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Rebellen und einer mystischen Magierin (Àstrid Bergès-Frisbey) nimmt er den Kampf gegen den Tyrannen auf. Der ist jedoch gewillt, für die Verteidigung seines Reiches bis ans äußerste zu gehen.
Mit dem Adaptieren bekannter Stoffe kennt sich Guy Ritchie ja aus. Der letzte Originalfilm des britischen Regisseurs? Liegt schon eine Weile zurück. 2008 war das, die von dem Publikum kaum wahrgenommene Krimikomödie RocknRolla. Danach folgte Sherlock Holmes nebst Fortsetzung, letztes Jahr das Serienreboot Codename U.N.C.L.E. Nun also König Arthur, die wohl bekannteste Saga des Inselreiches. Jeder hat schon mal von ihr gehört, von dem Stein im Felsen, vom mächtigen Magier Merlin. Oder einen der diversen Filme gesehen, die sich des Stoffes angenommen haben.
Ein bisschen anders
Jetzt darf sich eben auch Ritchie daran versuchen, nachdem mehrere vorherige Remake-Versuche gescheitert waren. Und wie immer steht bei der Neuauflage einer derart oft verarbeiteten Vorlage die Frage im Raum: Braucht es das? Kann man überhaupt noch etwas Neues draus machen? Ja und nein. Ritchie hat der Geschichte durchaus seinen Stempel aufgedrückt. Beispielsweise machte er aus Vortigern den Onkel von Arthur, um dessen Feldzug noch eine persönliche Note zu geben. Und natürlich dürfen auch diverse inszenatorische Markenzeichen des Filmemachers nicht fehlen. So richtig überzeugend ist aber beides irgendwie nicht.
Der Versuch auf mehr Dramatik ist beispielsweise ziemlich lieblos. Ritchie verlässt sich allein auf die Situation und erwartet vom Publikum, dass dieses allein deshalb schon mitfiebert. Dafür hätte es aber mehr Persönlichkeit gebraucht. Arthur darf anfangs noch Witz zeigen, der später aber wie der Rest seines Charakters im Getümmel verlorengeht. Und Vortige ist ohnehin nur die Verkörperung von Machtgier. Anstatt aus der Vorlage eine wirkliche Familiensaga zu machen, läuft es dann doch eben nur auf den Kampf des einfachen Volkes gegen einen Despoten hinaus. Das ist sicher auch in der realen Welt da draußen irgendwo relevant. Zu einem echten Kommentar reicht es aber nicht, King Arthur: Legend of the Sword will eben doch „nur“ ein Blockbuster sein, ein bisschen auf den Putz hauen. Interessanter ist da schon die Figur der Magierin. Denn wenn man schon über eine Figur nichts verrät, dann kann man daraus auch gleich ein richtiges Geheimnis machen.
Eine schick monotone Welt
Dafür ist der Rest des Films umso gradliniger. Größere Überraschungen gibt es keine mehr, Ritchie versucht nicht einmal, den Inhalt irgendwie aufzuwerten. Ein bisschen hat Arthur natürlich mit seinem Schicksal zu hadern, ansonsten gibt es hier aber vor allem Schlachtgemälde. Die sehen teilweise recht schick aus, sofern man sich nicht an der etwas eingeschränkten Farbauswahl stößt – in der Welt des verhinderten Königs gibt es eigentlich nur Variationen von Grau und Braun. Das passt sicher zu dem düsteren Inhalt, auch wenn es manchmal etwas dick aufgetragen ist. Es passt jedoch weniger zu den Bestrebungen, eben auch lustig zu sein.
Insgesamt ist King Arthur: Legend of the Sword aber – von den Farben abgesehen – nicht wirklich aus einem Guss. Gerade die besagten Markenzeichen von Ritchie wie Splitscreens oder rückwärts laufendende Szenen sind eher Störfaktoren, da sie nur sehr willkürlich eingesetzt sind. Nervig ist auch dieses schon in Wonder Woman penetrante Unart, dass Kämpfe in einem monotonen Rhythmus von Slow-Motion-Szenen unterbrochen werden. Dynamik kommt auf diese Weise nicht auf, die netten Details können die fehlende Spannung nicht ausgleichen. Richtig spannend ist King Arthur: Legend of the Sword aber ohnehin nicht, dafür ist der Film bei aller Spielerei doch zu konventionell. Zu einem netten Videoabend reicht das Ergebnis dann aber schon, umso mehr, auch weil vergleichbare Big-Budget-Fantasy-Abenteuer ziemlich ausgestorben sind. Sollte Ritchie nach den enttäuschenden Einspielergebnissen dennoch das mal geplante Cinematic Universe vorantreiben, dann darf es dann gern mehr als dieser Bombastminimalismus sein.
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