(OT: „Kizumonogatari: Tekketsu“, Regie: Akiyuki Shinbo/Tatsuya Oishi, Japan, 2016)
Es ist schon eine recht seltsame Geschichte, die der Oberschüler Araragi Koyomi da von Hanekawa Tsubasa hört: Ein blondes Vampirmädchen soll ihr Unwesen treiben. Aber es ist eine Geschichte ganz nach Araragis Geschmack. Tatsächlich findet er die Figur aus den Gerüchten, wenn auch nicht ganz so wie vorgestellt. Arme und Beine wurden ihr abgetrennt, sie selbst ist blutüberströmt. Vampirjäger sollen sie so zugerichtet haben, so sagt die gefährliche Maid namens Kiss-shot Acerola-orion Heart-under-blade. Und nur er, Araragi, könne sie noch retten, wenn er ihr sein Blut lässt. Anfangs überwiegen die Zweifel, später erklärt er sich aber doch noch bereit ihr zu helfen – nur um dann selbst als Vampir wieder zu erwachen.
Jede Geschichte hat irgendwo einen Anfang, selbst wenn sie so eigenartig ist wie die von Bakemonogatari. Nachdem das stilistische Wunderwerk kürzlich nach Jahren der Verspätung doch noch in Deutschland erschien, ist nun bereits Nachschub da. Wie die Serie auch basiert der Anime dabei auf einer Light Novel von Nisio Isin (Katanagatari). Genauer handelt es sich um ein Prequel, das erklärt, wie sich Araragi und die anderen eigentlich kennengelernt haben.
Wenig Ansprüche, wenig Vorkenntnisse
Ein solches Werk ist quasi von Natur aus eher an bestehende Fans gerichtet, die unbedingt mehr von den liebgewonnenen Figuren sehen wollen. Kizumonogatari I, auf Deutsch „Geschichte der Wunde“, bietet sich einerseits auch für Neulinge an: Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, was ideal für einen Quereinstieg ist. Allerdings tut der Anime relativ wenig dafür, dass man sich für die Charaktere interessiert. Hanekawa verschwindet nach dem Einstieg sofort wieder. Und auch wenn Araragi bis zum Schluss dabeibleiben wird, so bleibt der unfreiwillige Neuvampir selbst für jemanden seiner Gattung ziemlich blutleer.
Allgemein sollte sich niemand dem Anime nähern, der einen größeren Anspruch an den Inhalt pflegt. Gerade einmal 64 Minuten ist der Film lang. Nicht viel für eine Geschichte. Aber sehr viel, wenn man keine wirkliche Geschichte zu erzählen hat. So wie hier. Kizumonogatari I nutzt die Zeit in erster Linie, um die Figuren auftreten zu lassen, ein paar Witze zu erzählen, vor allem aber viele sonderbare Bilder einzubauen. Was die Adaption der Light Novel an Gehalt vermissen lässt, das macht sie durch die Verpackung fast vollständig wett.
Ein monochromes Feuerwerk der Bilder
Schon in Bakemonogatari hat das Animationsstudio Shaft (Nisekoi, Puella Magi Madoka Magica) gezeigt, wie viel Spaß es an stilistischen Experimenten hat. Und wie viel Spaß dies auch als Zuschauer macht. Das ist hier nicht anders, durch die spärliche Geschichte rücken die wahnsinnigen Bilder sogar noch mehr in den Vordergrund. Da wird klassisches Zeichentrick mit CGI gekreuzt, untermalt mit der einen oder anderen Realaufnahme. Auch bei der Farbgebung her setzten die Japaner stark auf Kontraste, wenn gelbgeprägte Hintergründe auf starke Rottöne stoßen. Meistens sind es nur wenige Farben, die gleichzeitig zum Einsatz kommen, die werden dafür umso mehr genutzt. Gleiches gilt für die geringe Anzahl an Figuren, die je nach Situation auch schon mal ein anderes Aussehen annehmen können.
Als Einstieg in die Trilogie ist Kizumonogatari I daher trotz allem durchaus einen Blick wert, und sei es nur als Gegenmittel für die vielen optisch kaum voneinander zu unterscheidenden Animes, die derzeit veröffentlicht werden. Denn die stilistische Vielfalt lässt einen teils atemlos zurück. Beim Kizumonogatari II, welches für November angekündigt ist, darf aber gern ein bisschen mehr drinstecken. Schade ist zudem, dass der beträchtliche Horroranteil der Serie hier zurückgefahren wurde, der Film zwar blutig und bizarr ist, aber kaum unheimlich, dafür die albernen Tendenzen beim Prequel prominenter sind.
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