Lommbock
© Wild Bunch Germany

Lommbock

(OT: „Lommbock“, Regie: Christian Zübert, Deutschland, 2017)

Lommbock DVD
„Lommbock“ ist seit 29. September 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Eigentlich hatte Stefan (Lucas Gregorowicz) ja gedacht, sein altes Leben in Deutschland endgültig hinter sich gelassen zu haben. Der Cannabis-Pizzalieferservice „Lammbock“? Längst vergessen. Inzwischen arbeitet er in Dubai als Anwalt und steht kurz davor, die Traumfrau Yasemin (Melanie Winiger) zu heiraten. Ein paar Papiere aus der Heimat fehlen jedoch noch. Aber die sind ja schnell besorgt: Ab ins Flugzeug, kurz nach Deutschland gedüst und wieder zurück – ein todsicherer Plan. Wäre da nur nicht Kai (Moritz Bleibtreu). Mit dem hat er seinerzeit „Lammbock“ geführt. Und richtig viel weiter ist sein alter Freund seither auch nicht gekommen. Es kommt, wie es kommen muss: Ehe Stefan es sich versieht, ist er wieder da, wo er angefangen hat, das Chaos hat ihn wieder eingeholt.

Späte Fortsetzungen scheinen derzeit ja mal wieder im Trend zu sein, vor allem diverse Kultfilme müssen dran glauben. Bemerkenswert ist dabei, dass auch die alten Recken von einst wieder mitspielen – Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht, Blade Runner 2049, T2 Trainspotting, überall gab es ein Wiedersehen mit der alten Crew. Am meisten drängt sich bei Lommbock, dem Nachfolger von Lammbock, natürlich der Vergleich zum britischen Drogenrevival auf. Nicht nur, dass das Thema dasselbe ist, bei beiden Filmen geht es auch maßgeblich darum, was aus den jungen, unbedarften Junkies von einst heute geworden ist.

Es lebe der Stillstand
Antwort: nicht viel. Auf der Insel sind sie praktisch alle gescheitert, bei der deutschen Variante sieht es nicht besser aus. Als Vater des pubertierenden Sohns Jonathan (Louis Hofmann, Die Mitte der Welt) hätte Kai zwar einen guten Anlass, sich aufzuraffen und ein solides Leben zu führen. Klappt aber nicht so recht. Und auch Stefan hat es nur scheinbar geschafft. Glückliche Umstände verhalfen ihm zwar zum Einstieg in ein High-Society-Leben. Dass er dort jedoch nicht hingehört, wird relativ schnell klar. Alte Schwächen halten offensichtlich lange.

Interessant ist dabei, welche Schlüsse die beiden Filme daraus gezogen haben. Während die Figuren in dem überraschend melancholischen T2 Trainspotting tatsächlich über die Vergangenheit nachdenken und reflektieren, wo sie in ihrem Leben gelandet sind, zieht man es in Deutschland vor, einfach nur den Humorhammer zu schwingen. Lerneffekt? Null. Verweise auf die damaligen Ereignisse gibt es natürlich mehr als genug. Da sind Figuren von damals, die für einen Gastauftritt vorbeischauen. Da gibt es Anspielungen, teils in Nebensätzen versteckt. Dass die Fortsetzung lieblos ist, kann man ihr also beim besten (Un-)Willen nicht vorwerfen. Die Frage nach der Qualität ist jedoch schon schwieriger zu beantworten.

Zoten bis zum Einschlafen
Die ganz großen Ambitionen verfolgte man seinerzeit bei Lammbock natürlich auch schon nicht. Damals durfte man bei den pseudophilosophischen , drogengeschwängerten Dialogspinnereien aber doch zumindest schmunzeln. Das ist 16 Jahre später nicht mehr so wirklich drin. Der Komödie fehlt die Frische von damals, was auch an dem Altherrenhumor liegt. Zoten gehen natürlich immer, auch bei Protagonisten, die etwas in die Jahre gekommen sind. Sie sollten aber wenigstens lustig sein. Und überraschend. Wenn sich wie hier der Klamauk aber so früh ankündigt, dass er schon vor der eigentlichen Szene veraltet ist, dann tut man sich und anderen keinen wirklichen Gefallen. Und Witze zu wiederholen – mehrfach –, ist ebenfalls eher unglücklich.

Ein paar absurdere Szenen sind zum Glück aber doch noch drin. Und Leute, die ihr Leben partout nicht auf die Reihe bekommen, sieht man in Filmen auch immer wieder gern – da fühlt man sich gleich sehr viel kompetenter. Nostalgieaffine Zuschauer, bei denen Scherze gern etwas derber sein dürfen, können daher durchaus ihren Spaß haben. Ein wirklich zwingender Grund, warum so spät noch eine derartige Klamotte folgen musste, fällt einem aber wohl höchstens dann ein, wenn man wie die Protagonisten gerade selbst ein wenig benebelt ist.



(Anzeige)

Die Kiffer sind wieder da! Und sie haben nur wenig dazugelernt. Das ist nicht ganz unsympathisch, zumal auch die vielen Anspielungen und Gastauftritte für nostalgische Gefühle sorgen. Gebraucht hätte es die späte Fortsetzung aber wohl eher nicht, dafür ist die Entwicklung zu gering, der Humor selbst auch zu altbacken und plump.
5
von 10