(OT: „My Christmas Dream“, Regie: James Head, Kanada, 2016)
Christina (Danica McKellar, Wunderbare Jahre) ist eine junge Filialleiterin der Kaufhauskette McDougal’s. Neben dem geliebten Job existiert für sie nichts – keine Freizeit, keine Hobbys, Christina widmet ihr komplettes Leben dem Beruf und der angestrebten Karriere. Ein paar Wochen vor dem wichtigsten Ereignis des Jahres, der Eröffnung des alljährigen McDougal’s Weihnachtskabinetts, für welches Christina verantwortlich ist, kündigt sich die berüchtigte Kaufhausbesitzerin Victoria (Deidre Hall) für einen Besuch an. Christina verfällt in puren Stress, da das Weihnachtskabinett noch einer Rumpelkammer gleicht. Als Victoria ihren Mitarbeitern verkündet, dass sie für die neue Filiale in Paris einen Manager sucht, sieht Christina ihre große Chance. Verbissen durch die Vorstellung, ihrem großen Traum der Karriere in Paris so nahe zu sein, trifft Christina unvorsichtige Entscheidungen. Sie entlässt den zuverlässigen Mitarbeiter Kurt (David Haydn-Jones), der sich als künstlerisches Talent herausstellt und das Weihnachtskabinett auf die Beine stellen könnte. Kurts Sohn Cooper (Christian Convery) fungiert schließlich als Verbindungsstück zwischen den beiden und sie nähern sich immer mehr an. Christina kreiert letztendlich mit Kurts Hilfe das Weihnachtskabinett und steht am Ende vor der großen Frage, Paris oder Heimat? Karriere oder Liebe?
Altbekannte Story
Weihnachtsfilme gefallen mir einfach, ich mag die Dekorationen, die Musik, das warme winterliche Gefühl, das langsam in Vorfreude auf die Feiertage mündet. Große Geschichten braucht ein Weihnachtsfilm nicht unbedingt, das ist klar. Wenn ich allerdings schon nach den ersten 10 Minuten weiß, wie die nächsten 73 Minuten aussehen werden, bringt mir auch der pompöseste Weihnachtsschmuck und das Schneegestöber kein feierliches Vergnügen. Fangen wir beim DVD-Cover an. Auf der deutschen Version sehen wir die drei Hauptdarsteller Christina, Kurt und Cooper vor einem wunderschönen Christbaum und einem treu dreinblickenden Labrador. Moment mal, … ein Labrador?! Hab ich da was verpasst? In dem gesamten Film kommt kein einziger Labrador, geschweige denn sonstige Haustiere, vor! Schon klar, Hund + Weihnachten erinnert gleich an großartige Familienfilme wie Ein Hund namens Beethoven; clevere Manipulation durch Marketing! Einen Bezug zum Film sollte das Cover dennoch irgendwo haben.
Eine weitere nervige Kleinigkeit: Christina telefoniert sehr oft mit ihrem Smartphone. Das Display eines Smartphones schaltet sich automatisch aus, wenn wir es beim Telefonieren an unser Ohr drücken – wieso leuchtet Christinas Smartphone jedes mal und wieso fällt das niemandem am Set auf? Ein Kinkerlitzchen, natürlich. Aber eines, das sehr leicht zu vermeiden wäre. Wenn wir gerade dabei sind – viele Szenen wurden im Studio und vor Green Screen gedreht, was leider oft sichtbar wird. Da steht ein Baum im Garten, es schneit wie verrückt, aber kein Blatt bewegt sich. Die Darsteller im Vordergrund wirken reingeschnitten.
Schwächen bei den Charaktere
Die Hauptakteurin Christina schwebt durch ihr geliebtes Kaufhaus, immer adrett gekleidet, immer ein Lächeln auf den Lippen. Den Stress einer Filialleiterin sieht man ihr überhaupt nicht an. Der große Druck, der ihr durch Victoria auferlegt wird, ermöglicht dem Zuschauer endlich einen kurzen Blick hinter die Maske. Einen kurzen, wohl gemerkt. Einen Hauch mehr Verzweiflung wünscht man sich. Einige wenige tollpatschige Handlungen mehr, die uns zum Schmunzeln bringen würden, hätten Christina auf der Sympathieskala viel weiter nach oben geschoben. Es geht immerhin darum, sich zwischen der großen Liebe und einer Top-Karriere zu entscheiden! Eine wichtige Lebensentscheidung, die viel mehr Hin- und Hergerissenheit, Leidenschaft und Angst mit sich ziehen sollte.
Das Allround-Talent Kurt ist ähnlich zu beschreiben; er macht im Laufe der Geschichte keine wirkliche Verwandlung durch. Nach seiner Kündigung wirkt er nur etwas motzig, keinesfalls niedergeschlagen, so wie es sein Sohn Cooper darstellt. Durchweg bewegt er sich, egal was passiert, auf einem Gefühlslevel. Man wünscht sich viel mehr Kampfgeist, viel mehr Biss, immerhin will er doch seine Liebe nicht verlieren! Mehr, mehr, mehr! Demgegenüber steht die Powerfrau Victoria McDougal, die erfolgreiche Business-Woman, der man ihr Alter wahrscheinlich niemals ansehen wird. Victoria zeigt neben einer harten Hand ein liebevolles weiches Herz. Sie bleibt zwar die unnahbare Frau, die über den Dingen steht, trotzdem nehmen wir ihr die liebenswürdige und nach Liebe suchende Frau voll ab.
Christian Convery, der den kleinen Cooper spielt, ist zum Anbeißen süß! Wie die anderen Darsteller auch, passt er wunderbar in die Szenerie des Films. Seine deutsche Synchronstimme ist jedoch nicht ideal gewählt, sie ist zu flach und trägt zu wenige Emotionen. Dadurch wirkt Cooper in manchen Szenen wie eine Marionette und seine kindliche Lockerheit kommt abhanden. Nichtsdestotrotz unterstützt seine Rolle die Geschichte ungemein. Er entwickelt sich vom bockigen Kleinkind zu einem verständnisvollen Jungen und sagt dennoch immer offen heraus, was er denkt.
Das Weihnachtsgefühl
Der Setaufbau gehört ebenfalls zu den großen Stärken des Films: Überall glitzert und glänzt der Weihnachtsschmuck und es schneie sogar ununterbrochen. Die Darsteller sind winterlich schick gekleidet und angenehm ausgeleuchtet. Dass sich allerdings alles um eine riesige Kaufhauskette drehte, die man in der Vorweihnachtszeit eher mit zu vielen Menschen, Stress und leerem Portemonnaie verbindet, verleidet einem die Geschichte ein klein wenig. Da kommt kein Gefühl von Verbundenheit oder einem „Lebenstraum“ auf. Wäre das Kaufhaus ein kleiner Weihnachtsladen, in dem Holzfiguren für die Krippe schon seit Generationen von Hand gefertigt werden und es nicht darum geht, die Kassen zu füllen sondern Menschen glücklich zu machen mit der eigenen Arbeit, sähe das schon ganz anders aus.
Die Romanze zwischen Christina und Kurt ist süß, beide spielen ihre Rollen gut. Die ersten Blicke der beiden verheißen schon mehr als nur Bekanntschaft, was auch nicht weiter schlimm ist. Aus diesem Grund schaut man sich eine Romanze ja schließlich an! Durchschaubar und fast schon langweilig entwickelt sich diese Liebesgeschichte aber leider. Das gewisse Knistern zwischen zwei frisch Verliebten, das uns in den Fernseher rufen lässt „Nun küsst euch doch endlich!!“ sucht man leider vergebens. Man hat das Gefühl, dass die einzelnen Geschehnisse einfach nur Wegpunkte der Story sind, um endlich ans Ende zu gelangen. Zu wenige Emotionen – das trifft es allgemein ganz gut! Sehr schönes Set, angenehme Schauspieler, tolle Musik trifft flache Story, kleine nervige Filmfehler und … wo bleibt der Labrador?
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