(OT: „Never Say Die“, Regie: Yang Song/Chiyu Zhang, China, 2017)
Edison (Allen Ai) ist nicht unbedingt der erfolgreichste Boxer, den es derzeit im MMA gibt. Aber er hat sich ganz gut mit der Situation eingerichtet, sein Manager Dong Ma (Yu Tian) verschafft ihm regelmäßig lukrative Kämpfe, bei denen er im richtigen Moment verlieren muss. Kein Problem für Edison, seit seinem Armbruch vor drei Jahren ist er ein Experte im Verlieren. Sportredakteurin Xiao Ma (Li Ma), die Tochter von Dong, hält jedoch wenig von diesen abgesprochenen Kämpfen, bekämpft diese, wo sie nur kann. Als die beiden etwas unglücklich aneinandergeraten und vom Blitz getroffen werden, geschieht das Unglaubliche: Sie wachen im Körper des anderen auf. Jetzt heißt es nicht nur, sich an die ungewohnte Geschlechterumgebung zu gewöhnen, sondern auch zusammenzuarbeiten. Schließlich haben sie in dem Kämpfer Wu Liang (Haowen Xue) einen gemeinsamen Feind.
Noch vor Kurzem sah es so aus, als würde die Welle immer größerer chinesischer Megaerfolge spurlos an uns vorbeigehen. Filme aus dem Reich der Mitte werden hierzulande ja allgemein eher selten gezeigt, an den Blockbustern schien überhaupt kein Interesse zu bestehen. Doch das hat sich geändert. Im November erscheint die skurrile Meerjungfrauromanze The Mermaid auf DVD, letzten Monat war Wolf Warrior 2 in deutschen Lichtspielhäusern zu sehen – immerhin der erfolgreichste chinesische Film aller Zeiten –, nun schafft es auch Never Say Die in die hiesigen Kinos. Von dem hat das Ausland bislang nur wenig Notiz genommen, daheim hat er aber in nur knapp über zwei Wochen mehr als 250 Millionen Dollar eingespielt. Und ein Ende ist (noch) nicht in Sicht.
Ein Humor, der auch außerhalb Chinas funktioniert
Wie bei den beiden anderen Kollegen so ist es auch hier eher unwahrscheinlich, dass sich durch den Westen die Zahlen wesentlich erhöhen. Ihre Fans sollte die Komödie aber finden, ist sie doch der unterhaltsamste der drei Filme. Und derjenige, der am universellsten ist. Wo The Mermaid mit einem sehr speziellen chinesischen Humor aufwartete und Wolf Warrior 2 auf befremdlichen Patriotismus setzte, hätte Never Say Die weitestgehend problemlos auch in jedem anderen Land gedreht werden können. Man braucht keinen besonderen Bezug zu China zu haben, um hier Spaß zu haben, auch offensichtliche Anspielungen auf die Popkultur halten sich in Grenzen.
Ein bisschen altbacken ist das Motiv des Körpertauschs schon. Never Say Die, welches auf einem Bühnenstück basiert, schafft es aber glücklicherweise, dem bekannten Thema ein paar andere Facetten abzugewinnen. Dass Edison und Xiao sich später ineinander verlieben, ist wie so manches hier ziemlich vorhersehbar. Lustig ist dafür, wie die beiden spinnefeinden Protagonisten anfangs versuchen, sich gegenseitig zu schaden – im Körper des anderen wohlgemerkt. Und auch der obligatorische Ausflug zu einem alten Meister in den Bergen beschert uns eine Reihe schön absurder Momente. Sympathisch ist zudem, dass es hier eben mal nicht darauf hinausläuft, dass Männer und Frauen etwas über das andere Geschlecht lernen. Der Lernfaktor hält sich allgemein sehr in Grenzen.
Ohne Anspruch, aber unterhaltsam
Anspruchsvoll ist das natürlich nicht. Im Gegenteil: Never Say Die ist stolz darauf, richtig albern und blöd zu sein. Wenn der Boxer auf einmal seine weibliche Seite entdeckt, ist das ebenso wenig ambitioniert wie der Einfall, die Sportreporterin übertrieben burschikos werden zu lassen. Und wie es das Umfeld so mit sich bringt, ist der Humor hier in erster Linie körperlicher Natur – Grimassen, Unfälle, der Sturz aus einem Fenster. Aber es funktioniert, der Slapstick beschert uns genügend Momente, in denen man unbeschwert lachen darf. Und auch die späteren Kämpfe, wenn die Komödie sich in einen Sportfilm verwandelt, können sich durchaus sehen lassen. Hauptdarsteller Allen Ai hat zwar so gar nicht die übliche Physis eines Kampfsportlers, die Szenen im Ring machen aber auch so einiges her, sind sogar überraschend brutal. Wem der Sinn nach einer leichten Komödie ist, der ist hier an einer soliden Adresse gelandet. Aber Vorsicht, sie ist nur kurz im Kino zu sehen. Mehr zu den Spielzeiten findet ihr auf der Homepage.
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