(OT: „Potr’ et la fille des eaux“, Regie: Jean-François Laguionie, Frankreich, 1974)
Dass Jean-François Laguionie eine Vorliebe für das Meer hat, das wissen wir nicht erst seit seinem neuesten Film Louise en Hiver, in dem er eine ältere Dame an einen Badeort begleitet. Auch in seinen Kurzfilmen spielte das Wasser immer wieder eine größere Rolle. In seinem ersten La Demoiselle et le Violoncelliste erlebten zwei Menschen bizarre Abenteuer unter Wasser, L’arche de Noé handelte von einer zweiten Sintflut. In Potr’ et la fille des eaux sind es nun ein Mann und eine Meerjungfrau, die sich unsterblich ineinander verlieben und alles dafür tun, um zusammen zu sein. So versucht er mit allen Mitteln, selbst zu einem Meermann zu werden, um ihr nahe sein zu können.
Ein einfaches Märchen
Das ist inhaltlich eher einfacher Natur und wurde in das Gewand eines alten Märchens gehüllt – auch wenn Laguionie dieses selbst erfunden hat. Dass dies nicht unbedingt auf ein kitschiges Ende „und wenn sie nicht gestorben sind“ hinausläuft, das dürfte den meisten klar sein, die das restliche Oeuvre des französischen Filmemachers kennen. Es ist nicht einmal ganz klar, ob er die Versuche der Liebenden gutheißt oder nicht. Ob er sich darüber lustig macht. Ob er – anders als es so viele Liebesgeschichten propagieren – hiermit nicht sogar sagen will: Du kannst nicht alles sein und alles erreichen, was du willst.
Ein bisschen was zum Nachdenken bekommt man bei Potr’ et la fille des eaux also schon. Dennoch ist es einer der weniger interessanten Kurzfilme des Veteranen. Ihm fehlen sowohl der Biss wie auch die surrealen Höhenflüge, welche andere Werke auszeichnen. Auch visuell ist das zwar wie so oft bei ihm Gemälden ähnlich. Die Cut-out-Animationen geben dem Mini auch immer etwas Entrücktes, wie aus einer fremden Welt. Richtig viele erinnerungswürdige Szenen sind dennoch nicht dabei.
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