(OT: Before I Fall, Regie: Ry Russo-Young, USA, 2017)
Samantha (Zoey Deutch), Lindsay (Halston Sage), Ally (Cynthy Wu) und Elody (Medalion Rahimi) sind beste Freundinnen. Gemeinsam gehen sie zur Highschool, freuen sich, dass sie so beliebt sind, und mobben Außenseiterinnen. Am 12. Februar, dem so genannten Cupid Day, besuchen sie eine Party, die einer ihrer Mitschüler ausrichtet. Während der nächtlichen Rückfahrt werden sie in einen Autounfall verwickelt und sterben. Am Morgen des 12. Februar wacht Samantha allerdings quicklebendig auf. Von nun an wiederholt sich dieser Tag solange, bis Samantha alle richtigen Entscheidungen trifft, um aus dem Kreislauf auszubrechen.
Wenn ein Film einen sich ad infinitum repetierenden Tag zum Thema hat, dann führt kein Weg daran vorbei, dass er sich eine Erwähnung von Und täglich grüßt das Murmeltier gefallen lassen muss. Dieser Film ist so einflussreich, dass er in Verbindung mit jedem einzelnen Filme genannt wird, der sich dieses Konzepts bedient – und davon gibt es mittlerweile nicht wenige. Den meisten dieser Filme ist gemein, dass sie – auch wenn sie vielleicht nicht immer die Ursache erklären – feste Regeln haben, wann der Tag endet und wann er beginnt.
Regeln sind für andere da
In Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie ist damit eher nachlässig umgegangen worden. So wird Samantha am ersten Tag um 6:30 Uhr durch ihren Handywecker wach, am zweiten aber um 6:50 Uhr. Für die Änderung der Alarmzeit bleibt als einzige Erklärung ein Filmfehler übrig, was aber wiederum nicht sein kann, da das Handydisplay jedes Mal im Closeup gezeigt wird und somit doch eine Absicht dahinter vermutet werden muss. Generell endet Samanthas Tag um 0:39, einmal jedoch gibt es nach dem Einschlafen keinen Reset und sie wird gegen 5 Uhr morgens von einer SMS geweckt. Kurz danach erst wacht sie wieder morgens in ihrem Bett auf und der 12. Februar beginnt erneut (was immerhin mit einem gelungenen filmischen Übergang gezeigt wird).
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie bzw. Regisseurin Ry Russo-Young (Versuchung) halten nichts von Subtilität. In der Schule referiert der Lehrer vor der Klasse über Sisyphos, ein Thema also, das nicht nur eine Parallele des Handlungsverlaufes darstellt, sondern ihn im Grunde bereits vorwegnimmt. Das kann man an sich zwar machen, allerdings sollte man als Filmemacher doch von einer Methode Abstand nehmen, die M. Night Shyamalan bereits in The Happening angewandt hat. Neben Samanthas Bett steht ein Bild von drei Schmetterlingen, symbolisch für den Schmetterlingseffekt, welcher wiederum später indirekt zur Sprache kommt, als Sam den Zuschauer per Voiceover ihre eigene Version davon wissen lässt. Warum sie das Phänomen dahin abändert, den Flügelschlag eines Vogels anstatt als Anschauuungsmaterial zu nehmen, erschließt sich nicht.
Ärgerliche Entscheidungen bei der Umsetzung
Dass Filmemacher immer noch auf Voiceover zurückgreifen, ist generell ärgerlich – insbesondere aber, wenn das Voiceover rein gar nichts zu den visuell übermittelten Informationen beiträgt. Kurz bevor Samantha das dritte Mal am selben Morgen aufwacht, ist zu hören: „It wasn’t a dream. It really happend. Again.“ Wir sehen es doch gerade! Traut die Adaption von Lauren Olivers Roman dem Publikum nicht zu, hinzuschauen? Statt die Szene mit Voiceover zu übertünchen, hätte man gut daran getan, Zoey Deutch ihren inneren Monolog über stilles Schauspiel zu präsentieren. Spielt man die Szene ohne Ton ab, wirkt sie auch gleich viel stärker, da keine Stimme mehr da ist, die vom Geschehen ablenkt. Da Voiceover erst in der Postproduktion hinzugefügt wird, wurde hier eine Fehlentscheidung getroffen, die den Film aktiv und unnötig verschlechtert.
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie hat ein Pacingproblem. Die ersten 20-30 Minuten sind schlichtweg langweilig. Irgendwelche Highschoolmädchen machen, was irgendwelche Highschoolmädchen machen, was außer irgendwelchen Highschoolmädchen eher niemanden interessieren dürfte. Erst ab der zweiten oder dritten Wiederholung des Tages kommt Leben in die Bude und die letzte halbe Stunde kann durchaus als spannend angesehen werden. Was der Film im ersten Akt vernachlässigt, holt er im weiteren Verlauf allerdings zügig nach: Die meisten Charaktere werden von klischeehaften Abziehbildchen zu Menschen mit Hintergrundgeschichte, für die man sich interessieren kann und deren Schicksal einem nicht mehr ganz egal ist. Zoey Deutch (Why Him?, Everybody Wants Some!!) spielt fantastisch in diesem Film, gegeben dass Drehbuch und Regie ihr nicht sonderlich dabei helfen, ihre Rolle zu verkörpern. Allein das Weglassen ihres Voiceovers trüge schon viel dazu bei, dass ihr Schauspiel mehr zur Geltung käme. Der Rest der Mädchenclique hat nicht ganz die Möglichkeiten, sich zu präsentieren, aber das Schauspiel ist durch die Bank weg gut.
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