(OT: „Les Petits Meurtres d’Agatha Christie“, Regie: Éric Woreth/Marc Angelo, Frankreich, 2014/15)
Dieses Jahr haben es Fans von Agatha Christie richtig gut, zumindest solche, welche die Bücher der Queen of Crime lieber in bewegter Form sehen. Die Neuverfilmung Mord im Orient-Express fährt gerade mit einer Vielzahl an großen Stars ein, diverse ältere und sehr seltene Filme – zum Beispiel Das Spinngewebe – werden erstmals auf DVD veröffentlicht. Hinzu kommen gleich mehrere Serien, die eine Reihe klassischer Fälle der englischen Autorin zum Inhalt haben. Mörderische Spiele ist hierbei eine der freisten Interpretationen des bewährten Stoffes. Nicht nur, dass die Serie in das Frankreich der 1950er verlegt wurde, sie führte auch drei neue Ermittler ein: Polizist Swan Laurence (Samuel Labarthe), dessen Sekretärin Marlène Leroy (Élodie Frenck) sowie die Journalistin Alice Avril (Blandine Bellavoir).
Mit den Vorlagen hat dies zum Teil nur noch wenig zu tun. Drei der vier auf Collection 2 enthaltenen Spielfilme basieren eigentlich auf Werken mit Hercule Poirot. Der berühmte belgische Detektiv lässt sich jedoch nirgends blicken. Einfach Mord? wiederum nimmt sich den Roman „Das Sterben in Wychwood“ aus dem Jahr 1939 vor, der schon einmal als TV-Film unter dem Titel Mörderische Leidenschaft verfilmt wurde. In diese vier Geschichte neue Ermittler hineinzuschrieben, ist natürlich etwas trickreich, nicht immer gelingt es so ganz, die Querverbindungen glaubhaft herzustellen.
Nicht alles, was neu ist, ist auch gut
Auch sonst ist das mit der Neuinterpretation hier so eine Sache. Auf der einen Seite ist es schön, dass man zumindest versucht hat, den alten Büchern frische Wendungen mitzugeben. Oftmals sind nur Fragmente geblieben, der Ablauf einer Mordserie zum Beispiel. Gleichzeitig ist nicht jede Änderung aber auch eine Verbesserung. Mord beim Schulfest wartet so mit einem geänderten Motiv auf, das ein bisschen zu sehr konstruiert wurde. Insgesamt ist die zweite Collection aber schon eine Steigerung im Vergleich zur Vorgängerin, als reine Krimis funktionieren die Geschichten hier schon mehr, laden tatsächlich zum Rätseln ein.
Im Gegenzug hat der Humor Federn lassen müssen. Die ersten Fälle des Trios waren teilweise mehr Komödie als Krimi gewesen und setzten besonders auf die drei so ungleichen Titelfiguren. Die Kontraste funktionieren auch dieses Mal gut: Laurence ist ein abgebrühter, gleichzeitig süffisanter Polizist, Marlène ein naiver Marilyn-Monroe-Verschnitt, der ständig in Klatschblättern liest, Alice eine aufgekratzte Journalistin, die bei der Suche nach neuen Artikeln gern in chaotische Situationen gerät. Dass diese Kombination nicht immer gut gehen kann, ist klar – zur Freude des Publikums. Inzwischen ist da aber schon zu viel Routine drin. Wo die ersten Folgen sich noch bemühten, ständige Konflikte einzubauen, inklusive gemeiner Dialoge, schätzt man sich nun zu sehr, als dass dies noch die Frische des Auftakts hätte.
Eine Reise in die Vergangenheit
Dafür ist das Drumherum wieder sehr reizvoll geworden. Mit den exotischen Kulissen etwa von Tod auf dem Nil können es die aus dem Norden Frankreichs natürlich nicht aufnehmen. Mörderische Spiele gleicht dies jedoch mit viel französischem Charme wieder aus und auch der liebevollen Einrichtung um 1960. Wer sich mit den inhaltlichen Änderungen abfinden kann, findet hier also nach wie vor eine sehr nette Krimiserie, die einen sehr reizvollen Kontrast zu den heutigen Kollegen darstellt. Wo andere auf betont düstere Dramen bauen, soll man hier trotz der vielen kleinen Morde eben auch seinen Spaß haben.
(Anzeige)