(OT: „The Star“, Regie: Timothy Reckart, USA, 2017)
Für Esel Bo und Taube Dave gibt es nur einen großen Traum: Mit der königlichen Karawane durch das ganze Land reisen und Teil von etwas ganz Großem zu sein! Der Alltag sieht für Bo jedoch sehr viel bescheidener aus: Jeden Tag im Kreis gehen, um so das Korn zu mahlen. Als ihm doch noch die Flucht gelingt, gerät er jedoch vom Regen in die Traufe. Zwar kümmert sich die hochschwangere Maria liebevoll um ihn, ihr Mann Josef wäre das Tier aber gern gleich wieder los. Die wirklichen Schwierigkeiten kommen aber erst noch. Da eine Prophezeiung besagt, dass ihr Kind der künftige König sein wird, schickt ihr König Herod seine Häscher hinterher. Und nun liegt es ausgerechnet an Bo und seinen tierischen Freunden, das Unglück noch abzuwenden.
Wenn das Jahr zu Ende neigt, werden vor allem zwei Arten von Filmen in die Kinos gebracht, um Familien zu schröpfen: 1. Animationsfilme 2. Weihnachtsfilme. Insofern verwundert es eigentlich, dass schon länger kein Film mehr heraus kam, der beides machte. Weniger verwunderlich ist, dass ausgerechnet Sony Pictures Animation hier auf die Masse schielt. Zum einen haben sie diese Mischung schon einmal versucht, genauer bei Arthur Weihnachtsmann aus dem Jahr 2011 – der qualitative Höhepunkt der nunmehr 14 veröffentlichten Filme des Studios. Dass Letzteres keine falsche Scham kennt beim Versuch, Themen zu kommerzialisieren, das wissen wir zudem seit Emoji – Der Film. Ganz so schlimm ist der neue Film der Amerikaner aber nicht, an den thematischen Vorgänger können sie hier jedoch ebenso wenig anknüpfen.
Tierisch witzig?
Die Idee hinter Bo und der Weihnachtsstern ist dabei eigentlich ganz nett. Im Grunde rütteln sie nicht wirklich an der biblischen Weihnachtsgeschichte, wie man sie letztes Jahr auch in Die Weihnachtsgeschichte der Augsburger Puppenkiste gesehen hat. Sie wird hier nur durch die Augen anwesender Tiere erzählt. Und die haben nun mal eine etwas andere Perspektive. Zudem führt das zu einem unterhaltsamen Running Gag, wenn die Tiere kommunizieren, die Menschen dann aber doch nur wiehern und blöken hören. Auch sonst sind die Tiere der Höhepunkt des Films. Während gerade Maria als hilfsbereiter Gutmensch langweilt, gibt es bei den meist vierbeinigen Begleitern diverse kuriose Gestalten.
So ganz geht der Versuch, Besinnliches mit Witzigem zu kombinieren aber nicht auf. Wohl auch um die wichtige christliche Zielgruppe in den USA nicht zu verprellen – das christlich angelegte Sony-Label Affirm mischte bei Bo und der Weihnachtsstern mit –, durfte man sich bei dem Humor nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Meistens beschränkte man sich auf simple Slapsticknummern, für die man schon sehr jung sein sollte, um seinen Spaß zu haben. Hinzu kommt ein Wortspiel, das in der übersetzten Fassung jedoch so gar nicht funktioniert. So wie viele Pointen ohne größere Wirkung verpuffen oder sich auch zu sehr wiederholen.
Das haben wir schon schöner gesehen …
Ein neuer Weihnachtsklassiker wird auf diese Weise nicht geboren, da fehlte einfach der Mut, wirklich etwas Eigenes auf die Hufe zu stellen. Immerhin ist Bo und der Weihnachtsstern aber doch ein netter Film, der wie zu erwarten Gemeinsamkeit und Zusammenhalt propagiert. Selbst seinen Feinden die Pfoten zu reichen, das kommt doch immer ganz schön. Dass die Optik eher zweckmäßig ist, war wohl auch einkalkuliert. Sie ist sauber, macht keine Fehler, lässt aber doch Detailreichtum vermissen – da zeigt sich das geringe Budget. Da bot der dieses Jahr gestartete Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf aus dem eigenen Haus doch deutlich mehr fürs Auge. Seine Nische sollte der Film aber finden, um trotz der zahlreichen Animationskonkurrenz dieses Weihnachten zumindest einen schönen Profit einzufahren. Und das ist in dieser besinnlichen Zeit ja die Hauptsache.
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