(OT: „Meitantei Konan: Junkoku no Nightmare“, Regie: Kobun Shizuno, Japan, 2016)
Curaçao ist eines der prominentesten und gefährlichsten Mitglieder der Schwarzen Organisation. Zumindest war sie das. Nach einem Einbruch in das Hauptquartier der Sicherheitsbehörde und einer anschließenden Verfolgungsjagd hat sie jedoch ihr komplettes Gedächtnis verloren. Glücklicherweise wird sie jedoch am Tag drauf von Conan und seinen Freunden im Tôto-Aquarium aufgegriffen. Der gewitzte Geheimdetektiv und Ai merken auch schnell, dass etwas mit der schönen Unbekannten nicht stimmt – im Gegensatz zu den übrigen Detective Boys, die einfach nur eine schöne Zeit im Vergnügungspark verbringen wollen. Während die zwei und diverse Geheimdienste versuchen, an wichtige Informationen heranzukommen, ist ihr auch die Schwarze Organisation längst auf den Fersen. Es beginnt ein Wettlauf, der nicht nur über ihr Leben, sondern auch das vieler anderer entscheiden wird.
Dass eine erfolgreiche Mangareihe eine Animeserie spendiert bekommt, das ist eher die Regel als die Ausnahme. Dass dieser Serie noch eigene Filmauskopplungen entspringen, auch das hat man des Öfteren gesehen. Dass diese Filme aber jährlich erscheinen, mittlerweile bei Nummer 20 angekommen sind und dabei von Jahr zu Jahr die Popularität noch zu steigern scheinen, das ist dann doch recht ungewöhnlich. Aber ungewöhnlich war die Kreation von Gosho Aoyama ja von Anfang an gewesen. Ein Hobbydetektiv, der aufgrund eines Anschlags zu einem Jungen zusammenschrumpft und nun heimlich Fälle löst? Das erlebt man nicht alle Tage.
Entwicklung im Plan nicht vorgesehen
Nun sind seit dem Mangadebüt schon 23 Jahre vergangen, auch der Anime hat über 20 auf dem Buckel. Was soll da noch groß geschehen? Bei Detektiv Conan ist das aber ein geringeres Problem als bei anderen Endlosreihen. Dass die Rahmenhandlung gern und oft auf der Stelle tritt, ist sicher nicht schön. Da es hier aber in erster Linie um das Lösen von Fällen geht, ist das Defizit weniger tragisch. Schließlich wurde auch Meisterdetektiven wie Hercule Poirot oder Sherlock Holmes die mangelnde Entwicklung nie vorgeworfen. Die Filme sind zwar nicht minder folgenlos als etwa bei Naruto oder One Piece. Anders als dort erwartet man das bei einem Krimi aber auch nicht.
Wobei man sich bei Der dunkelste Albtraum darüber streiten kann, ob das überhaupt noch unter Krimi fällt. Dass Detektiv Conan manchmal lieber Gas gibt, anstatt über Rätseln zu brüten, das haben wir schon mehrfach sehen dürfen – nicht zuletzt beim Vorgänger Die Sonnenblumen des Infernos. Hier wurde diese Neigung aber vollends auf die Spitze getrieben. Mit einer rasanten Actionszene beginnt der Anime, viele weitere werden folgen. Ein wirklicher Fall ist jedoch weit und breit nicht zu entdecken, Hobbykrimonologen gehen hier komplett leer aus. Selbst die berüchtigten japanischen Worträtsel beschränken sich auf den Anfang.
Ein Witz von einer Actionszene
Nun ist es natürlich Geschmackssache, ob man die grüblerischen oder aktionslastigen Abenteuer des kleinen Detektivs lieber mag. Das Problem ist jedoch, dass eben diese Actionszenen alles andere als überzeugend sind. Mit physikalischen Gesetzen hat es die Reihe ja ohnehin nie wirklich gehabt, bei Der dunkelste Albtraum wird es aber besonders dreist. Was spannend und atemberaubend gemeint war, ist oftmals nur ein schlechter Scherz. Dass das übliche Animationsstudio Tôkyô Movie Shinsha (Lupin III – Das Schloss von Cagliostro, Chie the Brat) auch noch zu billigen CGI-Grafiken greift, setzt dem Trauerspiel die Krone auf. Völlig überzogene Action kann Spaß machen, keine Frage. Siehe Fast & Furious 8. Allerdings wissen die dort sehr genau, dass sie nur Blödsinn machen, bei Detektiv Conan ist der Murks ernst gemeint. Und das verträgt nun mal schlecht.
Was den 20. Teil vor dem Absturz in noch tiefere Regionen bewahrt, ist die interessante Charakterkonstellation. Die Figuren waren schon immer eine Stärke von Aoyamas Werk gewesen. Dieses Mal konzentriert sich der Film jedoch nicht allein auf die humorvolleren Interaktionen der Rasselbande, sondern schickt gleich mehrere Parteien ins Rennen: Neben den Detective Boys und der Schwarzen Organisation mischen diverse Geheimdienste und sonstige (quasi-)polizeilichen Behörden mit. Als Neueinsteiger fällt es vielleicht ein wenig schwer, die diversen Verstrickungen direkt zu durchschauen. Zumindest aber ist Der dunkelste Albtraum durch die diversen Nebenhelden eine wohltuende Abwechslung zum normalen Modus Operandi, demzufolge alle Denkarbeit allein Conan zufällt. Zusammen mit der düsteren Atmosphäre und dem nostalgisch stimmenden Setting – mit einem Vergnügungspark gingen die Abenteuer des Kinderschnüfflers los – findet man also schon ein bisschen was, das hier Spaß macht. Für einen Jubiläumstitel hätte es gern aber mehr sein dürfen.
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